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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Intervention_von_constructlab_in_Genk_5269448.html

12.01.2018

Monument und Gerüst

Intervention von constructlab in Genk


Im belgischen Genk hat das vom Berliner Architekt Alexander Römer initiierte Baukollektiv constructlab ein neues Wahrzeichen für die postindustrielle Landschaft des einst bedeutendsten Steinkohlereviers des Landes geschaffen.

Die oft sozial engagierten Projekte der 2012 gegründeten Gruppe aus Architekten, Designern und Handwerkern bewegen sich vornehmlich im Rahmen experimenteller Architektur. Kern der Arbeit ist das Zusammensein und Zusammenwirken auf der Baustelle. Eine Zeit, die laut Römer unvorhersehbare Dynamiken generieren kann. So auch in Genk: Für das Projekt war constructlab der Einladung der 65.000-Einwohner-Stadt gefolgt, eine Intervention auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Watenscheid zu realisieren. Über mehrere Monate wurde die Baustelle für „The Arch“ zur Wirk- und Wohnstätte verschiedenster Beteiligter.

Die 26 Meter lange, drei Stockwerke und damit acht Meter hohe Konstruktion, die alle Beteiligten während der Bauzeit eines monumentalen Bogens aus Plastikmüll beherbergte, war gleichzeitig Schalungskonstruktion für das eigentliche Ergebnis. Inspiriert war die Baustellenarchitektur von den stützenden Bauwerken für die Errichtung langer, tiefer Tunnel, wie sie im Bergbau gegraben werden. Brachliegende Industrieareale wie Watenscheid prägen die flämische Stadt. Auf dem designierten Gebiet soll in naher Zukunft ein Technologiepark entstehen.

In Anlehnung an und als Vorbereitung auf die zukünftige Nutzung, als Standort für Wissenschaft und Innovation, richteten constructlab ihre Baustelle als ein öffentliches Labor für „low-tech, hands-on Forschung” ein. Als eine Art Katalysator für die erste Phase der langfristigen Umwidmung des Ortes veranstaltete das Kollektiv Workshops mit Diskussionen und Experimenten rund um die Wiederverwendung von Plastikmüll als Baumaterial. Das bewohnte Gerüst wurde Sammelstelle für Plastikmüll wie Flaschendrehverschlüssen, die eingeschmolzen und zu bunten Fliesen in drip-painting Optik verarbeitet wurden. Sie zieren die Fassade des Bogens, der in seiner Form einer Miniversion des berühmten, 192 Meter hohen St. Louis Gateway Arch von Eero Saarinen gleicht. In einem großen Festakt wurde der Bogen Ende 2017 eingeweiht, für die Initiatoren symbolisiert er einen Paradigmenwechsel: Weg von der Großindustrie, hin zum kleinmaßstäblichen, flexiblen Arbeiten und Produzieren in der Stadt.

Das inzwischen abgebaute, bewohnbare Baugerüst, das constructlab von Beginn an als „living support structure“ konzipiert hatte, soll 2018 an anderer Stelle in Genk als Kinderferienlager wiederaufgebaut werden. (lr)

Fotos: Bert de Backer, Julie Guiches, constructlab


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