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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Pavillon-Buchladen_in_Chengdu_von_MUDA_7778076.html

09.02.2022

Das Buch, das aus dem Himmel fiel

Pavillon-Buchladen in Chengdu von MUDA


Chengdu ist die Hauptstadt der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas. In der Stadt leben zehn Millionen Menschen, aber längst ist die Metropole über ihre Grenzen hinaus gewachsen – und sie wächst weiter. Seit 2011 ensteht im Süden von Chengdu das ehrgeizige Stadtentwicklungsprojekt Tianfu: Ein neuer Stadtteil auf 1.500 Quadratkilometern, der nachhaltig gebaut und energieneutral betrieben werden soll; außerdem soll keine Wohnung mehr als zwei Minuten zu Fuß vom nächsten Park entfernt liegen. Einer dieser Parks entsteht nun am Südufer des Xinglong-Sees. Und weil private chinesische Investoren ihre Projekte derzeit besonders gerne mit großen Bibliotheken oder architektonisch spektakulären, kleinen Buchläden schmücken (siehe Baunetzwoche #566 „Bühnen für Bücher“), bestand auch hier der Anspruch direkt am Wasser einen kleinen Buchladen zu errichten.

Die Tianfu New Area Investment Group Co. Ltd. lobte 2018 einen Architekturwettstreit aus, für den 486 Bewerbungen eingingen. Gewinnen konnten ihn MUDA Architects (Peking/Boston/Chengdu) mit ihrem Konzept eines „Buches, das aus dem Himmel fiel“. Dazu drehten sie einen netten, kurzen Animationsfilm, in dem Gott beim Einschlafen die Zeitung aus der Hand rutscht, zur Erde fällt und dort, halb aufgeschlagen, am See-Ufer liegen bleibt. Nun gut.

Der reale Pavillon ist ein Rechteck von 12 und 40 Meter Kantenlänge. Das Gebäude steht unmittelbar am Ufer und schaut mit großer Glasfront zum Wasser. Der Fußboden im Inneren liegt sogar einen Meter tiefer als die Wasseroberfläche, sodass die Fische den Menschen beim Lesen zuschauen können. Die Dachkante liegt zum See hin genau drei Meter über dem Wasser. Nach Osten steigt das Dach in schwungvollem Bogen an: Die Nordostecke des Hauses erreicht 7,5 und die Südostecke sogar 16 Meter.

Die Dachfläche und die weitgehend geschlossene Ostfassade ist aus Titanzink, das sich in der Farbe am Wasser orientiert. Um den eleganten Schwung dieses Dachs zu formen, wurde innen allerdings keine Holzstruktur errichtet, auch wenn das auf den Fotos so aussieht. Stattdessen sind es 700 Aluminium-Vierkantrohre, auf die eine Holzoberfläche gedruckt wurde. Gemeinsam mit der betont schlichten Einrichtung aus (echten) Holzregalen und Café-Tischen, die den gesamten Innenraum offen lassen, entsteht laut Architekten ein Innenraum, der ebenso beeindruckend wie beruhigend ist, damit sich die Besucher*innen ganz dem Lesegenuss widmen können. Solange sie sich nicht daran stören, dass vielleicht ein Fisch dabei zuschauen könnte. (fh)



Zum Thema:

BAUNETZWOCHE#566 „Bühnen für Bücher“


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