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24.06.2020

Buchtipp: Wohnungsfrage im Globalen Süden

How to Build an Indian House


Schon Charles Correa hatte in seinem zum Klassiker avancierten The New Landscape. Urbanisation in the Third World von 1985 hellsichtig die informelle Siedlung zum globalen urbanistischen Großproblem des 21. Jahrhundert erklärt. Correas Heimatstadt Mumbai galt und gilt bis heute als ein besonders extremer Fall: Hier leben über 40 Prozent der Bevölkerung in selbsterrichten Behausungen in informellen Siedlungen. Dharavi gilt als größter Slum und zugleich als einer der am dichtesten bevölkerten Orte weltweit. Insofern steht Mumbai sinnbildlich für die stadtplanerischen Herausforderungen des gesamten Globalen Südens. Der Architekt Sameep Padora, Gründer des Architekturbüros sP+a (Mumbai), hat sich mit How to Build an Indian House. The Mumbai Example der Wohnungsfrage in der indischen Gegenwart gewidmet.

Die elf untersuchten Case Studies beleuchten unterschiedliche Formen des Massenwohnungsbaus in Mumbai: Von den chawls, ursprünglich Arbeiterwohnungen, die sich in lebendige Gemeinschaften verwandelt haben, über jüngere Hochhaussiedlungen bis hin zu eher hybriden Beispielen wie dem Swadeshi Market, der ein interessantes Mehrzweckgebäude darstellt. Außerdem werden staatliche Institutionen wie die Maharashtra Housing and Area Development Authority und die Slum Rehabilitation Authority kritisch unter die Lupe genommen. Der Autor liefert damit eine umfangreiche typologische Studie, die durch Zeichnungen, Pläne, Axonometrien, Grafiken, Timelines sowie tolle, weil ungeschönte Fotografien anschaulich gemacht wird.

Lediglich ein Projekt sei hier genauer beleuchtet: Das Wohnbauprogramm in Charkop war Teil des 1979 von der Weltbank ins Leben gerufenen Stadtentwicklungsprojekts von (damals noch) Bombay mit insgesamt 15.000 Wohneinheiten. Die Fassaden und die Grundrisse der einstöckigen Häuserzeilen waren vollkommen homogen, aber mit der Zeit haben die Familien das Äußere und Innere den sich wandelnden Bedürfnissen, zum Beispiel durch die Hinzufügung neuer Stockwerke, entsprechend weiterentwickelt. So ist es für Padora in erster Linie die Aneignung der Bewohner*innen, die das Projekt zum Erfolg werden lässt.

Auf theoretischer Ebene kann sich How to Build an Indian House auch wegen einer etwas dürftigen Bibliografie mit anderen Studien – beispielsweise von Ananya Roy – nicht messen. Dafür erleichtert es anhand von klar analysierten Architekturbeispielen, aber auch dank des Glossars und Definitionen den Zugang zum Thema Massenwohnungsbau in Indien und damit zu einem der drängenden urbanistischen Probleme im gesamten Globalen Süden des 21. Jahrhunderts.

Text: Alexander Stumm

How to Build an Indian House. The Mumbai Example
Sameep Padora
280 Seiten
nai010 publishers, Rotterdam 2020

ISBN 978-94-6208-553-4
29,95 €


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