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01.11.2017

Linie aus Licht in Seoul

Dominique Perrault plant Verkehrspassage


Zwischen den beiden Metrostationen Samseong und Bongeunsa braust derzeit dichter Verkehr über den mehrspurigen Boulevard Youngdongdaero inmitten von Gangnam, Seouls wohl bekanntestem Stadtviertel. Bis 2023 soll sich das ändern – gerade wurde der Wettbewerb für eine Umgestaltung dieses Straßenabschnittes zum Gangnam International Transit Center (GITC) entschieden. Gewonnen hat ihn der Entwurf von Dominique Perrault Architecture (Paris) in Zusammenarbeit mit Junglim Consortium (Seoul) und dem deutschen Landschaftsarchitekturbüro Topotek 1 (Berlin). Sie planen einen multifunktionalen Lightwalk. Verkehrs- und Passantenströme verschwinden im Untergrund, während auf der jetzigen Fahrbahnfläche ein mehr als 28.000 Quadratmeter großer neuer Park entsteht, The Green Land. Es ist nicht der erste tiefergelegte Durchgang Perraults in der südkoreanischen Hauptstadt.

Das künftige GITC wird einen räumlichen Zusammenhang schaffen zwischen dem Convention and Exhibition Center mit der COEX Mall (einem gigantischen unterirdischen Einkaufszentrum) und dem 569 Meter hohen Hyundai GBC Tower, der 2021 eröffnet werden soll. Die oberirdische Grünfläche ist nur die sprichwörtliche Spitze des neuen Verkehrsknotenpunkts. Das eigentliche GITC liegt darunter. Die Architekten rufen in der Beschreibung ihres Vorhabens, das sie als „Land Art intervention“ verstehen, das Bild eines Schiffsrumpfes auf, in dem Fußgängerwege, Verkaufs- und Veranstaltungsflächen, Zug- und Busbahnhöfe, Autofahrbahnen sowie Parkplätze auf verschiedenen Ebenen über- und nebeneinander liegen. Durch eine transparente Deckenöffnung, die in Form einer geraden Linie den gesamten Straßenverlauf zwischen den beiden bereits existierenden Metrostationen nachzeichnet, fällt wie durch ein Kristall das Tageslicht in die unterirdische Fußgängerzone. Nachts wiederum leuchtet diese in die Umgebung hinaus.

Betreten wird die Anlage an ihren beiden Enden auf dem jetzigen Mittelstreifen der Hauptverkehrsstraße, man geht also zunächst direkt zwischen dem laut strömenden Verkehr hindurch, der hier rechts und links in Tunnel geleitet wird. Langsam führt die Rampe dann nach unten. Den oben liegenden Park immer im Blick, verschwinden die Passanten unter ihm. Unter der Erde erwartet sie die für Seouls Untergrundflächen typische bunte Warenwelt: eine gartenartig angelegte, mit viel Grün und viel Wasser ausgestattete Passage, die von Geschäften, Restaurants und Entertainmentflächen gesäumt ist. Im Zentrum öffnet sich das Rund eines Platzes. Hier gibt es Zugänge zum oberirdischen Teil des Parks. Durch die kristalline Decke fällt auf ganzer Länge des Weges Licht ein. Wer hinaufschaut, hat die grünen Wipfel der Parkbäume und den Himmel immer im Blick. (da)


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