Seitdem der Bund im November 2016 beschlossen hat, 62 Millionen Euro für die Wiedererrichtung der Bauakademie in Berlin bereit zu stellen, diskutieren Architekten, Planer und Kulturschaffende. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt, denn noch vor den Bundestagswahlen im September soll ein entsprechender Wettbewerb ausgelobt werden. Bisher gibt es weder ein inhaltliches Programm noch steht fest, wer für dieses verantwortlich sein soll. Damit das jetzt schnell entschieden wird, hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit die Bundesstiftung Baukultur mit einem „dreistufigen ergebnisoffenen Dialogverfahren zur Entwicklung eines tragfähigen Nutzungskonzeptes“ beauftragt.
Nachdem das Statusforum am 16. Februar 2017 die Rahmenbedingungen diskutiert hatte und auf dem Ideenforum am 22. März 2017 Referenzbeispiele und zahlreiche mit Worthülsen umschriebene Ideen zu hören waren, folgt nun morgen Abend, am 3. Mai 2017, das dritte und letzte, das Szenarienforum. Hierbei sollen die Nutzungsvorschläge auf ihre Machbarkeit und Akzeptanz geprüft werden. Dabei werden an Werkstatttischen vier „Blickwinkel“ eingenommen: Den Blickwinkel „Ausstellung – Museum“ moderiert Hans-Dieter Nägelke, Leiter des Architekturmuseums der TU Berlin. Den Blickwinkel „Forschung – Lehre“ moderiert Friederike Fless, Präsidentin des Deutsches Archäologisches Instituts. Andreas Schulten von der bulwiengesa AG spricht zum Blickwinkel „Immobilien – Bauwirtschaft“ und der Architekturkurator Oliver Elser übernimmt den Blickwinkel „Nutzungsoffenheit“. Außerdem sprechen Katrin Lompscher, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin, Monika Thomas, Leiterin der Abteilung Bauwesen, Bauwirtschaft und Bundesbauten des BMUB und Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer.
Jenseits dieses Dialogverfahrens hat die Geldzusage des Bundes einige Akteure dazu animiert, sich in Stellung oder ins Gespräch zu bringen. In einer gemeinsamen Resolution zur Bauakademie begrüßen die Kammern und Verbände der planenden Berufe und der Rat für Baukultur und Denkmalkultur im Deutschen Kulturrat die Bauabsichten und das Dialogverfahren, halten sich aber mit konkreten Forderungen zurück. In der Resolution heißt es lediglich, zur Entwicklung eines tragfähigen und zukunftsfähigen Konzepts bedürfe es im Vorfeld der Beteiligung aller interessierten Kreise aus Politik, Verbänden und Vereinen, Wissenschaft und Wirtschaft.
Deutlicher wird der BDA in seinem am 24. April veröffentlichten Positionspapier. Aus seiner Sicht sollte der Architektenwettbewerb unbedingt für verschiedene architektonische Lösungen offen sein und nicht per se eine Rekonstruktion zum Ziel haben. Außerdem müsse vor dem Wettbewerb unbedingt die Nutzung feststehen. Für die Erarbeitung schlägt der Verband eine Gründungsintendanz vor und betont, dass auch die unabhängige und langfristige Finanzierung gesichert sein muss. In diesen Forderungen gleicht das Positionspapier den 10 Thesen, die die Kuratoren und Autoren Oliver Elser, Florian Heilmeyer und Ulrich Müller Mitte März veröffentlicht hatten.
Wie die Sache nun weitergeht, wer über eine eventuelle Gründungsintendanz entscheidet, welches Nutzungskonzept diese dann aufstellt und mit wie viel Geld sie für den Betrieb der Institution rechnen kann – beziehungsweise woher dieses Geld kommen soll –, ist noch völlig unklar. Ganz zu schweigen von der Frage, ob das alles noch in diesem Sommer entschieden werden kann, um daraufhin eine fundierte Wettbewerbsauslobung zu formulieren. Wird man morgen Abend im Kronprinzenpalais mehr erfahren?
Veranstaltung: Dialogverfahren zur Wiedererrichtung der Bauakademie – Szenarienforum am 03. Mai 2017, 17-20.30 Uhr
Ort: Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3, Großer Saal, 10117 Berlin
Anmeldung unter: www.bundesstiftung-baukultur.de
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Sandra | 03.05.2017 00:25 UhrViel Lärm um Nichts...oder wie man in...
...Deutschland eine neue Beschäftigung sucht. Sind wir nicht die Einzige in Europa oder weltweit, die sich im so etwas den Kopf (in die nächsten 2-3 Jahren, oder noch länger) zerbrechen - Architekten, Politiker, Künstler, Kritiker, Baufirmen? Wie ist es in Frankreich, Spanien oder USA?
Das ist für mich ein Spiel mit dem Sein und dem Schein, wie bei William Shakespeare. Schon das Wortspiel im Titel hinweist nothing und noting (nichts und wahrnehmen, erkennen), dass hier etwas nicht stimmt.