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12.11.2021

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Großer Bildschirm für West Kowloon

M+ Kulturzentrum von Herzog & de Meuron in Hongkong


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Dass in China nicht gekleckert wird, beweist einmal mehr das heute eröffnete M+ Kulturzentrum in Hongkong. Der 65.000 Quadratmeter Nutzfläche umfassende Komplex ist der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts gewidmet. Er gehört zu den größten seiner Art weltweit. Die Eröffnung wird von Berichten über Zensur und nicht gezeigten, aber zur gestifteten Sammlung des Schweizers Uli Sigg gehörenden Werken von Ai Weiwei dominiert. Der Blick auf die Architektur ist jedoch ebenso wichtig wie die Debatte um die Freiheit der Kunst.

Von Friederike Meyer

Der Entwurf für M+ stammt von Herzog & de Meuron, die 2013 einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen hatten und mit den Büros TFP Farrells und ARUP vor Ort im Auftrag der West Kowloon Cultural District Authority zusammenarbeiteten. 16 Stockwerke und fast 100 Meter hoch ragt die schlanke Scheibe in Stahl-Glaskonstruktion aus dem scheinbar schwebenden Sockel. Ihre LED-Fassade dürfte zu den größten und leistungsstärksten der Welt gehören, im dauerhaft blinkenden Hongkong jedoch kaum eine Überraschung sein. Im 130 mal 110 Meter messenden Unterbau passiert überraschend viel Räumliches. Die Tatsache, dass sich unter dem Haus zwei Metrolinien kreuzen, haben die Architekt*innen zum Ausgangspunkt für das mehrgeschossige, von oben belichtete Geflecht aus zahlreichen Ebenen, Emporen und Übergängen genommen.

Das Raumprogramm mit allein 17.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche reicht vom klassischen White Cube über flexible Vorführ- und Mehrzweckräume, ein Auditorium für 400 Menschen, drei Kinos, eine Mediathek, Depoträume und Restauratorenwerkstätten bis hin zum sogenannten Learning Centre. Während im Turm Büros, Restaurants und eine Mitgliederlounge untergebracht sind, erstrecken sich die über 30 Ausstellungsräume in der Ebene, die in Bereiche, benannt nach den vier Himmelsrichtungen, gegliedert sind. Das Dach ist bepflanzt und begehbar. Keramikplatten an der Sockelfassade erinnern an Bambus und sollen Wetter und Wasser spiegeln. Pläne werden derzeit nicht veröffentlicht, Angaben zu Baukosten nicht gemacht.

Für MoMA-Direktor Glenn D. Lowry, der sich mit pathetischen Worten in der Pressemitteilung zitieren lässt, ist die heutige M+Eröffnung das Ereignis der Kunstwelt in diesem Jahr. Nur wenige andere Häuser zeigten größeres Potential, ein neues Kapitel in der zeitgenössischen Kunst aufzuschlagen. Tatsächlich will das Haus ganz vorn in der Kunstwelt mitspielen, vergleicht sich mit dem MoMA und der Tate Modern, die Herzog & de Meuron im Jahr 2000 fertiggestellt und 2016 erweitert hatten.

Parallelen zu London lassen sich in der Projektgeschichte durchaus finden. Wie an der Themse ist es auch in Hongkong ein postindustrieller Raum am Wasser, den es zu gestalten gab. Noch vor 20 Jahren gehörte das Gelände zum Hafen von Hong Kong. Seitdem hat man das Becken Schritt für Schritt aufgefüllt und Land geschaffen für den neuen Stadtteil West Kowloon Cultural District (WKCD), dessen Planungen Ende der 90er Jahre begonnen hatten.

2001 hatte Norman Foster einen Wettbewerb mit dem Vorschlag gewonnen, das 40 Hektar umfassende Gelände mit einem Glasdach zu überspannen. Nach öffentlicher Kritik und einem Wechsel im Chefamt der Sonderverwaltungszone Hongkong wurde 2006 eine Planungsbehörde installiert, man integrierte Interessengruppen in die Planung und entschied 2010 einen weiteren Wettbewerb zugunsten von Foster + Partners, dessen kulturell und mit viel Grünfläche angereichertes Raumprogramm auch das M+ umfasste, das dem WKCD nun als Aushängeschild dient.

Inwiefern das großmaßstäbliche M+ auch einen Vorgeschmack auf Herzog & de Meurons umstrittenes und im Bau befindliches Museum des 2o. Jahrhunderts bietet, lässt sich noch nicht beurteilen. Ziemlich sicher ist jedoch, dass sich Berlin auf eine lange Bauphase einrichten kann.


