Steil aufragende Pylonen, an denen weit auskragend das Dach eines Verkehrsbaus hängt? In Deutschland fällt einem da natürlich der famose frühere Omnibusbahnhof in Chemnitz ein. Wer diesen nicht kennt, sollte ihn sich vielleicht im Rahmen einer kleinen Reise nach Sachsen ansehen. Denn Chemnitz ist dieses Jahr Europäische Kulturhauptstadt.

Die wegweisende Struktur der Ostmoderne hat nun im italienischen Cesena einen entfernten Verwandten gefunden. Allerdings handelt es sich um eine deutlich muskulösere Interpretation des Themas, die von Studio Associato Barbieri Tappi (Cesena) entworfen und von den beiden Büros MATE (Bologna) und Studio Monti e Associati (Ravenna) gestalterisch umgesetzt wurde.

Cesena mit seinen knapp hunderttausend Einwohner*innen liegt ein Stück landeinwärts auf halbem Weg zwischen Rimini und Ravenna im Nordosten Italiens. Das historische Zentrum schmiegt sich an einen Ausläufer der Apenninen, während die jüngeren Wachstumsringe der Stadt schon in die Po-Ebene übergehen. Dort liegt auch der Bahnhof, neben dem die neue Busstation errichtet wurde.

Im flachen Umfeld der Gleisanlagen setzen die Pylonen auf gelungene Weise Hochpunkte. Drei Bahnsteige werden durch das im Querschnitt geknickte Hängedach vor der Witterung geschützt. Im Gegensatz zu Chemnitz mit seiner fast schon schematisch idealisierten Tragstruktur liegt die Sache in Cesena jedoch etwas komplizierter. Die Pylonen halten das Dach nämlich nicht nur mittels dünner Stahlseile, sondern sie nehmen auch mittels eines spitz zulaufenden Auslegers Kräfte auf. Das System kommt dadurch in die Balance, weshalb auf Bodenabspannungen verzichtet werden konnte.

Konstruktiv besteht der Busbahnhof aus einem Stahlfachwerk mit einer Beplankung aus Aluminiumpaneelen. Der untere Teil der Pylonen und das Fundament bestehen aus Beton. Der glatte, fast schon aerodynamische Look der Formen und die weiß lackierten Oberflächen lassen an die Luftfahrt denken. (sb)

Fotos: Federico Cove

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