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20.08.2025

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Mitreden am Paulsplatz

Ideenwettbewerb in Frankfurt am Main entschieden


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Als Tagungsort der Nationalversammlung von 1848 gilt die Paulskirche in Frankfurt am Main als wichtige Wiege der deutschen Demokratie. Bereits im Mai 1948, nur drei Jahre nach Kriegsende, eröffnete ihr Wiederaufbau unter Leitung von Rudolf Schwarz als „Haus aller Deutschen“: Außen bis auf das Kegeldach rekonstruiert, wurde der Kirchenraum in eine niedrige Wandelhalle und einen Hauptraum aufgeteilt. Letzterer ist einem Plenarsaal nachempfunden. Die bewusst nüchtern gehaltenen Räumlichkeiten werden für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt und sind ein Must-See nahezu jeder Frankfurtreise. Ein alljährlicher Höhepunkt bildet die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, die dort stattfindet.

Die Idee, die Kirche um ein Bildungszentrum für den aktiven Austausch zu erweitern, stammt aus dem Jahr 2019. Spätestens als die 2021 durch den Bundestag eingesetzte Expertenkommission zur Sanierung der Paulskirche und Errichtung einer Gedenkstätte 2023 ihre Empfehlung aussprach, entbrannte die öffentliche Diskussion: Der Vorschlag, ein architektonisch ausdrucksstarkes Haus der Demokratie mit 4.000 Quadratmetern Fläche zu errichten, schürte die Sorge, die Paulskirchenrekonstruktion verkümmere zum Addendum. Die Einbindung der Öffentlichkeit in den Entwicklungsprozess hat daher nicht allein aus programmatischer Sicht hohe Priorität für die Stadt Frankfurt, die die treibende Kraft hinter der Kooperation mit dem Bund und dem Land Hessen ist.

Am Montag, 18. August 2025 veröffentlichte die Stadt das bereits Anfang Juli gefällte Ergebnis des im März ausgelobten, offenen Ideenwettbewerbs zur möglichen städtebauliche Setzung des Hauses der Demokratie. Gefragt waren Einsendungen interdisziplinärer Teams, die die politischen Erwartungen und die Bedürfnisse der Stadtgesellschaft mit den Empfehlungen der Expertenkommission vereinbaren sollten. Neben einem markanten Neubau sollte auch der Umbau von Teilen des Rathauses und der angrenzenden Kämmerei zugunsten des in der Debatte geforderten Erhalt des Platanenhains am Paulsplatz in Betracht gezogen werden.

Aus 128 eingereichten Arbeiten aus dem In- und Ausland wählte das Preisgericht unter Vorsitz von Christa Reicher zehn Entwürfe. Die gleichwertig prämierten Beiträge sind noch bis 30. September 2025 in der Paulskirche ausgestellt und werden in einem großangelegten Beteiligungsverfahren weiter evaluiert:
 

  • Schulze Berger (Kassel)
  • rethmeierschlaich architekten mit SWSTUDIO und Knüvener Architekturlandschaft (alle Köln)
  • unique assemblage (Frankfurt am Main) und faktorgruen Landschaftsarchitekten (u. a. Freiburg)
  • SERO Architekten (Leipzig) und Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner (München, Berlin, Bernburg)
  • Lennart Beckebanze und Leila Ravandi (beide Berlin)
  • Sowatorini Landschaft (Bochum, Berlin) und Marcus Wagner Architekt (Dortmund)
  • Michael Frielinghaus (Friedberg) und Raimund Haase (Münzenberg)
  • Atelier Lorentzen Langkilde (Kopenhagen)
  • kister scheithauer gross (Köln)
  • schneider+schumacher (Frankfurt am Main)


Nur wenige Beiträge scheinen sich der öffentlichen (und in weiten Teilen inzwischen auch politischen) Meinung entgegenzustellen: schneider+schumacher schlagen eine expressive, gedrungen wirkende Bebauung des Paulsplatzes vor, während das Team Frielinghaus/Haase eine eher zurückhaltende formale Geste entworfen hat. Die übrigen prämierten Projekte bringen das geforderte Raumprogramm unterirdisch sowie in verschiedenen Konstellationen im oder auf dem Bestand unter, während die Platanenbepflanzung teilweise noch um Dachbegrünungen ergänzt wird. 

