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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Botschaft_in_Warschau_von_Tony_Fretton_eroeffnet_840522.html

22.10.2009

British Angst

Botschaft in Warschau von Tony Fretton eröffnet


Am vergangenen Wochenende wurde die neue britische Botschaft in Warschau eröffnet. Mit der Feier wurde ein langer und komplizierter Realisierungsprozess beendet, der vor über sechs Jahren begonnen hatte (siehe BauNetz-Meldung am 12. Mai 2003 und zur Baugenehmigung am 14. August 2007). Der Entwurf, mit dem sich Tony Fretton Architects gegen 85 internationale Mitbewerber durchgesetzt hatten, musste aufgrund der Anschläge auf britische Einrichtungen in Istanbul noch im Jahr des Wettbewerbgewinns erheblich überarbeitet werden.

Die neuen Sicherheitsbestimmungen wurden auf einmal zum bestimmenden Thema des Entwurfs, der zuvor auf große Offenheit gesetzt hatte. Zunächst wurde der ursprünglich vorgesehene Bauplatz aufgegeben, Warschau widmete einen Teil des Lazienki-Parks als neues „Botschaftsviertel“ um – hier wurden inzwischen auch die neuen Botschaften Deutschlands, Spaniens und der Niederlande errichtet. Entstanden ist ein von der Stadt durch verschiedene Sicherheitsvorrichtungen gut abgeschirmtes Diplomatenviertel.

Für die britische Botschaft bedeutete der neue Standort, dass hier zwar größer gebaut werden durfte, allerdings musste auf die Offenheit weitgehend verzichtet werden. Das nun 4.300 Quadratmeter fassende Gebäude wurde weit von der öffentlichen Straße entfernt, der kleine Vorgarten ist nur durch eine Sicherheitsschleuse erreichbar. Statt zweier getrennter Gebäude (Botschaft und Botschafterresidenz) um einen halb-öffentlichen Vorplatz und Garten ist nun ein relativ kompakter und langgestreckter Block entstanden. Die Wohnung des Botschafters befindet sich in der zweiten Etage des höheren, mittleren Gebäudeteils. Auf den beiden seitlichen Flügeln befinden sich (gut gesicherte) Dachterrassen. Für welche Öffentlichkeit die „öffentlichen Bereiche“ im Erdgeschoss mit Café, Veranstaltungs- und Ausstellungsbereiche erreichbar sein werden, ist unklar.

Die gläserne Vorhangfassade, die eigentlich aus thermischen Gründen vorgesehen war, ist jetzt bis zu ein Meter tief und kann mit ihren bronzefarben eloxierten Aluminiumpfosten den Eindruck einer Festung kaum verhehlen. Dieser gläserne Vorhang ist außerdem nur noch auf drei Seiten realisiert worden. Zum rückseitigen Park verschanzt sich das Gebäude hinter einem hohen Zaun. Die innere Fassade aus Sichtbeton und schusssischerer Doppelverglasung bleibt hier offen sichtbar. Und auch das weit auskragende Vordach über dem „Empfang“ sieht vor allem aus, als sollte es mit Sprengstoff gefüllte LKWs vom Eingang fernhalten.

Die Kollegen vom britischen Internetdienst Building Design waren vor Ort und finden: „Fretton hat sich den Herausfordungen gestellt und hat es geschafft, die problematischen Anforderungen der Selbst-Einkapselung zu einer Stärke des Projektes zu machen. Perfekt symmetrisch, formal reduziert und mit erfrischender tektonischer Strenge durchdetailliert, ist es ein Gebäude mit einer beinahe klassischen Reinheit.“ Also bei aller Sicherheit eben doch: Very British.


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