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11.06.2025
Wohnen auf der Telekom
Drescher Michalski Architekten in Karlsruhe
Karlsruhe hat viele grüne Ecken. Eine davon: der Alte Flugplatz, ein 70 Hektar großes Naturschutzgebiet im Norden der Stadt. Direkt daneben, getrennt nur durch eine S-Bahntrasse, wurde kürzlich in die Höhe verdichtet. Das ortsansässige Büro Drescher Michalski Architekten realisierte auf zwei Telekommunikationsgebäuden das Wohnensemble NordGrün mit insgesamt 26 Einheiten. Bauherr ist Lukas Hechinger, der auch unter dem Namen NordGrün firmiert. Er hat nicht nur das Grundstück samt Bestand erworben, sondern mit dem Unternehmen seiner Familie Amolsch Holzbau die Aufstockung auch ausgeführt. Kurze Wege, kurze Entscheidungsprozesse also.
Die bauliche Umgebung ist geprägt von Zeilenbauten und Punkthochhäusern. In diese Kulisse fügt sich das Projekt selbstbewusst ein. Das größere der beiden Bestandsgebäude wurde um vier Geschosse aufgestockt. Jedoch wurden diese nicht einfach aufgesetzt. Die neue Struktur steht konstruktiv losgelöst auf einem „Tisch“ aus Stahlstützen und Fachwerkträgern, gegründet auf Bohrpfählen. Zwei Sichtbetontürme an der Nordseite übernehmen Erschließung und Aussteifung. Der eigentliche Wohnbau besteht aus Brettsperrholz aus dem Schwarzwald, verkleidet mit dunkelgrünem Trapezblech – eine Tarnung, die mit dem Sichtbeton sehr gut harmoniert.
Die Grundrisse sind pragmatisch, aber nicht banal. Alle Wohnungen sind durchgesteckt, 13 Meter tief, erschlossen über Laubengänge im Norden. Es gibt kompakte Zweizimmerwohnungen und großzügige Maisonettes mit Loggien, die mit grünem Staketengeländer versehen sind. Drei Penthäuser im Staffelgeschoss mit Dachterrassen gewähren Blicke ins Grüne. Die Wohnflächen reichen von 60 bis 120 Quadratmetern – für eine Nachverdichtung in dieser Lage durchaus großzügig. Der flache Bestand darunter steht derzeit größtenteils leer. Die Telekom hat ein Vormietrecht, nutzt aber nur noch einzelne Räume. Eine spätere Umnutzung zu Wohnzwecken ist denkbar und würde das Ensemble endgültig vom Betriebs- zum Wohnstandort transformieren.
Das kleinere Bestandsgebäude an der Straße, das sogenannte Vorderhaus, wurde saniert und ebenfalls aufgestockt, allerdings ohne zusätzliche Tragkonstruktion. Hier befinden sich nun fünf weitere Wohnungen und eine kleine Kita. Der Bau ist hellgrün verputzt und wirkt im Vergleich zum größeren Volumen fast zurückhaltend. Insgesamt entstanden rund 3.000 Quadratmeter zusätzliche Bruttogrundfläche, die Baukosten lagen bei etwa 5,9 Millionen Euro. Für das Projekt gab es eine Anerkennung beim Deutschen Holzbaupreis 2025. (gk)
Fotos: Kim Fohmann
Zum Thema:
nord-gruen.de
Kürzlich haben wir zwölf Aufstockungen und Dachausbauten im Themenpaket vorgestellt.
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