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10.10.2012

Höfe am Brühl

Einkaufszentrum in Leipzig von Grüntuch Ernst


Shopping-Malls gibt es mittlerweile in jeder Kleinstadt – in größeren Städten schießen sie dort, wo noch Platz ist, wie Pilze aus dem Boden. In Leipzig wurde Ende September in einer der ältesten und traditionsreichsten Straßen der Stadt ein neues Einkaufsparadies eröffnet: Das Kaufhaus am Brühl. Keine einfache Aufgabe also für das Berliner Büro Grüntuch Ernst Architekten, das 2007 den zweistufigen Wettbewerb für sich entscheiden konnte.

„Eine große Herausforderung der Entwurfsaufgabe lag im Umgang  mit dem Maßstab“, erinnern sich die Architekten. „Ein monofunktionales Implantat dieser Größe würde die Proportionen der Leipziger Innenstadt sprengen.“  Grüntuch Ernst haben daher das dreigeschossige Neubauvolumen passend zum Maßstab der historischen Stadtstruktur gegliedert. Das Einkaufszentrum beinhaltet in vier unterschiedlichen Themenhöfen – Goethe-Hof, Plauenscher Hof, Drey-Schwanen-Hof und Lattermanns Hof – etwa 120 Läden, 820 Parkplätze und  31 Wohnungen auf dem Dach. 

Die verschiedenen Funktionen sind so gestapelt, dass das Gebäude nach oben hin immer kleinteiliger wird: Oben steht das klassische Wohnen, das an eine typische Vorstadttypologie erinnert, darunter ein Parkhaus, das durch seine Lage im Haus etwas anders geplant ist als üblich, und darunter die Shopping-Mall. „Die Autos verschwinden nicht in der üblichen Tiefgarage, sondern queren in luftiger Höhe die Wege der Fußgänger“, erklären die Architekten. Sie bezeichnen ihren Entwurf als  eine „robuste Grundstruktur für den Handel mit Gassen und Höfen, Treppen und Brücken, aber auch ganz privaten Grünräumen für das Wohnen auf dem Dach“.

Das Parkhaus wurde hinter der rekonstruierten Aluminiumfassade des früheren Kaufhauses, der „Blechbüchse“, hochgezogen, das vorher einen Teil des Grundstücks einnahm und dessen DDR-Design des Künstlers Harry Müller erhalten bleiben sollte. Bei der Fassade war man sich lange uneinig, ob eher die Aluminium-Fassade oder die darunterliegende Gründerzeit-Fassade von Emil Franz Hänsel erhalten bleiben sollte – beide Fassaden standen unter Denkmalschutz. Ursprünglich hatte das Originalkaufhaus aus dem Jahr 1908 eine Sandsteinfassade, die erst durch die Demontage der Aluminiumhülle wieder zum Vorschein kam. Die Idee, das historische Teil hinter Glas in einer „Vitrine“ nach außen hin sichtbar stehen zu lassen, wurde vom Landesamt für Denkmalschutz verworfen.

Die Architekten verstehen die Stadt als Ort der Tradition und Kontinuität für gelebten Alltag, der lebendig und authentisch bleiben muss. „Gerade in einer Stadt wie Leipzig mit einem System von Passagen und Gassen geht es darum, vielschichtige urbane Räume zu schaffen“.

Fotos: Thomas Riehle


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