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23.06.2025

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Zwischen Freiraum und Fundament

Ideenwettbewerb zum Tempelhofer Feld in Berlin entschieden


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Heute Morgen wurden die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs zur Zukunft des Tempelhofer Feldes veröffentlicht. Das Land Berlin hatte ihn im November 2024 im Rahmen einer mehrteiligen Dialogwerkstatt ausgelobt. Im Februar hatte die Jury bereits aus 164 eingereichten Beiträge 20 für die zweite Phase ausgewählt. Am Wochenende kürte sie sechs gleichrangige Projekte für die Preisgruppe und vergab drei Anerkennungen.

Laut Auslobung des zweiphasigen offenen, stadt- und freiraumplanerischen Wettbewerbs war eine große „Bandbreite unterschiedlicher visionärer und zukunftsweisender Ideen für die Neubewertung des Tempelhofer Feldes als Grundlage für die Diskussion in der dritten Dialogwerkstatt“ gesucht. Zudem wollte man eine „behutsame Randbebauung“ ausloten. Eine konkrete Flächenbegrenzung und ein Raumprogramm waren nicht vorgegeben. 

Der Jury gehörten sechs Fachpreisrichtende an: Die Kopenhagener Stadtarchitektin Camilla van Deurs, Ulms Baubürgermeister Tim von Winning, die Berliner Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt, die Zürcher Landschaftsarchitektin Maren Brakebusch und ihr Rotterdamer Fachkollege Peter Veenstra sowie die Bremer Senatsbaudirektorin Iris Reuther, die den Vorsitz übernahm. Vertreter*innen aus der Dialogwerkstatt stellten die fünf Sachpreisrichtenden. Die Summe aller Preisgelder beträgt 317.500 Euro. Die drei Anerkennungen werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.

Preisgruppe:

  • Bestand stärken, Vielfalt fördern von Some Place Studio (Berlin) mit FWD Landscape Architecture (Kalifornien)
  • Build it Green! Der Park des 21. Jahrhunderts von bbz landschaftsarchitekten (Berlin)
  • Seilziehn von De Zwarte Hond (Berlin) und Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten (Berlin)
  • *Stadtlichtung von Franz Reschke Landschaftsarchitektur (Berlin)
  • Tempelhofer Atem von Schønherr (Kopenhagen)
  • übe-räume für stadttransformation tempelhof 2050 von Raumlabor (Berlin) und Klaus Overmeyer (Wuppertal)

Vier der sechs Beiträge verzichten auf eine Randbebauung mit Wohnungsbau. Dafür sehen sie die Weiterentwicklung der kulturellen und ökologischen Angebote auf den Freiflächen vor. So plant etwa das Projekt *Stadtlichtung eine Aufforstung der Randbereiche und will damit die klimatische Bedeutung der Freifläche stärken. Der Beitrag übe-räume für stadttransformation tempelhof 2050 will das Feld als sozioökologische Infrastruktur weiterdenken und konzentriert sich auf bestehende Gebäude und Freibereiche.

Zwei Arbeiten sehen unter anderem Wohnungsneubau vor. Seilziehn schlägt mehrere Wohnblöcke und ein Hochhaus am Tempelhofer Damm vor. 2.400 Wohneinheiten sollen hier möglich sein. Der südliche Teil wird in seiner aktuellen Nutzung als Gartenanlage mit einzelnen Bauten der „Neuen Gärtnerei“ erweitert. Der Beitrag Tempelhofer Atem traut sich noch mehr und beplant sowohl den westlichen als auch fast den gesamten südlichen Rand: Geschosswohnungsbau als klare Kante zur Straße, Reihenhäuser Richtung Feld.

„Die Diskussion um das Tempelhofer Feld war bisher eher ideologisch und nicht von Ideen geprägt. Wir wollen aus der Schwarz-Weiß-Diskussion rauskommen“, sagte Christian Gaebler, Berlins Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, auf der Pressekonferenz. 

Damit nahm er Bezug auf die hitzigen Debatten um eine mögliche Änderung des Gesetzes zum Erhalt des Tempelhofer Felds (ThF-G). Dieses wurde 2014 durch einen Volksentscheid auf den Weg gebracht und schließt jegliche Bebauung aus. Doch die Regierungskoalition aus CDU und SPD sowie der Senat möchten das Gesetz ändern und begründen dies mit dem zugespitzten Wohnungsmarkt.

Zugleich formuliert der Koalitionsvertrag von 2023 für eine etwaige Bebauung des Tempelhofer Felds: Der Wohnungsbau soll „landeseigenen Wohnungsunternehmen sowie gemeinwohlorientierten Genossenschaften vorbehalten und im Betrieb klimaneutral sein“. Weiterhin sei zu dieser Frage gesamtstädtischer Bedeutung die „Neubewertung durch die Berlinerinnen und Berliner maßgeblich.“ Deren rund 275 Vetreter*innen waren bereits im Rahmen der zweiten Dialogwerkstatt im September 2024 befragt worden und hatten mehrheitlich gegen eine Randbebauung gestimmt.

