Wer bei Alexandra Kehayoglou einen Teppich bestellt, weiß was er bekommt: ein flauschiges, dichtes Gewebe unterschiedlicher Grüntöne. Atmosphärische Miniaturlandschaften sind das Markenzeichen der argentinischen Textilkünstlerin, die mit ihren handgearbeiteten Teppichen vor einigen Jahren den Sprung vom luxuriösen Wohnzimmer in den öffentlichen Raum geschafft hat. Spätestens seit Dries van Noten vor zwei Jahren einen 144 Quadratmeter großen Teppich in Buenos Aires orderte, um diesen in Paris als Catwalk für seine Sommerkollektion auszurollen, ist Kehayoglous Arbeit kein Geheimtipp mehr.
Nun also Taipeh, wo MVRDV (Rotterdam/Shanghai) von der JUT Land Development Group beauftragt wurden, in der Firmenzentrale einen Vortragssaal umzubauen. Was auch immer der Beitrag der Niederländer bei diesem Umbau sein mag, prägend ist der raumfüllende Teppich, den Kehayoglou für den Saal mit 176 Plätzen entwarf. Der Bodenbelag ist fast noch brav und kombiniert Camouflage-Muster mit abstrahierten Blüten. Doch sobald der Boden in einem weichen Bogen zur Wand übergeht, intensiviert sich das Geschehen ganz erheblich. Geradezu psychedelisch wirkt das dichte Gefüge der wolligen Grüntöne an den Wänden.
Was bei Kehayoglou meist als Miniaturlandschaft am Boden liegt, wurde hier nicht nur zu einer modernen Tapisserie, sondern zu einem textilen Environment, das den ganzen Raum in intensive Grüntöne taucht. Für die Architekten fungiert das wollige all-over, nicht zuletzt als Gegenort zum städtischen Chaos der Stadt, wie sie schreiben: „Inmitten der Hyper-Urbanität Taipehs, werden die Besucher von einer grünen Traumlandschaft umfangen.“ Ob dieses artifizielle Setting angenehme oder eher bedrückende Träume provoziert, wird jeder anders empfinden. Jedenfalls lässt die Ausstattung des Saals die flauschigen LSD-Fantasien der Siebzigerjahre auf das Schönste wieder auferstehen. (gh)
Fotos: Jut Group
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
4
Winny White | 20.10.2017 11:48 Uhrein Schelm...
wer dabei an die liberale Drogenpolitik der Niederlande denkt. Wenn Winny die erste Ganja Party schmeißt komm ich auch. Dann smoken wir die Wände und hören auch noch die Vögel zwitschern...