Bei einer Grundschule wird der Bezug zu den kleinen Nutzern gerne über die großzügige Verwendung von Farben hergestellt – NL Architects (Amsterdam) gehen einen anderen Weg. Ihr Entwurf für den Scholencampus De Vonk / De Pluim in Knokke-Heist an der belgischen Nordseeküste gewann 2011 einen von der Gemeinde ausgeschriebenen offenen Wettbewerb. Farblich äußerst dezent, überzeugt der nun fertiggestellte Bau nicht nur durch seine kindgerechte Dimension, sondern entspricht mit Dreischeibenverglasung, Regenwassernutzungsanlage und Erdwärmetauscher auch den Ansprüchen an die Umweltverträglichkeit: Eine Passivschule war gewünscht.
Der neue Schulcampus liegt auf einem Grundstück am Ortsrand und öffnet sich in Richtung der unmittelbar angrenzenden Felder und Wiesen. Er besteht aus fünf clusterförmig angeordneten und miteinander verbundenen Funktionszonen: Um eine im Zentrum der Anlage situierte Mehrzweckhalle, die als zentraler Treffpunkt und Platz fungiert, gruppieren sich eine Grundschule, ein Kindergarten, Verwaltungsräume sowie ein multifunktionaler Bereich mit Speisesaal und Hort. Die Flächen vor und zwischen den Baukörpern nehmen Spielplätze, den hofartigen Eingangsbereich sowie einen kleinen Garten auf.
Die Architekten entschieden sich für einen eingeschossigen Gebäudekomplex mit viel Fensterfläche und einer auf Kinder zugeschnittenen Höhe. Diese erreichten sie, indem sie das Fundament leicht in die Erde versenkten, sodass sich die Fensterbänke der auf diese Weise tiefergelegten Klassenzimmer auf Bodenniveau befinden. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie auch als Arbeits- und Sitzflächen genutzt werden können. Drei Stufen führen hinauf und hinaus: Jeder Raum ist durch Türen im Fensterband mit dem Außenbereich verbunden. So kann das Unterrichtsgeschehen auch auf die davor verlaufende Kolonnade ausgedehnt werden. Die Auskragung dient darüber hinaus dem Schutz vor direkter Sonneneinstrahung.
Im Inneren gibt es keine langen Korridore, die plötzlich als Sackgasse vor einer Wand enden, stattdessen verläuft die Wegeführung in Loops. Überhaupt sind die Korridore mehr als nur Durchgangsorte – sie sind zusätzliche potenzielle Arbeits- und Aufenthaltsräume. Im Block der Grundschule findet sich beispielsweise eine treppenförmige Tribüne, die als kleines Theater fungieren kann. Auffällig sind auch spielerische Details wie die Nischen in den äußeren Holzwänden der Multifunktionshalle, die Raum zum Sitzen, Arbeiten und Spielen bieten und bullaugenförmige Fensteröffnungen, die Blicke in die Halle ermöglichen.
Charaktergebend ist das Dach des Baukörpers mit den Klassenzimmern: Es ist nicht nur begrünt, sondern läuft in der Mitte pyramidenförmig zu einem Oberlicht zu. Die Konstruktion dient dem Wärmeausgleich und der Belüftung, aufgrund ihrer spezifischen Erscheinung wird sie auch „Vulkan“ genannt. Das wiederum dürfte die Identifikation der Kinder mit dem Gebäude fördern – denn wo gibt es schon eine Schule mit einen Vulkan auf dem Dach? (da)
Fotos: Marcel van der Burg
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Stefanie Meyer | 31.10.2017 12:43 UhrDenk nach
Wo hat denn Berlin Platz für so ein Projekt? Wo schimmelt denn in Berlin alles? Sachliches diskutieren ist nicht Dein Ding oder?