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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Interview_mit_Wolf_D._Prix_zum_Siebzigsten_3033175.html

13.12.2012

Ich verliere mich nicht im Detail

Interview mit Wolf D. Prix zum Siebzigsten


BauNetz: Sie wurden vor 70 Jahren in Wien geboren, sind dort aufgewachsen und haben dort ihr Büro. Warum feiern Sie Ihren Geburtstag nun in Berlin und nicht in ihrer Heimatstadt?

Wolf D. Prix (lacht): Wissen Sie, wie oft ich das schon gefragt worden bin? Tja, es hat sich so ergeben. Warum sollte ich in Wien sein, wenn ich hier eine Ausstellung habe?

Welche Bedeutung hat Berlin denn für Sie – immerhin haben Sie hier noch nie gebaut?

Ich werde auch wahrscheinlich hier in dieser Bunkerstadt nichts bauen!

Bunkerstadt ist gut!


Selbst die neuen Gebäude schauen aus wie Bunker – mit Schießscharten!

Gehen wir von Berlin nach Venedig. Im Sommer haben Sie mit ihrer Kritik an der Architekturbiennale für Aufregung gesorgt – „hohl, anstrengend, ermüdend, öde und langweilig“  wäre die Kurzform.


Ja, ja, ja... Also: Erstens habe ich nicht die Biennale als solche so bezeichnet, sondern ich habe das Statement von dem Biennale-Kommissar kritisiert – nämlich, dass die kritische Haltung und der Widerstand der Architekten uns in die aktuelle Situation gebracht haben.

Was würden Sie denn an solchen Events wie der Biennale verändern?


Ich denke, dass die Biennale nach so langer Zeit neu organisiert werden müsste. Rem Koolhaas soll der nächste Kommissar werden, habe ich gehört – hoffentlich! Er hat zur Bedingung gestellt, dass er zwei Jahre Vorbereitungszeit hat – das halte ich für extrem wichtig! Die Biennale sollte nicht ‚nur‘ eine Ausstellung sein, sondern ein lebendiges Forum und Netzwerk!

Von Baukultur ist heute oft keine Rede mehr, man könnte es eher als eine ‚Beschuldigungskultur‘ bezeichnen. Man müsste den Hintergrund stärker beleuchten, als die Auswirkungen, und zum Beispiel bei Projekten wie Stuttgart 21 mal Gegner und Befürworter diskutieren lassen. In anderen Worten: Was wir heute diskutieren, ist immer nur die Spitze eines Eisbergs. Die unsichtbare Architektur wird nie diskutiert – das sollte ein Thema der Biennale sein!

Welchen Einfluss hatte Lebbeus Woods auf Sie? Wie wichtig ist es, ob Gebäude gebaut werden? Sind nicht manchmal die Gedankengebäude viel interessanter?


Freunde beeinflussen sich Gott sei Dank immer – es ist ja nicht nur Lebbeus Woods. Mit ihm hat mich die Diskussion über Form und Inhalt immer verbunden. Die Frage nach leeren Vasen ist heute obsolet.

Sind Sie denn zufrieden mit ihrem Werk? Was fehlt noch in ihrer Projektliste?

Es ist immer das nächste Projekt, was mich am meisten interessiert. Ich würde gerne eine Universität oder eine Schule bauen. Oder habe ich das schon?

Die Highschool in L.A.?

Ja, stimmt. Ich meine aber eher eine klassische Volksschule – eine Wissensstätte.

Bei vielen Projekten Ihres Büros wirken die Details ein wenig grob, auch und gerade beim Aufeinandertreffen von Alt und Neu wie beim Gasometer in Wien oder der EZB in Frankfurt. Mögen Sie keine Details?


Ich verliere mich nicht im Detail.

Stichwort „Beyond the Blue“: Ist blau wirklich ihre Lieblingsfarbe?


Über Blau gibt es viele philosophische Auseinandersetzungen – alle treffen zu. Himmelblau ist aber keine Farbe, sondern eine Idee! Mehr sage ich dazu nicht.

Letzte Frage: Was wünschen Sie sich zum Geburtstag?

Ich freu mich so über die Zuneigung meiner Freunde, die zu meinem Geburtstag kommen – das ist genug!


Heute feiert Wolf D. Prix seinen 70. Geburtstag. Das Interview führten Benedikt Hotze und Jeanette Kunsmann. Die Ausstellung  „Coop Himmelb(l)au: 7+“  in der Galerie Aedes in Berlin ist ab heute bis zum 24. Januar 2013 zu sehen.


Zum Thema:

Wolf D. Prix im Gespräch mit Norman Kietzmann auf www.designlines.de


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„Wenn Sie fragen, was ist Architektur, antworte ich: Ja!“

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