Im Rahmen der dritten und letzten Dialogwerkstatt am 12. Juli 2025 sollen die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs vorgestellt und diskutiert werden. Im September soll das Abgeordnetenhaus entscheiden, wie mit den ausgewählten Arbeiten verfahren wird. Ebenfalls im September werden alle Arbeiten des Ideenwettbewerbs in einer Ausstellung gezeigt. (tg)


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

12

Dr. Ingo Bruchhold | 15.09.2025 22:23 Uhr

Innovation mit Vorbildcharakter: Chance für Berlin

Eine wirklich zukunftsweisende Gestaltung von Freiflächen, unabhängig davon, ob im relativ engem Stadtgebiet, auf großen Landflächen außerhalb von Städten oder in weitläufigen Wüsten, sollte in jedem Fall immer unter den Blickwinkeln,

a) Schutz bzw. Regenerierung des ökologischen Systems mit Optimierung der klimatischen Verhältnisse und

b) ausgewogene und abgestimmte Berücksichtigung aller Forderungen der in diesem räumlichen Umfeld vertretenen Interessengruppen, erfolgen.

Gerade das Projekt Tempelhofer Feld ist in diesem Zusammenhang für die Stadt Berlin eine große Chance, sich weltweit als Vorbild für die Entwicklung und Umsetzung entsprechend optimal abgestimmter, zukunftsweisender und nachhaltiger Innovationen in der Landschaftsplanung zu präsentieren.

Um solche Innovationen mit Vorbildcharakter zu entwickeln und umzusetzen, müssen in der Regel wirklich alle bisherigen Vorgaben überdacht bzw. in Frage gestellt werden.

Dass diese Vorgehensweise in diese Richtung auch zu interessanten Lösungsansätzen führen kann, in denen die Interessen der Menschen und der Natur ausgewogen berücksichtigt wurden, ist am Planungsbeispiel „Tempelhofer Feld Berlin als Multi Ringflächen Oase“ zu sehen (siehe hierzu: Multi Ringflächen Oasen => z.B. über google).

11

Bettina | 27.08.2025 02:17 Uhr

Keine Bebauung!

Ich bin der Meinung, da sich die Flora und Fauna schön ausgebreitet hat, sie in Ruhe zu lassen.

Es wird schon genug zuplaniert und Flora und Fauna wenig Platz gelassen, da muß man das nicht auch zerstören.

10

a_C | 03.07.2025 11:26 Uhr

Nicht zu kompliziert denken...

Warum nicht einfach die naheliegenden, logischen Dinge machen und einen Mehrwert für alle schaffen? Drei Punkte, mehr braucht es nicht:

- Randbebauung der ehemaligen Flughafengebäude in beide Richtungen bis zum angrenzenden Grünzug im Südosten weiterführen (Wohnungsbau).

- Den o.g. Grünzug ins Tempelhofer Feld reinziehen und vor allem mit sehr vielen neuen Baumpflanzungen aufgliedern und gestalten: Alleen, Stadtwald, Park, eingefasste Heideflächen, Sportflächen etc. (kein Kfz, nur Fuß und Rad).

- Die Mitte des Tempelhofer Feldes betonen, entweder durch ein Spiel mit der Topografie ("Tempelhofer Berg") oder ein Gewässer ("Tempelhofer See").

Mehr muss gar nicht passieren oder reingedacht werden.

Die historische Gliederung des Tempelhofer Feldes mit seinen Achsen (insbesondere die Rollfelder) würde aufgegriffen und bewahrt. Sämtliche Freiflächen blieben 24/7 frei zugänglich, ohne kommerzielle Nutzung oder Privatisierung (auch keine "Krautgärten" für einige Wenige o.ä.).

That's it. :-)

9

"Die Berliner" | 03.07.2025 10:18 Uhr

sind Nimbys

Beim Volksentscheid machen vermehrt die Boomer und älter mit und die sind Nimbys. Hauptsache nicht bauen. Man könnte auch mal günstig bauen und es Bauaustellung nennen, um mal ein paar Kostentreibernormen wegzulassen. Wenn man schon nicht höher bauen kann, weil man am alten, alten, alten Planwerk Innenstadt festhält, dann muss man halt in die Breite bauen. Hauptsache Wohnungen bauen, weil der Preis pro m2 sonst nur eine Richtung kennt. So viel ist sicher.

8

1000worte | 02.07.2025 12:29 Uhr

wieder Schlag ins Gesicht

4 von 6 Entwürfe sprechen für Erhalt den THF ohne Randbebauung, was schon vor mehr als 10 Jahren durch Volksentscheid entschieden ist. Einzige für Randbebauung kommt aus Kopenhagen, was mit Berlin ehr nichts zu tun hat. Senat bekam wieder einen Schlag ins Gesicht und wird trotzdem weiter versuchen, das THF Gesetz zugunsten Immobilienkonzern wieder zu kippen. Alle BerlinerInnen werden es nicht zulassen und weiter kämpfen.

