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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Adjaye_Associates_und_StructureCraft_planen_Kulturzentrum_10088451.html

24.10.2025

Flucht in die Karibik

Adjaye Associates und StructureCraft planen Kulturzentrum


Rund 40 Millionen Menschen leben auf den karibischen Inseln. Seit den 1970er Jahren organisieren die dortigen Staaten ein Kunstfestival, zu dem alle zwei Jahre auf eine der Inseln geladen wird. Dieses Jahr war Barbados an der Reihe. Für die Aufführungen diente ein Pavillon, der den baulichen Zwischenstand des geplanten Barbados National Performing Arts Centre bildet. Der Ausbau des Pavillons und damit die Fertigstellung des Kulturhauses soll bis 2026 geschehen.

Betrieben wird das Gebäude mit 1.500 Sitzplätzen von der National Cultural Foundation Barbados. Die Pläne stammen aus dem Hause Adjaye Associates (London u.a.), das kürzlich sowohl Fotos des recht luftigen Zwischenstands (Phase 1) und Visualisierungen des erwarteten Endergebnisses (Phase 2) veröffentlichte. Das Büro betont den ressourcenschonenden Ansatz, der sich aus diesem zweiphasigen Prozess ergebe.

Die Konstruktion des Pavillons, dessen Kubatur die Grundstruktur des späteren Auditoriums bilden wird, entlehnt sich japanischen Vorbildern. Sie basiert auf Steckverbindungen nach Art des Okkake-Daisen-Tsugi. Im Sinne dieser Technik wurden sämtliche Holzbalken nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip ausgefräst, sodass sie auch ohne Verschraubungen statisch wirksam ineinandergreifen. Die Berechnungen verantworteten StructureCraft aus Vancouver.

Laut Pressemitteilung stammt der Entwurf beider Phasen von Adjaye Associates. Auf seiner Website verkündete das Büro im April 2025 allerdings eine Auslobung für den Pavillon. An dieser haben sich die Architekt*innen nicht etwa beteiligt, sondern die Aufgabenstellung vielmehr selbst formuliert. David Adjaye fungierte als Vorsitzender der Jury, zu der unter anderem auch Barbados’ Wissenschaftsminister Jonathan Reid und die Geschäftsführerin der National Cultural Foundation, Carol Roberts, gehörte. Adjaye Associates scheinen sich einen Namen auf Barbados gemacht zu haben. Bereits 2021 wurden sie von der Premierministerin mit dem Entwurf des dortigen Heritage Districts betraut.

In der Wettbewerbsauslobung suchte man explizit nach Architekt*innen „am Anfang ihrer Laufbahn, einschließlich Architekturstudierenden, aus der ganzen Welt“. Diese sollten Entwürfe für einen temporären Pavillon für das karibische Kunstfestival einreichen. Dem erstplatzierten Team winkte neben einem Preisgeld auch ein Ausflug nach Barbados. Zudem wurde angekündigt, dass es „während der gesamten Dauer des Konstruktionszeitraums von Adjaye Associates betreut“ werde. 

In der finalen Pressemitteilung zum Projekt sind jedoch weder die potenziellen Gewinner*innen erwähnt, noch wird etwas über den Entwurfsprozess gesagt. Bemerkenswert ist in jeden Fall die Konstruktion von StructureCraft. Nie zuvor habe es eine Okkake-Daisen-Tsugi-Verbindung gegeben, die fähig war, so große Lasten aufzunehmen, heißt es vom Ingenieursbüro. Über 55 Tonnen sollen auf die kritischsten Verbindungspunkte übertragen werden – und das ganz ohne Metall. (tg)

Fotos: Peter Maier


Zum Thema:

Nach Missbrauchsvorwürfen dreier Mitarbeiterinnen im Jahr 2023 zog sich David Adjaye aus der Position des Architekturberaters für den Londoner Bürgermeister zurück. Seine Führungsposition im Büro Adjaye Associates hält er nach wie vor. Zu einem Prozess kam es nie. Nach weiteren Meldungen über eine „toxische Arbeitskultur“ soll es inzwischen eine unabhängige Überprüfung durch eine Anwaltskanzlei sowie daraus folgend eine Umstrukturierung der Führungsetage gegeben haben.


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Adjaye Associates planen gemeinsam mit StructureCraft das „National Performance Arts Centre“ in der Karibik.

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Ein raumprägender Pavillon aus Holz wurde bereits fertiggestellt.

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