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27.08.2025
Märchenhaft entsättigt
Kindergarten bei Mantua von Archiplan Studio
Schrumpfende Dörfer in Italien: Seit seinen Spitzenzeiten vor 75 Jahren hat sich die Einwohnerschaft von San Giacomo delle Segnate fast halbiert. Inzwischen leben nur noch knapp 1.500 Menschen in der kleinen Gemeinde. Die liegt in der Po-Ebene rund 25 Kilometer von Mantua entfernt, auf halbem Weg Richtung Ferrara. Aufgeben möchte die Gemeindeverwaltung allerdings noch lange nicht. Finanziert aus einem nationalen Wiederaufbau- und Resilienzfonds – der Ort liegt in einer Erdbebenzone und hatte zuletzt 2012 unter stärkeren Erschütterungen zu leiden – wurde nun eine neue Kindertagesstätte errichtet. Entworfen und umgesetzt haben das Projekt Archiplan Studio mit Sitz in Mantua. Damit verbunden ist die Hoffnung der Gemeinde, durch eine Verdoppelung der Betreuungsplätze junge Familien im Dorf zu halten – oder sogar zum Zuzug zu bewegen.
Mit dem neuen Gebäude rückt die Kita vom Ortsrand etwas weiter ins Zentrum. Das Grundstück liegt an einer der prominenteren Kreuzungen des Stadtgrundrisses, der hier eine sanfte Biegung macht. Vormalig eingeschossig bebaut, handelt es sich auch bei der Kita um ein ebenerdiges Volumen. Dank vergleichsweise hoher Räume und der Akzentuierung der Kurvenlage mittels eines konischen Turms hat dieses nun etwas mehr Präsenz. Eines der gestalterischen Ziele sei gewesen, zur Konsolidierung des Stadtraums beizutragen. Rund 500.000 Euro für insgesamt 180 Quadratmeter wurden investiert. Konstruktiv kamen armiert ausbetonierte Polystyrol-Schalungssteine zum Einsatz. Bei den Dächern handelt es sich um einfache Holzkonstruktionen mit Blechdeckung.
Die Architekt*innen arbeiteten bei ihrem Entwurf mit simplen Grundformen. Zwei parallel angeordnete, längliche Volumen mit Giebeldächern nehmen den Hauptteil des Programms auf. Das kürzere Volumen dient der Erschließung und beherbergt die Sanitäranlagen sowie eine Küche mit eigenem Zugang. Das längere fasst drei Gruppenräume, von denen sich zwei zu einem kleinen Außenraum öffnen. Der eigentliche Höhepunkt – entwurflich wie räumlich – ist aber der konische Turm, der den beiden Giebelvolumen vorgelagert ist. Durch ein Zenitallicht im Inneren sphärisch illuminiert, dient dieser als Eingang der neuen Kita. Die Gruppenräume verfügen über weitere Oberlichter.
Was im heterogenen Umfeld außerdem auffällt: Mit einer konsequent entsättigten Materialisierung des Gebäudes sorgen die Architekt*innen für einen maximalen Kontrast. Diese „Märchenhaftkeit“ der Gestaltung solle den Ort für die Kinder zu einer abenteuerlichen und magischen Erinnerung machen. Die ebenfalls sehr hellen Gruppenräume werden aber mit Sicherheit schon bald eine Belebung im Spiel erfahren. (sb)
Fotos: Simone Bossi
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