Seit den ersten Planungen für das Holzhochhaus Roots im Hamburger Baakenhafen ist einige Zeit vergangen. Währenddessen sind auch in den Nachbarländern zahlreiche Holzbauten in die Höhe gewachsen. Das Roots behauptet dennoch seine Spitzenstellung in Deutschland: Der Turm gilt derzeit als das höchste Holzgebäude der Republik. Entworfen wurde das Ensemble, das neben dem Hochhaus noch einen siebengeschossigen Baukörper umfasst, vom Hamburger Büro Störmer Murphy and Partners.
Wie bei solchen Ranglisten üblich, sind die Zahlen am Ende nicht ganz eindeutig. In Hamburg besteht die eigentliche Holzkonstruktion aus 16 Geschossen, während das Gesamtgebäude 20 Stockwerke umfasst – je nachdem ergeben sich also unterschiedliche Höhen. Mit den angegebenen 65 Metern ordnet sich der Turm im europäischen Vergleich im Mittelfeld ein – zwischen Paris und Rotterdam mit je 50, Amsterdam mit 73 und Wien mit 84,5 Metern. Knapp an der Spitze bleibt das Hochhaus im norwegischen Brumunddal mit 85 Metern. Dass in Hamburg neben Brandwänden und Treppenhauskernen auch die unteren Geschosse in Stahlbeton errichtet wurden, ist vor allem der Lage am Wasser geschuldet.
Um das Ensemble am Baakenhafen vor hohen Wasserständen zu schützen, steht es auf zwei Sockeln: dem sogenannten Warftgeschoss, das das gesamte Areal einnimmt, sowie dem Erdgeschoss, das den Turm und den kleineren Baukörper miteinander verbindet. Im Gegensatz zu den oberen Stockwerken des Turms, deren Holzfassaden hinter einer schützenden Glashaut liegen, kamen für das Erdgeschoss eine Pfosten-Riegel Konstruktion sowie Faserzementplatten zum Einsatz. Die Klinkerfassade des Warftgeschosses war durch die Gestaltungsvorgaben der HafenCity bereits gesetzt.
Die unteren Geschosse nehmen die Räume der Deutschen Wildtier Stiftung auf, die gemeinsam mit der Garbe Immobilien-Projekte GmbH die Bauherrschaft für das Projekt übernahm. Im Erd- und Warftgeschoss finden die 2.200 Quadratmeter große Dauerausstellung „Botschaft der Wildtiere“, eine Lernwerkstatt sowie ein Kino der Stiftung Platz. In den beiden darüber liegenden Geschossen befinden sich die Büros und Verwaltungsräume. Des Weiteren kommt hier ein Restaurant für rund 200 Gäste unter.
In den oberen Etagen entstanden 128 frei finanzierte Eigentumswohnungen, während der kleinere, L-förmige Bau 53 öffentlich geförderte Mieteinheiten bietet. Die Wohnungen haben zwei bis fünf Zimmer. Zwischen den beiden Volumen befindet sich außerdem über dem Erdgeschoss ein 600 Quadratmeter großer begrünter Innenhof, der von Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten geplant wurde. Das Büro aus Berlin hat auch den gegenüberliegenden Baakenpark gestaltet.
Die Fassaden machen die unterschiedlichen Nutzungen deutlich ablesbar. Ab dem dritten Obergeschoss des Turms markiert eine unbehandelte, horizontal verlegte Lärchenschalung die Wohnnutzung, während in den unteren Geschossen sowie beim niedrigeren Baukörper eine vorvergraute, vertikal angeordnete Lärchenschalung zum Einsatz kam. Sämtliche Holzelemente sind verschraubt und damit demontier- und wiederverwendbar; Verbundkonstruktionen wurden bewusst vermieden, so die Architekt*innen. Neben tragenden Innen- und Außenwänden kam auch bei den Decken Holz zum Einsatz – in Form von Brettsperrholz. Insgesamt wurden mehr als 5.500 Kubikmeter Konstruktionsholz verbaut, vornehmlich aus Fichte.
Die Glashaut, die den Turm einhüllt, soll nicht nur das Holz vor Wind und Wetter schützen, sondern auch den Anforderungen an den Brandschutz gerecht werden. Für eine frische Brise auf dem Balkon können Nutzer*innen die äußere Hülle öffnen. Die Holzkonstruktion einschließlich der Brettsperrholz-Deckenelemente wurde in Österreich und Deutschland vorgefertigt. Gefördert wurde Roots durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt sowie die Hamburgische Investitions- und Förderbank. Die Gesamtinvestitionssumme für das Projekt mit einer Bruttogrundfläche von rund 36.200 Quadratmetern werden mit 140 Millionen Euro angegeben. (dsm)
Fotos: Daniel Sumesgutner
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reto | 10.09.2025 12:51 UhrWenn man
dort wohn verlässt man seine Wohnung offensichtlich nicht zu Erholungszwecken. Die Wasserseite, aus der man hier eigentlich etwas machen könnte, wir durch die zwei Sockelgeschosse wirklich maximal unattraktiv gemacht. Null Aufenthaltsqualität? Was soll's!