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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Eroeffnung_der_Sammlung_Boros_in_Berlin_193192.html

25.04.2008

Hochkulturbunker

Eröffnung der Sammlung Boros in Berlin


Gestern hat der von Realarchitektur umgebaute Bunker in Berlin-Mitte nicht nur den Architekturpreis Beton 2008 zugesprochen bekommen, sondern es fand auch die Pressekonferenz anlässlich der offiziellen Eröffnung des Gebäudes statt. Der Dachgarten und die Außenanlagen des Bunkers wurden nach Plänen von BBZ Landschaftsarchitekten gestaltet. Der Besuch der im Inneren des Hochbunkers eingerichteten Ausstellung zeitgenössischer Kunst wird nur nach vorheriger Anmeldung möglich sein. Dann werden immer 12 Besucher für anderthalb Stunden und zehn Euro eine Führung durch die ganze Ausstellung bekommen – „in wenigen Tagen“, so heißt es, werde die Anmeldung über die Internetseite der Sammlung Boros möglich sein.

Immerhin war der wenigstens teilweise öffentliche Zugang zum Gebäude ja auch seinerzeit eine Verkaufsbedingung für das innerstädtische Grundstück mit dem Bunker, der während des Zweiten Weltkriegs vor allem den Reisende vom nahen Bahnhof Friedrichstraße Zuflucht bieten sollte. Nach Kriegsende war klar, dass eine Sprengung des Bunkers auch die meisten Häuser in der Umgebung in Mitleidenschaft ziehen würde, also wurde er vor allem als Lagerraum genutzt. Was hätte man sonst mit dem Gebäude tun sollen? In seinem labyrinthischen Inneren befinden sich beinahe 80 Räume mit einer Raumhöhe von gerade 2,30 Meter, dafür mit gleich vier Treppenhäuser für die möglichst rasche Erschließung durch so viele Menschen wie möglich – bis zu 6.000 sollen hier zeitweise das Ende der Fliegerangriffe abgewartet haben.

Nach der Wende wurde er bereits kulturell genutzt: „Der Bunker“ hieß der Club, der hier seine Pforten öffnete und bald über Berlin hinaus bekannt wurde, weil er die schnellste und härteste Techno-Musik mit Fetisch- und SM-Partys kombinierte. Von den Betreibern ging damals auch die gegen die kommerzialisierte „Love Parade“ gerichtete „Fuck Parade“ aus. Nach der Schießung des Clubs war der Bunker den Kulturschaffenden in Berlin ein Begriff, und 2002 fand hier das Kunstfestival „Insideout“ statt. In diesem Zusammenhang wurden erstmals Pläne diskutiert, den Bunker dauerhaft umzugestalten (siehe BauNetz-Meldung vom 13. September 2002).

Es benötigte allerdings erst einen privaten Kunstsammler, Christian Boros aus Wuppertal, der schon länger in Berlin auf der Suche nach einem Gebäude für seine Sammlung war und sich 2003 den Bunker kaufen konnte (siehe BauNetz-Meldung vom 8. Oktober 2003). Er beauftragte die ehemaligen Mitarbeiter von Axthelm Frinken Architekten, Jens Casper und Petra Petersson, die sich als Realarchitektur selbständig gemacht haben, mit den Planungen.
Zusammen mit Boros wurde bei vielen Rundgängen mit den Künstlern durch das Gebäude festgelegt, welche Kunstwerke wo im Gebäude einen Platz finden können, welche Wände und Decken dafür mit Diamantsägen herausgeschnitten werden müssen. Die meisten Kunstwerke entstanden extra für den Bunker, in direkter Auseinandersetzung mit den vorhandenen Räumen – so entstand ein immer wieder überraschender Parcours, in dem sich Raum und Kunst miteinander zu vereinen scheinen.

Oben auf dem Bunker hat sich Christian Boros – ebenfalls von Realarchitektur – ein Penthouse errichten lassen, in dem er bereits mit seiner Familie wohnt. Ein bisschen lässt uns das an Dagobert Duck auf seinem Geldspeicher denken. Dafür musste ein Loch durch die drei Meter starke Betondecke gebrochen werden, durch das nun eine Metalltreppe und ein Fahrstuhl nach oben führen. In der Wohnung selbst dominiert der Luxus, wie als kompletter Gegensatz zum engen Inneren des Bunkers. Hohe Räume und weite Blicke, auf den Terrassen vor der Glasfassade der Wohnung Wasserbecken und Bäume. Ein Rundgang durch das Penthouse wird allerdings wohl leider nicht zum Teil der öffentlichen Führungen werden.


Zum Thema:

Sammlung Boros
www.bbz.la


Zu den Baunetz Architekt*innen:

bbz landschaftsarchitekten


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