Die Baugeschichte der Wohnanlage Al-Safeena klingt ungewöhnlich für Dubai. Denn noch immer entstehen in dem Emirat neunzig Prozent aller Bauprojekte auf neu erschlossenen Grundstücken. Meist sind es üppige Einfamilienhäuser mit großzügiger Garagenzufahrt und eigenem Pool. Bei den elf Apartmenthäusern im Dubaier Stadtteil Jumeirah, geplant vom Büro AD&D Architecture, Design & Development (Dubai) war das etwas anders.
Flache Häuser aus den Achtzigerjahren wurden abgerissen um stattdessen neu und vor allem dichter zu bauen. Der Bauherr, ein Familienunternehmen namens Kanoo mit Hauptsitz in Bahrain, wünschte einen zweigeschossigen, modernen Wohnungsbau mit möglichst vielen Einheiten, die er vermieten will. Über einen mittigen Privatweg fanden die Architekten die beste Ausnutzung für das 4.600 Quadratmeter große Grundstück, das nur von einer Seite aus erschlossen war. Zwei der elf Wohneinheiten mussten extra genehmigt werden. Denn verdichtetes Wohnen im oberen Preissegment passt nicht in das Konzept der Behörden im Land des ausufernden, überdimensionierten Wohnungsbaus.
Dennoch bietet jedes der elf Townhäuser 380 Quadratmeter Nutzfläche, eine große Küche, Wohnzimmer und vier Schlafzimmer, an die – so ist es Tradition in der Gegend – jeweils ein eigenes Bad angeschlossen ist. Wasserbehälter und Klimaanlage sind im Haus integriert, so dass die Dachfläche genutzt werden kann. Dass die Neubauten für europäische Augen irgendwie vertraut wirken, hat einen Grund. Florian Oettl, der das Büro seit 2011 mit seiner Frau Ava Monshi betreibt, studierte an der TU Berlin und hat bei Sauerbruch Hutton gearbeitet.
Mit einer kompakten Gebäudeform, hochgedämmten Wänden, Sonnenschutzglas und Schattenelementen auf dem Dach stellen sich die Wohnhäuser dem heißen Wüstenklima, das im Sommer bis 50 Grad erreicht. Die seit 2014 in Dubai geltenden „Green Building Regulations“ liegen zwar deutlich über denen der ENEV, wurden hier aber deutlich unterschritten: Der Wärmedurchgangskoeffizient für das Dach beträgt 0,14 W/m2K, bei der Außenwand sind es 0,48 W/m2K und bei den Fenstern 1,60 W/m2K, erklären die Architekten. Solarthermieanlagen erwärmen das Wasser.
Im Außenraum haben die Architekten von Bänken gesäumte Wege zu einem Springbrunnen angelegt, die nachts beleuchtet und von allen nutzbar sind. Außerdem entstanden ein Pool und ein Fitnessraumfür alle Mieter. So zeigt das Projekt, dass es im Land des Flächenfraßes und der betongewordenen Wüstenschlösser Bauherren und Architekten gibt, für die Dichte, Gemeinschaftsnutzung und nachhaltiges Bauen keine Fremdwörter sind. (fm)
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Designer | 21.11.2017 14:28 UhrEuropa
Sehr europäisch das ganze Design, trotzdem toll und vielleicht eine Anregung für hiesige Architekten.
An die Zielgruppe ausländische Angestellte, habe ich sofort bei dem Projekt gedacht und so ist es ja anscheinend auch geplant.
Insgesamt sehr einladend!