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14.03.2018

Requiem für Camenzind

Zürcher Architekturzeitschrift wird beerdigt


Am Freitag, 16. März 2018 wird in Zürich ein ganz spezielles Requiem stattfinden. In der Kunsthalle wird die Zeitschrift Camenzind feierlich zu Grabe getragen – indem das aktuelle und letzte Heft präsentiert wird! Das klingt unernst, ist es auch – und hat doch eine seriöse Seite. 2005 wurde die Zeitschrift gegründet, ganze 19 Ausgaben haben die Herausgeber Jeannette Beck, Benedikt Boucsein, Axel Humpert und Tim Seidel in 13 Jahren geschafft. Und das liegt keineswegs am immensen Umfang oder schwer bewältigbaren, intellektuellen Tiefgang der Hefte. Grund war vielmehr, dass es sich hier um ein skurril-subversives Publikationsprojekt handelte, das für alle Beteiligten ein befreiendes Gegenprogramm zur alltäglichen Arbeit darstellte – und das darum quasi in der Freizeit entstand.

Alles fing mit einem Haufen zusammengehefteter DIN A4-Seiten und einem relativ orientierungslosen Vorwort an. Ab Ausgabe 3 war das Konzept gefunden, das darin bestand, ein bestehendes Magazinformat zu nehmen und dessen Layout zu adaptieren. Es folgten publizistische Ausflüge nach Tansania und Belgrad sowie 2012 der Eidgenössische Kunstpreis im Bereich Architekturvermittlung. Poetische Freiheiten, haufenweise Ironie, manch seriöse Überlegungen und klassische Bilderwitze füllten über viele Jahre die Seiten eines Heftes, das sich nie wirklich ernst genommen hat – abgesehen davon, dass man sich konsequent zum glatten und professionellen Publikationsbetrieb der Architekturszene quer stellte. In dieser Hinsicht hat Camenzind unschätzbare und dazu äußerst amüsante Pionierarbeit geleistet.

Mit 40 Jahren noch wie wild Skateboard zu fahren sei uncool, meinen Beck und Boucsein im Abschieds-Interview – und dementsprechend sei jetzt eben auch mit Camenzind Schluss. Die letzte Ausgabe wird nun am Freitagabend in Robert Pruitts Installation „The Church“ in der Kunsthalle Zürich verkauft. Neben „Restetrinken“ und einer „Grabbelkiste“ wird es Grabreden von Bettina Köhler, Caspar Schärer, Leila Peacock und Hannes Meyer geben.

Was danach kommt? Auf jeden Fall ernsthafte Architektur. Denn das sei verraten: Die Herausgeber Boucsein, Humpert und Seidel sind BHSF Architekten, die nicht zuletzt mit ihrem Wohnhaus in Suffolk von sich hören ließen. Bis dahin darf man sich aber noch ein letztes Mal über Perlen wie das Centerfold in der aktuellen Ausgabe freuen, auf dem passenderweise Architekten ihre Särge vorstellen. Etwa Peter Zumthor, der mit den Worten zitiert wird: „Ich gehe in den Bergwald. Mit der Hand säge ich den Stamm ab. Dann esse ich eine rohe Wurst, selbst erjagt. Dann räuchere ich den Stamm von innen aus. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“ – Requiescat in pace, Camenzind!

Termin:
Freitag, 16. März 2018, 18–20 Uhr
Ort:
Kunsthalle Zürich, Limmatstraße 270, 8005 Zürich

Der Eintritt ist frei. Das aktuelle Heft kostet 10 CHF. Die Redaktion bittet potentielle Käuferinnen und Käufer darum, das Geld passend mitzubringen.


Zum Thema:

Wer nicht nach Zürich fahren kann, aber neugierig geworden ist, Zeitschriften sammelt oder jetzt schon auf Wertsteigerung spekuliert, dem seien die Restbestände im Webshop von Camenzind empfohlen. Ab Montag wird dann auch die aktuelle Ausgabe online zu bestellen sein.


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Camenzind Nr. 18, 2016

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