Auf einem ehemaligen Kasernengelände am Rande der oberbayerischen Kleinstadt Bad Aibling liegt das B&O Bau ForschungsQuartier. Seit zwanzig Jahren entwickelt die auf Bau und Unterhalt von Wohnimmobilien spezialisierte B&O Gruppe das circa 70 Hektar große Gelände zu einem mischgenutzten Quartier. Dabei entstanden über die Jahre einige bemerkenswerte Sanierungen und Neubauten, an Hand derer B&O Bau neue Konstruktionsweisen und Technologien praktisch erprobt, um sie später auf dem Markt anzuwenden.
Das bekannteste Projekt der letzten Jahre sind die drei Forschungshäuser von Florian Nagler Architekten. Unter dem Motto „Einfach Bauen“ wurde dabei ein weitgehend identischer Entwurf einmal in (unbewehrtem) Beton, einmal in Ziegel und einmal in Holz umgesetzt. Vor zwei Jahren legte das Münchner Büro mit einem Wohnhaus in Holz nach, das auf den Erkenntnissen von „Einfach Bauen“ basiert und für eine Genossenschaft entstand.
Auf die Erkenntnisse des Forschungsprojekts „Einfach Bauen“ bezieht sich auch die ARGE Ruumfabrigg (Näfels/Zürich) und MMXVI (Biel) bei ihrer kleinen Hotelsuite, die zum B&O Parkhotel gehört und ebenfalls bereits vor zwei Jahren fertig wurde. Der kleine Ferienbungalow steht zwischen Bestandsbauten und alten Bäumen und geht auf eine Mehrfachbeauftragung im Dezember 2020 zurück, bei der explizit eine nachhaltige Holzbauweise gefordert war.
Zehn Büros aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol wurden damals beauftragt, eine Studie zu erarbeiten, wie 10 bis 12 Suiten auf dem idyllischen Gelände platziert werden könnten. Ruumfabrigg und MMXVI setzten als eines der wenigen Büros auf Einzelbauten, die sie entlang eines mäandernden Weges anordneten. Im weiteren Planungsverlauf konkretisierte sich im Austausch mit der Bauherrschaft die Konstruktion für das kleine, monolithische Holzhaus, das ein Schlafzimmer, ein Bad sowie einen Wohnbereich mit Küche und halbkreisförmiger Loggia umfasst.
Tragende Struktur und Boden des Bungalows wurden komplett aus Vollholz mit eingefrästen, dämmenden Luftkammern bei einer Plattenstärke von 30 Zentimetern gebaut. Das begrünte Dach besteht aus einer Brettstapeldecke mit 18 Zentimetern Stärke und Holzfaserplattendämmung. Außen wurden die Wände mit Schindeln aus Lärche verkleidet. Das Fundament besteht aus Stahlträgern, die wiederum auf Schraubfundamenten aufliegen, wodurch die Versiegelung des Bodens auf ein absolutes Minimum reduziert wurde. Auf „Folien und dergleichen“ konnte weitgehend verzichtet werden, betonen die Planer*innen.
Bei den Böden kamen Eichendielen, bei Fenster, Türen und Einbaumöbel dunkel geölte Eiche zum Einsatz. Für den ein oder anderen etwas gewöhnungsbedürftig könnten die skulptural behandelten Überputzinstallationen sein, die aber natürlich gut zur Logik einer konstruktiven Vereinfachung passen.
Im Bad wurde mit Jurakalk gearbeitet. Neben den Platten fällt der Waschtisch auf, der aus einem Steinblock gefertigt wurde. Das dürfte auch beim Laien – der sich weder für Schraubfundamenten noch den U-Wert der Wände von 0,25 W/m2K interessiert – für einen Aha-Effekt sorgen, was man alles mit einfachen, sinnfälligen Konstruktionen und Verarbeitungsweisen schaffen kann. Inwiefern weitere der kleinen Bungalows realisiert werden, ist momentan noch offen; geplant ist es jedoch. (gh)
Fotos: Sebastian Schels, ARGE Ruumfabrik + MMXVI
Zum Thema:
Am Donnerstag, 25. September 2025, veranstaltet die Bundesstiftung Baukultur in Kooperation mit B&O Bau und B&O Service die 5. Bad Aiblinger Baukulturtage im B&O Parkhotel. Die Teilnahme an der bereits ausgebuchten Veranstaltung ist nur noch über eine Warteliste möglich.
Mehr zum einfachen Bauen bietet BauNetz WOCHE#584 „Low Tech“, in der unter anderem die Forschungshäuser von Florian Nagler Architekten diskutiert werden.
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stauBmeier | 22.09.2025 16:35 Uhr...
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