Das Europäische Patentamt ist eine weitverzweigte zwischenstaatliche Organisation mit mehr als 6.000 Mitarbeitenden. In Wien residiert das Amt seit der Jahrtausendwende auf einem Areal südlich der Innenstadt. Und der Begriff „residieren“ ist hier durchaus treffend gewählt, denn der Standort befindet sich in unmittelbarer Nähe der beiden Belvedere-Schlösser. Nun wurde das alte Bürogebäude aus den 1970er Jahren von ATP architekten ingenieure (Wien) umfassend saniert. Planung und Umsetzung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem gruppeneigenen Unternehmen ATP sustain.
Das Projekt mit dem Titel Vienna Green Hub war insofern von Anfang an vorbildlich, als dass sich die Immobilienabteilung des Patentamts gegen einen Neubau und für eine Generalsanierung des bestehenden Bürogebäudes entschied. Im Rahmen eines Wettbewerbs im Jahr 2021 wurden schließlich ATP beauftragt. Es erfolgte ein Rückbau bis auf die Stahlbetonstruktur. Der resultierende „Rohbau“ wurde dann komplett neu ausgebaut.
Das Gebäude befindet sich auf einem rückwärtig gelegenen Grundstück mit Blick auf den benachbarten Klostergarten, hinter dem wiederum der Schlosspark liegt. Einst stand hier die Militär-Medikamenten-Direktion, die später für den nun sanierten Bürokomplex abgerissen wurde. Das längliche Volumen mit Kammstruktur verfügt über vier reguläre Stockwerke und ein Staffelgeschoss. ATP integrierten ein neues Atrium mit zentraler Erschließung. Öffentlich zugängliche Bereiche im Erdgeschoss blieben erhalten, während die Cafeteria und einige Veranstaltungsräume in den Dachaufbau mit umlaufender Terrasse gewandert sind.
Dank der erhaltenen Tragstruktur konnte im Vergleich zu einem Neubau laut ATP rund 50 Prozent CO2 eingespart werden. In energetischer Hinsicht ist insbesondere die Holzfassade mit integrierten Photovoltaik-Paneelen interessant. Im Zusammenspiel mit weiteren PV-Modulen auf dem Dach und einem Batteriespeicher kann der Strombedarf des Patentamtes komplett gedeckt werden. Darüber hinaus kommt ein Wärmepumpensystem zum Einsatz. Über seinen Lebenszyklus hinweg könnte das Projekt mithilfe dieser Maßnahmen voraussichtlich als Kohlenstoffsenke fungieren, so ATP.
Im Inneren ist das Gebäude als moderner Bürobau mit einzelnen Einheiten und größeren offenen Bereichen ausgestaltet. Hinzu kommen in jedem Geschoss Konferenzräume, Fokusboxen und Teeküchen. Die Erschließungszonen sind mit ihren Böden aus Terrazzo-Platten mineralisch geprägt, während im Bereich der Fassade auch der hölzerne Charakter der Hülle erfahrbar ist. (sb)
Fotos: Gunhild und Helmut Pierer
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In Rijswijk errichteten Ateliers Jean Nouvel und Dam + Partners einen 27-stöckigen Glasbau für das Europäische Patentamt.
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