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12.07.2022

Schwimmender Terrazzo

Pavillon von Studio Ossidiana auf der Floriade in Almere


Mitte April eröffnete die Floriade 2022 im niederländischen Almere. Die alle zehn Jahre stattfindende Ausstellung kann als Mischung aus Mini-Expo und Bundesgartenschau verstanden werden. Verantwortlich für die diesjährige Floriade sind MVRDV aus Rotterdam. Doch nicht nur der Blick auf den stadtplanerischen Maßstab lohnt, sondern auch so manches Projekt weiß zu überzeugen. Planer*innen der TU Eindhoven realisierten beispielsweise eine experimentelle Brücke aus Flachs und Bioharz.

Wer sich nicht so sehr für Materialexperimente interessiert, sondern für Architektur und Kunst im engeren Sinn, wird am schwimmenden, rosafarbenen Ausstellungspavillon von Studio Ossidiana (Rotterdam) mit dem superkurzen Namen M. seine Freude haben. Das 2015 gegründete Studio, das an der Schnittstelle von Architektur und Kunst agiert, setzte sich 2020 mit seinem Entwurf in einem kleinen Konkurrenzverfahren gegen vier andere, ebenfalls junge Büros durch. Bewusst luden die Stadt Almere und die Provinz Flevoland nur Architekt*innen ein, die noch keine größeren Planungen umgesetzt hatten. Dieser Mut hat sich gelohnt, denn der Pavillon an zentraler Stelle der Floriade darf sicherlich als eines der interessantesten Projekte der Schau gelten.

Terrazzo, ein pastelliges Rosa, das Arbeiten mit der Primärform Kreis sowie ein unterkühltes Understatement des Entwurfs samt erzählerischer Subtöne erinnern an die bisherigen Arbeiten von Studio Ossidiana (etwa auf der letzten Architekturbiennale in Venedig). Die jungen Rotterdamer*innen realisierten eine Konstruktion aus drei Kreisen, die sie als „Hafen“, „Bühne“ und „Observatorium“ bezeichnen, und über die sie schreiben: „Der Hafen ist eine ringförmige Promenade auf dem Wasser, auf der die Besucher*innen spazieren gehen können und die Platz für Außenveranstaltungen bietet. Sie besteht aus einem speziell angefertigten Terrazzo aus Muscheln, Ton und Kohle, die im Boden von Flevoland vorkommen. Die Bühne ist eine Insel mit einer Terrasse, die bei starkem Wind wie eine schwimmende Plattform dahintreibt. Das Observatorium, das sich auf der dritten runden Plattform befindet, bietet zwei Ausstellungsräume.“

Der Pavillon soll mindestens fünf Jahre stehen und ist der erste Schritt für eine Museumsgründung in Almere. Denn obwohl die knapp 50 Jahre junge Retortenstadt mittlerweile die fünftgrößte Stadt der Niederlande ist, besitzt sie kein eigenes Kunstmuseum. Eine Museumsneugründung ohne Sammlungsbestände ist eine herausfordernde Aufgabe. Auf zwei Schwerpunkte wollen die Macher*innen der neuen Institution unter Leitung von Denise de Boer setzen: immersive Kunst (darunter nicht zuletzt Medienkunst) und Land Art (die in Almere und Umgebung seit der Stadtgründung reichlich realisiert wurde). Ein niedrigschwelliger Zugang zum ästhetischen Erlebnis ist dabei explizites Programm. Die architektonische Messlatte haben Studio Ossidiana – die den Pavillon zusammen mit Goldsmith Company (Rotterdam) umsetzten – mit ihrem schwimmenden Pavillon jedenfalls schon mal angenehm hoch gehängt. (gh)

Fotos: Riccardo de Vecchi


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