7

fabian wieser | 01.07.2025 13:44 Uhr

unnötig

Ich persönlich finde ja den Entwurf der die Landebahnen erhält, eine grüne offene Mitte schafft, die umlaufende Asphaltstrecke erhält und an den Seiten Bäume mit eventueller Bebauung vorsieht am besten.

Der Vergleich von Bild 14 und 22 zeigt die ganze Vielfalt des Wettbewerbs.

6

maestrow | 25.06.2025 16:33 Uhr

Idee und Ideologie

die Gründung der Diskussion über die "Zukunft" des THF in "Ideen" anstatt in "Ideologien" ist eine bemerkenswerte sprachliche Volte von Senator Gaebler. Ideen sind zumindest bei Platon das sinnlich nicht Wahrnehmbare und treten nur indirekt in der Form in Erscheinung. Ideologie - ist in der heutigen Wissenssoziologie die Bezeichnung für ein System sozialer Normen von Gruppen, die zur Rechtfertigung und Bewertung eigener und fremder Handlungen dienen. Nun ist in diesem Sinn ein Wettbewerb bereits selbst kein "ideologiefreies" Konstrukt, dient er doch gerade zur Begründung und Rechtfertigung zukünftiger Handlungen. Genausowenig sind Form gewordene Ideen nicht einfach nur "Anregungen" unverbindlicher Natur. Man kann zu Recht annehmen, dass das seltsame Wortgeklingel von der "ideologiefreien" Diskussion einfach ein weiterer Versuch ist mit Hilfe williger und einen offenen Diskurs geschickt nur simulierenden Ideenliferanten die Verbindlichkeit des Volksentscheids zum Tempelhofer Feld in Frage zu stellen. Nichtstun könnte übrigens auch eine gute Lösung sein.

5

Jan | 24.06.2025 10:40 Uhr

positives Zeichen

Ich finde es gut, dass eine Diskussion angestoßen wird.
Diese Brache muss endlich mal gestaltet werden und an Aufenthaltsqualität gewinnen.
Die Ideen mit der Aufforstung gefallen mir sehr gut. Dann kann man endlich eine Runde um das Feld joggen ohne bei Sonnenschein einen Hitzschlag zu bekommen.
Zudem mach eine Randbebauung am Tempelhofer Damm nicht nur aus städtebaulicher, sondern auch aus wohnpolitischer Sicht Sinn.
Ich hoffe, dass die Vorschläge in konstruktiver Weise und ohne Dogmatismus diskutiert und umgesetzt werden. Denn diese Fläche hat viel ungenutztes Potenzial, welches gehoben werden kann, um die Lebensqualität der Berliner zu steigern.
Und jeder Berliner wird mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass die Hauptstadt dringen mehr Lebensqualität brauchen kann.

4

auch ein | 24.06.2025 08:09 Uhr

architekt

klötzchenspiel mit bischen begrünung und bäumen...die hundertste.
je nach trend ändert sich die bepflanzung....
das gute ist: das tempelhofer feld bleibt eine grosse luftige brache!

3

STeffi | 24.06.2025 07:45 Uhr

Volksentscheid

Gab es dazu nicht 2014 einen Volksentscheid, der die Entwicklung des Tempelhofer Feldes abschließend regelt?

2

peter | 24.06.2025 00:10 Uhr

schon wieder?

vor ca. 15 jahren gab es auf demselben tempelhofer feld einen städtebaulichen wettbewerb und dann noch weitere architekturwettbewerbe - die man als junger architekt kurz nach der uni interessiert verfolgt hat.

irgendwie fällt es schwer zu glauben, dass dort in den nächsten jahrzehnten nennenswert etwas voran geht. ich hoffe, ich täusche mich und sehe hier nicht kurz vor meiner mutmaßlichen rente in 15 jahren wieder einen städtebaulichen wettbewerb zum selben thema.

1

Frauke | 23.06.2025 16:24 Uhr

Ausschluss

Raumlabor, zeigt schonmal sehr schön auf, wie man einfach mal einen großen Teil der Bevölkerung durch Verwendung der Begrifflichkeiten aus dem Soziologen Fachjargon vom Diskurs ausschließt.
Ich zumindest musste epistemologisch erstmal googeln, bin mir aber immer noch nicht sicher, was die Autorin mir damit sagen will.
Ein Versuch der Überwindung des Kapitalismus durch sprachlichen Klassizismus ?

Bin gespannt auf die Ausstellung aller Beiträge.

 
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„*Stadtlichtung“ von Franz Reschke Landschaftsarchitektur (Berlin)

„*Stadtlichtung“ von Franz Reschke Landschaftsarchitektur (Berlin)

„Seilziehn“ von De Zwarte Hond und Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten (beide Berlin)

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„übe-räume für stadttransformation tempelhof 2050“ von Raumlabor (Berlin) und Klaus Overmeyer (Wuppertal)

„übe-räume für stadttransformation tempelhof 2050“ von Raumlabor (Berlin) und Klaus Overmeyer (Wuppertal)

„Tempelhofer Atem“ von Schønherr (Kopenhagen)

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