Mit seinen klaren und transparenten Entwürfen stand Franz Joseph „Sep“ Ruf für den Aufbruchsgeist der jungen Bundesrepublik und gehörte zu den prägensten Architekten der Nachkriegszeit. Zur Weltausstellung 1958 in Brüssel entwarf er gemeinsam mit Egon Eiermann den Deutschen Pavillon – doch anders als Eiermann blieb Ruf lange Zeit nur Fachkreisen ein Begriff.
Das will der Film Sep Ruf. Architekt der Moderne ändern, der am heutigen Donnerstag, 10. Juli 2025 in den Kinos startet. Er ist eine Hommage an den Architekten und seine Bauten. Regisseur und Produzent Johann Betz kombiniert darin aktuelle Videoaufnahmen ausgesuchter Bauwerke mit historischem Foto- und Filmmaterial, untermalt sie mit stimmungsvoller Musik und ergänzt wertschätzende Stimmen von Weggefährt*innen, Nutzer*innen und Expert*innen.
Das Werk – modern demokratisch, lokal verwurzelt
Sep Ruf hinterließ ein großes Werk von über 300 Bauten und Projekten. Den Beginn machte das 1931–33 realisierte Wohnhaus für seinen Freund Karl Schwend in München, das zugleich das erste und einzige Flachdachhaus der Stadt vor dem Zweiten Weltkrieg war. Zeitlich ungeordnet zeichnet die Dokumentation das Schaffen des Architekten über fünf Jahrzehnte bis in die 1980er Jahre nach und folgt ihm dabei bis nach Italien, wo Ruf später selbst ein Weingut besaß.
Vom Haus Erhard in Gmund am Tegernsee (1951–54) über die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg (1950–54), die Neue Maxburg in München (1952–54) oder den Kanzlerbungalow in Bonn (1963–64): Insgesamt 15 Bauwerke zeigt der Film im Detail und schwärmt von ihrer modernen und gleichsam behutsamen wie menschlichen Architektur.
Das war nicht immer so. Eingeblendete Zeitungsartikel und Zitate aus der Entstehungszeit umreißen die heftige Kritik an Rufs Arbeit. Gerade in seiner Heimat Bayern, wo die meisten seiner Bauten entstanden, wurden sie oft als zu modern und fremd empfunden.
Die Person – selbstsicher, zugewandt, unnahbar
Die Dokumentation legt den Fokus auf das Werk Rufs. Seine Arbeitsweise, Person und Biografie bleiben hingegen eher schemenhaft. Zeitzeug*innen beschreiben ihn als selbstsicher und gleichsam schüchtern, als unnahbar und dennoch zugewandt. Sie erinnern sich an seine Sekretärin Frau Luther (die sogenannte Lutherin), die mit ihm nach Italien reiste und ihn respektvoll „Il Professore“ nannte, an seine weißen Anzüge oder den italienischen Sportwagen.
Studiert hat Ruf an der Technischen Hochschule in München, wo er 1931 bei German Bestelmeyer sein Diplom ablegte. Während des Kriegs baute Ruf vor allem Einfamilienhäuser, wie die im Film gezeigte Junkers Siedlung in Grünwald (1934). Der Durchbruch gelang ihm in den 1950er Jahren. Er war Professor und später auch Präsident an der Akademie der Bildenden Künste in München. Zuletzt realisierte Ruf, teilweise in Zusammenarbeit mit seiner Tochter Notburga Ruf einige Wohnhäuser im italienischen Chianti, bis er 1982 in München verstarb.
Der Film gibt einen facettenreichen Einblick in das Werk Rufs und macht seine Architektur über detailreiche Aufnahmen zugänglich. Während die internationale Presse ihn verehrte, wurde er in seiner Heimat mitunter diffamiert. Mit Kanzler Ludwig Erhard hätte er sich genial verstanden, während er, wenn es nach dessen Vorgänger Konrad Adenauer gegangen wäre, „zehn Jahre“ für den Kanzlerbungalow verdient hätte, denn da könne „kein Mensch drin wohnen“.
Text: Sophie Marthe
Sep Ruf. Architekt der Moderne
Johann Beetz
Deutschland, 2025
96 Minuten
Alpenrepublik
Video: