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09.05.2019

Das letzte Haus

Pavillon Le Corbusier in Zürich saniert und wiedereröffnet


Bekanntlich hatte Le Corbusier ein gespaltenes Verhältnis zu seiner Schweizer Heimat. Dem Weltmann und Wahlfranzosen war es einfach immer ein wenig zu eng und behäbig in der Eidgenossenschaft. Man muss es deshalb als historische Pointe sehen, dass sein letztes Haus in Zürich entstand – und dass dieses letzte auch das einzige Gebäude ist, das er jemals im deutschsprachigen Teil der Schweiz errichtete. Mehr noch: Der Pavillon am Zürichsee kann geradezu als programmatisches Haus verstanden werden, das sich in erster Linie selbst ausstellt.

Das war durchaus gewollt. In Auftrag gegeben hat das Projekt 1960 die damals erst 33 Jahre alte Galeristin und Mäzenin Heidi Weber, die ein „Gesamtkunstwerk“ wünschte, in dem Ausstellungen gezeigt werden können. Dass das Haus immer auch den Namen der Initiatorin im Titel trug, sagt einiges über das Selbstbewusstsein der Bauherrin, die sich als passionierte Kämpferin im Auftrag des Jahrhundertgenies versteht. 1964 begannen die Bauarbeiten. Le Corbusiers starb im August 1965 und erlebte die Eröffnung des Hauses, für dessen Konstruktion Jean Prouvé verantwortlich war, im Juli 1967 nicht mehr.

2014, nach Ende des Erbbaurechts, ging das Haus in den Besitz der Stadt Zürich über. Obwohl es über lange Jahre gut erhalten worden war, erkannte die Stadt schnell, dass eine umfangreiche und denkmalgerechte Sanierung notwendig werden würde. Sie beauftragte die beiden Zürcher Architekten Silvio Schmed und Arthur Rüegg, die sich seit Jahrzehnten intensiv mit Le Corbusier beschäftigen. Im Herbst 2017 begannen die Arbeiten, seit März richtete die neue Nutzerin – das Museum für Gestaltung – das Haus neu ein.

Zu den Herausforderungen der Sanierung zählte die undichte Hülle, denn sowohl bei den Betonteilen aus als auch bei den Glas- und Emailpaneelen, die mit Neoprendichtungen in ein Gerüst aus Stahlrahmen eingesetzt worden waren, war Wasser eingedrungen. Außerdem musste die Haustechnik erneuert werden. Bedauerlich ist, dass Weber das originale Mobiliar (darunter eine große Zuschauertribüne im Untergeschoss) sowie die Beleuchtung 2016 entfernt hat, denn im Zuge der Übertragung des Eigentumsrechts eskalierte ein lange schon schwelender Streit zwischen Weber und der Stadt. Schmed und Rüegg mussten alles nachbauen lassen.

Ab Samstag ist der Pavillon Le Corbusier – so lautet der offizielle neue Name des Hauses – wieder öffentlich zugängig. Die Besucher*innen dürfen sich auf ein großartiges Haus freuen, das beweist, welchen Ideenreichtum Le Corbusier auch im Alter noch hatte und mit welcher Nonchalance er unterschiedliche Materialien, Oberflächen und Formen kombinierte. Unter einen großen, gefalteten Stahlschirm setzte er das simple Stahlgerüst des Hauses und dockte seitlich einen geschlossenen Block aus Sichtbeton mit einer langen Rampe an. Er sprach von der „maison d’homme“, um die elementare Bedeutung des Hauses, dessen Maße natürlich des von ihm entwickelten Modulors folgen, zu betonen. Das Haus wiederum ist eine Variation der Duplexwohnung, die Le Corbusier 1920 als „Maison Citrohan“ erstmals der Öffentlichkeit vorstellte.

In der aktuellen Ausstellung „Mon Univers“ zeigt das Museum für Gestaltung Objekte, die der passionierte Sammler Le Corbusier zusammentrug – von Meeresschnecken über Keramik aus dem Balkan bis zu Industrieprodukten. Künftig sollen im jährlichen Wechsel Ausstellungen gezeigt werden. Wer vor Ort ist, sollte sich unbedingt auch das Mehrfamilienhaus Ballet Mechanique von Manuel Herz ansehen. Es lädt ein, darüber nachzudenken, was die unglaublichen architektonischen Ideen Le Corbusiers für heutiges Entwerfen bedeuten können. (gh)

Fotos: Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, Georg Aerni, René Burri


Zum Thema:

www.pavillon-le-corbusier.ch


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Der posthum fertiggestellte Pavillon Le Corbusier in Zürich ist das einzige Haus, das der Wahlfranzose in der Deutschschweiz realisieren konnte.

Der posthum fertiggestellte Pavillon Le Corbusier in Zürich ist das einzige Haus, das der Wahlfranzose in der Deutschschweiz realisieren konnte.

Nach der umfassenden denkmalgerechten Sanierung durch Silvio Schmed und Arthur Rüegg ist das Haus nun wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Nach der umfassenden denkmalgerechten Sanierung durch Silvio Schmed und Arthur Rüegg ist das Haus nun wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die originale Möblierung wurde 2016 durch die Initiatorin des Hauses, Heidi Weber, entfernt und musste rekonstruiert werden.

Die originale Möblierung wurde 2016 durch die Initiatorin des Hauses, Heidi Weber, entfernt und musste rekonstruiert werden.

Skizze Nr. 2 für „Zurich Horn“ von Le Corbusier, gezeichnet am 29. Juli 1961 in Cap Martin.

Skizze Nr. 2 für „Zurich Horn“ von Le Corbusier, gezeichnet am 29. Juli 1961 in Cap Martin.

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