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30.07.2025

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Fischzucht am Sambesi

Farmzentrum von Felix Brinkhege in Sambia


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Auf den ersten Blick könnte man denken: So sieht es aus, wenn sich jemand mit gestalterischem Anspruch in Afrika eine Villa baut. Doch die Geschichte des Hauses, das der Bremer Architekt Felix Brinkhege mit südafrikanischen, sambischen und simbabwischen Firmen realisiert hat, beginnt bei den Fischen im Fluss in der Nähe der berühmten Victoria-Fälle an der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe.

Denn diese Fische waren im Sambesi aufgrund des rapiden Bevölkerungswachstums immer weniger geworden. Der Fluss galt als überfischt. Um dennoch die lokale Nachfrage zu sättigen, erhielt ein Sambisch-Simbabwisch-Schwedisches Joint Venture im Jahr 2010 eine Sondererlaubnis zur Fischzucht. Die Farm entstand nach europäischen Umweltstandards und gilt heute als Vorzeigeprojekt des Landes. Flusswasser wird in Rückhaltebecken gepumpt und von dort in wie Reisterrassen angelegte Teiche geleitet. Auf dem Weg zurück in den Fluss fließt es durch einen künstlichen Sumpf, wo Schilf und Seerosen die Nährstoffe der Fischzucht wiederaufnehmen.

Von der Aufzuchtstation bis zur Kühlzelle sind auf der Farm etwa 45 Personen beschäftigt. Die meisten wohnen im angrenzenden Dorf, etwa 15 direkt auf der Farm in einfachen Wohnhäusern. Das neu gebaute Zambezi River House ist das administrative und repräsentative Zentrum der Farm. Hier können alle zusammenkommen und die Fachleute für Biologie, Aquaponik und Tiermedizin treffen, die regelmäßig die Anlagen warten und den Gesundheitszustand der Teichzucht überprüfen. Entsprechend großzügig wirkt der Versammlungsraum im Erdgeschoss. Über einen Pool öffnet er sich ins große Außengelände. Im Obergeschoss gibt es Privaträume für einen der beiden Gründer und drei Gästeapartments.

Einerseits sollte das Haus einen geschützten Hof bieten, andererseits Blicke zum Sambesi mit den Nilpferden, Antilopen und Elefanten ermöglichen. So entstand die Grundrissform eines Kringels. Die 42 Meter lange Längsseite mit Wohnbereichen und Gästeflügel sind dem Fluss zugewandt. Werkstatt, Waschküchen und Garagen liegen in Richtung Fischterrassen um einen Innenhof. Um die Länge der Fassaden zu brechen und die Kubatur des Kringels zu betonen, knickt jede der fünf Ansichten ein- bis zweimal um sechs Grad ab.

Die Außen- und große Teile der Innenwände wurden aus gut 30 Zentimeter starken Stampflehmwänden errichtet. So soll das Haus in den Trockenzeitmonaten vor den hohen Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius geschützt werden. Brinkhege wollte jedoch die übliche Schichtung in der Fassade vermeiden und stattdessen ein homogenes Bild erreichen. Der Architekt ließ deshalb die stark oxidhaltige rote Erde sorgfältig mischen, um Farbabweichungen zu minimieren. Für die Stabilisierung des Bodens wurde fünf Prozent weißer Zement beigemischt.

Im Inneren dominieren polierte Sichtestriche, Kalkputzwände, Teakholz und Stampflehm. Treppe und Treppengalerie sowie Details in den Badezimmern wurden in Kupfer verkleidet – eine Hommage an die großen Kupfervorkommen der Region, die Sambias größtes Exportgut darstellen. Zusammen mit dem Stampflehm und dem polierten Teakholz bilden sie eine gedeckte Farbpalette aus natürlichen Rot, Braun und Orangetönen.

Eine Wasseraufbereitungsanlage und Photovoltaik auf Teilen der Dächer machen das Haus autark. Ein Anschluss an das Strom- und Wassernetz wäre aufgrund seiner isolierten Lage kaum möglich gewesen. (fm)

Fotos: Felix Brinkhege



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Kommentare
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1

eon | 31.07.2025 11:01 Uhr

...

Da hatte jemand richtig Spaß an seiner Arbeit. Sehr schönes Haus.

 
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Von der Dachterrasse des Farmhauses kann man den Wasserdampf der Victoriafälle sehen.

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Der Affenbrotbaum im Innenhof soll das Zentrum des Hauses bilden.

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Im Inneren dominieren polierte Sichtestriche, Kalkputzwände, Teakholz und Stampflehm.

Im Inneren dominieren polierte Sichtestriche, Kalkputzwände, Teakholz und Stampflehm.

Neben dem Haupthaus entstanden eine Bootsgarage, ein Carport und ein Pool Haus mit Sauna und Dampfbad.

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