Zum Thema:

www.mplus.org.hk


Kommentare

6

Andreas K aus MS | 16.11.2021 13:36 Uhr

uneingeschränkt

Spitze! HdM beherrscht einfach jeden Maßstab.
Uneingeschränkte Anerkennung

5

latimer | 15.11.2021 19:08 Uhr

Kultur*zentrum

Sicher ein großer Schritt für HK! Wenn auch noch etwas kahl und kalt, aber der Ort ist ja auch gerade erst eröffnet worden.

Die Möbel in der Lounge sind tatsächlich, wie von @3 angemerkt, "nur" trendy und ich kann das Zeug auch nicht mehr sehen. Es ist halt so hipp, dass alles so "temporär" aussieht, dabei ist das mittlerweile genauso kommerziell, wie alle anderen Moden irgendwann auch. Und es passt auch überhaupt nicht zu diesem Bau. Aber auch diese Mode wird einmal vorbei sein ...

4

STPH | 15.11.2021 10:32 Uhr

@2...

....und braucht nicht vor Scham und teuer im Boden zu versinken.

3

auch ein | 15.11.2021 10:21 Uhr

architekt

so stelle ich mir vor wäre in Karlsruhe das ZKM geworden wenn man damals das OMA-projekt gebaut hätte.
zwar nicht in einer kugel aber sonst genau so!

aber selbst im museum muss man jetzt diese flohmarkt-möbel-lounges anschauen, schrecklich

2

STPH | 15.11.2021 09:57 Uhr

...

Wieder so ein Schaudepot oder Kunstkaufhaus von HDM ohne äußere Formung. Hier aber im Gegensatz zu M20 Berlin städtebaulich mit dem Riesenschirm zur City. Dieser Trakt fehlt dem M20 genau in der Verlängerung der Leipziger Straße. Dann wäre M20 auch Städtebau. Des aufwändigen Ziegelsheds hätte es dann nicht bedurft. Fehlender Städtebau wird immer teuer bezahlt, ist nicht mehr einzuholen.

1

Pekingmensch | 15.11.2021 07:10 Uhr

Kunstmetropole Hong Kong?

Dieses neue Museum und der Kulturdistrikt drumherum, haben (theoretisch) das Potenzial, die Stellung und Reputation von Hong Kong als Kunst- und Kulturmetropole sehr deutlich zu verbessern. Hong Kong ist ja eine sehr wohlhabende Stadt mit einer enormen Millionaersdichte, aber war bislang als Finanz- und Handelszentrum, aber nicht unbedingt fuer seine brodelnde Kulturszene bekannt. Die enormen Investitionen in den West Kowloon Cultural District (mit einer extrem langwierigen und komplizierten Vorgeschichte) werden das hoffentlich aendern, und auch attraktiven oeffentlichen Raum schaffen: eine Promenade am Wasser mit Blick ueber den Hafen nach Central und einen Park am Ende der Promenade - genau das, was in Hong Kong leider lange gefehlt hat. ------------ Was das Museum angeht: Von aussen erstaunlich nuechtern - ein zweites Sydney Opera House wird es, trotz herausragender Lage, wohl nicht werden. Von innen wirken die Eingangsbereiche auf den Fotos auch recht kalt und pragmatisch, die Ausstellungsbereiche in den oberen Geschossen hingegen deutlich angenehmer. Letztlich muss man sich das mal vor Ort anschauen, um es beurteilen zu koennen. ----- Die ganze Wucht des Cultural Districts wird sich auch erst entfalten koennen, wenn weitere Kulturinstitutionen, der oeffentliche Freiraum (Promenade) und die umgebende Mischnutzung (hoffentlich mit Cafes, Restaurants and kleinen Galerien, nicht nur mit Luxus-Geschaeften a la LV, Gucci und Prada) fertig werden. Derzeit ist das Lyric Theatre von UN Studio direkt neben dem M+ in Bau und das Hong Kong Palace Museum von Rocco wird wohl auch bald fertiggestellt sein. Hoffen wir mal, dass das Areal nicht vollkommen durchkommerzialisiert wird - was in HK leider haeufig vorkommt...

 
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Das M+ liegt auf der Halbinsel Kowloon, gegenüber der Skyline von Hongkong.

Das M+ liegt auf der Halbinsel Kowloon, gegenüber der Skyline von Hongkong.

Eine große breite Treppe führt in die Haupthalle im Sockelbereich des Komplexes.

Eine große breite Treppe führt in die Haupthalle im Sockelbereich des Komplexes.

Die Haupthalle wird von oben belichtet und verteilt die Gäste in alle Himmelsrichtungen in die Galeriebereiche.

Die Haupthalle wird von oben belichtet und verteilt die Gäste in alle Himmelsrichtungen in die Galeriebereiche.

M+ Lounge im 11. Stock des Turmes.

M+ Lounge im 11. Stock des Turmes.

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