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09.08.2022

Endloslinie in der Wüste

Megastadt für Saudi-Arabien vorgestellt


Für Saudi-Arabien und Kronprinz Mohammed bin Salman scheint die Sache klar: etwas positive Publicity kann dem Königreich nach der vielen Kritik in den letzten Jahren nicht schaden. Vor Kurzem wurden darum neue Bilder der bereits 2017 erstmalig lancierten Megastadt-Initiative Neom vorgestellt. Mit Neom will sich das Land auf eine Zukunft nach dem Öl vorbereiten. Geplant sind Städte, Häfen, Forschungszentren, Gewerbegebiete, Sport- und Unterhaltungsstätten sowie touristische Ziele. Damit soll das Land zum neuen Zuhause für Millionen Menschen werden, die „große Pläne“ haben – so die Presseerklärung.

Das nun konkretisierte Projekt nennt sich „The Line“, und man muss sich zumindest hierzulande keine Sorgen um mögliches „Social Washing“ machen, auch wenn man die weiterhin schwierige Menschenrechtslage auf der arabischen Halbinsel unerwähnt lässt. Denn was sich hinter dem programmatischen Titel verbirgt, ist eine 170 Kilometer lange Megastruktur, die in westlich geprägten Ländern eher fortschrittskritische Reflexe auslösen dürfte. Zu sehen ist ein endlos langer gläserner Baukörper, der auffällig an Superstudios Continuous Monument erinnert. Und das war bekanntlich selbst schon als Utopie-Kritik konzipiert.

Als Bauplatz haben die Neom-Verantwortlichen den Nordwesten des Landes gewählt. Von der Golfküste würde die Struktur über die Wüste und ein Gebirge hinweg bis in ein höhergelegenes Tal nahe der Provinzhauptstadt Tabuk reichen. Bei einer Breite von 200 und einer Höhe von bis zu 500 Metern wäre in der Stadt theoretisch Platz für rund neun Millionen Menschen. Mit dem Endlosbauwerk soll – im Grunde analog zu historischen Bandstadt-Ideen – eine flächenschonende Urbanisierung dank hoher Dichte sowie eine perfekte Erschließung mittels kurzer Wege und schneller öffentlicher Verkehrsmittel erreicht werden. Im Querschnitt bestünde das Projekt aus zwei parallelen Hochhausscheiben und einem begrünten, canyonartigen Zwischenraum, der für kühles Klima sorgen soll.

Mohammed bin Salman versprach bei der Vorstellung des Entwurfs, an dem offenbar auch Morphosis Architects (Santa Monica) als beratendes Architekturbüro beteiligt ist, eine zivilisatorische Revolution, „welche Menschen an die erste Stelle setzt“. Trotzdem ist es angesichts der Science-Fiction-artigen Bildsprache nur schwer möglich, hier nicht auch dystopische Momente zu sehen. Im fahl flackernden Neonlicht sind Filme wie Blade Runner jedenfalls nicht weit. Was aber wiederum nicht bedeuten soll, dass das Projekt nicht trotzdem in vielen Teilen der Welt als Verheißung gesehen werden könnte. (sb)


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