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10.02.2023

Design statt Waffen in Saint-Étienne

Unigebäude von K Architectures


Saint-Étienne, rund 50 Kilometer südwestlich von Lyon gelegen, gehört zu den unbekannteren französischen Großstädten. Steinkohlevorkommen haben hier während der Industrialisierung für einen schnellen Aufschwung gesorgt. Doch seit einigen Jahrzehnten schrumpft der Ort.

Ein Versuch, dem etwas entgegen zu stellen, ist eine Spezialisierung auf Design. Seit 1998 gibt es beispielsweise eine entsprechende Biennale. Und mit der sogenannten Cité du Design inklusive eines enigmatischen Gebäudes von LIN Architects Urbanists entstand um 2009 auch ein Ort für die Vermittlung gestalterischer Fähigkeiten. Hierfür wurden auch Teile einer alten Waffenfabrik umgenutzt, wo nun unter der Regie von K Architectures Sigwalt Herman aus Paris ein weiteres Gebäude transformiert wurde.

Der neoklassische Riegel entstand Mitte des 19. Jahrhunderts, seine Architektur orientierte sich an Vorbildern wie den Salinen von Claude-Nicolas Ledoux. Nach dem Umbau des rund 135 Meter langen Volumens sollen dort nun unter anderem ein Innovationszentrum, Räume für die Lehre und Werkstätten für angewandte Forschungsvorhaben Platz finden. Bauherrin ist die ortsansässige Université Jean-Monnet-Saint-Étienne.

Die Architekt*innen um Projektleiterin Aline Royer strukturierten das Gebäude, das einst – fast schon analog zu Platine von LIN – aus einem durchgehenden, rund 22 Meter hohen Raum bestand, sowohl mittels horizontaler als auch vertikaler Unterteilungen. Zwei Stockwerke finden im bestehenden Volumen Platz, eine weitere Etage ersetzt das frühere Dach. Im Erdgeschoss wurde das Innovationszentrum samt Werkstätten eingerichtet. Im ersten Stock folgen das Lernzentrum sowie ein Startup-Inkubator. Die zweite Etage ist der Lehre gewidmet. Im Mittelteil, wo nach einem Brand die alte Substanz nicht erhalten war, zieht sich die Gestaltung der Dachaufstockung bis zum Boden. Der Ausbau des Gebäudes erfolgte mittels eingestelltem Betongerüst.

Mit ihrer Fassade aus Cortenstahl folgt die Dachaufstockung der metallverarbeitenden Tradition in Saint-Étienne. Eng gestaffelte Lisenen sorgen hierbei für eine variierende optische Dichte der Fassade. Frontal gesehen eher durchlässig, verdichtet sich das Volumen aus seitlicher Perspektive zum geschlossenen Riegel. Dem massigen Äußeren steht ein vergleichsweise leichtes, in seiner Farbigkeit reduziertes Interieur gegenüber.

Insgesamt wurden rund 7.230 Quadratmeter für rund 900 Nutzer*innen geschaffen, die Nettobaukosten beliefen sich auf 16,2 Millionen Euro. (sb)

Fotos: Sophie Oddo, Marc Dunile


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