Die nächsten Schritte sind eine bereits gestartete Bürger:innenabstimmung inklusive eines sogenannten Ideenforums. Dann folgt ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, bevor es um die inhaltliche Ausgestaltung geht, zu der ein weiteres Beteiligungsverfahren geplant ist. Viel Mitspracherecht also bei gleichzeitig großer Auswahl und wenig echter Varianz – es bleibt spannend, ob der Realisierungswettbewerb für ein Haus der Demokratie in Frankfurt eine beschlussfähige Mehrheit findet. (kms)


Zum Thema:

Die Ausstellung der prämierten Entwürfe und ihre Abstimmung läuft noch bis 30. September 2025. Am Freitag, 22. August 2025, findet ab 15 Uhr auf dem Paulsplatz das sogenannte Ideenforum statt, bei dem die Entwurfsverfassenden der Öffentlichkeit Rede und Antwort stehen. Mehr zum Beteiligungsverfahren, das ferner auch Workshops und Führungen umfasst, unter deinhausderdemokratie.de.

Das Haus der Demokratie ist eines von 16 Projekten, die der Bund 2024 als Nationale Projekte des Städtebaus förderte.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

9

Latimer | 25.08.2025 12:44 Uhr

Ideen?

Was fehlt, sind all die ausgeschlossenen Vorschläge der Stufe 1 des internationalen Wettbewerbs. Ich könnte mir vorstellen, dass da einige Beiträge sind, die deutlich weiter gehen, programmatischer und mutiger mit diesem Ort umgehen, als die gezeigten Arbeiten.

8

reto | 22.08.2025 11:30 Uhr

Ideenwettbewerb

Beim Durchklicken dachte ich "Wo sind denn die Ideen hier?" - Keine dabei. Ich glaube, ich werde alt, aber ich KANN solche Kisten a al unique nicht mehr sehen auf historischen Gebäuden!! Für mich ist auch Lorentzen der einzige Entwurf, der überhaupt irgendwie adäquat mit dem Bestand umgeht - und dabei ist das noch recht "konservativ", aber hat gerade dadurch zumindest eine Qualität, die allen anderen fehlt. Mann!

7

ulknudel | 21.08.2025 14:28 Uhr

in diesem wettbewerb wird

[Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns gegen die Veröffentlichung Ihres Kommentars entschieden, da er gegen unsere Regeln verstößt: Schreiben Sie zur Sache. Teilen Sie etwas Neues mit. Nennen Sie Argumente. Keine Unterstellungen. Keine Beleidigungen. Verzichten Sie auf einen aggressiven Tonfall. Bitte schreiben Sie Ihren Namen. Verwenden Sie keine Links im Text.]

6

josef | 21.08.2025 11:47 Uhr

Hilfe!

Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Die Entwürfe und Ideen sind sowas von unterirdisch.
Hier besteht eine echte Chance Stadtreparatur zu leisten. Wenn sowas dabei rauskommt, dann gute Nacht.

5

peter | 21.08.2025 08:44 Uhr

wahnsinn, was für gruselige

entwürfe da weitergekommen sind...

möchte mich den vorrednern anschliessen: ausser lorentzen können alle wieder nach hause gehen.

4

auch ein | 21.08.2025 08:38 Uhr

architekt

schneiderschumacher macht nach dem motto "da muss was GANZ anderes her...
hat zum glück nicht geklappt.

ansonsten recht langweilig das ganze geschehen

3

So ist es | 20.08.2025 21:55 Uhr

- Menna -

der beste Beitrag ist Lorentzen. Ansonsten impotente Vorschläge wie die Paulskirche damals. Muss an Frankfurt liegen. Nichts gegen Äppelwoi und Rindswurst. Aber ansonsten: nein, danke.

2

Arcseyler | 20.08.2025 18:11 Uhr

.de

Für Frankfurt die einmalige Chance ein großartiges ebenerdiges Stadtfoyer wie die Mannheimer Kunsthalle von HPP oder das Berliner Stadtschloss zu bekommen. Größe und Höhe wie die Paulskirche in Analogie. Dieser hohe vertikale überglaste Raum legitimiert auch ggf. die Aufstockung.

1

Menna | 20.08.2025 16:18 Uhr

Aesthetische Bankrotterklaerung

Das war ein Wettbewerb, der die Probleme der heutigen deutschen Architektur klar darstellt: Funktionalitaet, die alles andere erstickt. Ausser dem Entwurf von Lorentzen ist da niemand dabei, der sich fuer das Umfeld, die Historie, oder die optisch ansprechende Gestaltung interessiert. Was ist das fuer eine Gestaltung, die dem Betrachter nichts, aber auch gar nicnts anbietet? Funktionskiste auf historisches Haus - that's it.

 
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