An der Piazzale Roma in Venedig ist Schluss mit dem Autoverkehr, hier steigen die Passanten und Touristen in die Vaporetti um oder gehen zu Fuß über die umstrittene Brücke von Santiago Calatrava weiter. Genau hier haben die Architekten von C + S aus Treviso ein Gerichtsgebäude gebaut, das nicht nur Büros enthält, sondern auch die Eingangs- und Durchgangssituation stärkt.
Das bleistiftspitze Haus steht parallel zu einem großen Parkhaus und öffnet sich dorthin mit schlitzartigen Fensterperforationen in der Fassade. Die ist aus Kupfer und nimmt damit Bezug auf das Material, mit dem die Dächer der öffentlichen Gebäude Venedigs bevorzugt gedeckt wurden. Typologisch orientiert sich das schmale Gebäude mit dem steilen Dach an der Industriearchitektur der Umgebung; es übersetzt eine ehemalige Tabakfabrik in die Gegenwart.
Eine fünf Meter lange Auskragung markiert Richtung Piazzale Roma den Eingang. Das Erdgeschoss mit Läden dient als horizontale Passage und führt zugleich über eine lineare Treppe (oder Fahrstühle) zu den Büros in den oberen Etagen. Die Treppe liegt direkt hinter der kleinteilig durchlöcherten Fassade, sodass ein interessantes Licht- und Schattenspiel entsteht.
Die Planer haben die Kupferfassade durch Oxydation im Zeitraffer altern lassen, um damit das Thema Vergänglichkeit aufzugreifen. Daran kommt man in Venedig wohl nicht vorbei.
Fotos: Pietro Savorelli (8), Alessandra Bello (9)
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Weitere Methoden der Metallbearbeitung im Baunetz Wissen Fassade.
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Karl Böhmer | 18.12.2012 20:01 UhrC+S
Die Sprache des architekturalen Diskurses ist veramente ridotto! Als Untermauerung einfallsloser Gestaltung ist sie allerdings perfekte Spiegelung.
Empfehle Lektüre des Vortrags von S.Settis, heutige SZ:"Wenn Venedig stirbt..." an alle, die sich des Titels Architekt noch nicht schämen.
Abgesehen vom idiotischen Dachwinkel - was vermitteln diese Formen von einer Idee der Justiz? vgl Neubau in Düsseldorf