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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Hauserweiterung_in_Berlin_fertig_1345579.html

19.10.2010

Wohnen für Zwölfjährige

Hauserweiterung in Berlin fertig


Das „Haus K“ steht in Berlin-Zehlendorf, einer der wohl teuersten Wohnlagen innerhalb der Berliner Stadtgrenzen, das Umfeld ist von freistehenden Häusern und Villen aus der Gründerzeit ebenso geprägt wie von großen Grünanlagen – die Hektik der Großstadt hat hier keinen Platz. Nun hat der Architekt Peter Grundmann das Wohnhaus um ein flexibel nutzbares Zimmer erweitert, das mit seiner Fassade aus golden schimmerndem Messingblech hier, wohin sich moderne Architektur nur selten verirrt, einen neuen Akzent setzt.

Das Mehrfamilienhaus ist seit zwei Generationen in Architektenbesitz, der Vater des heutigen Bewohners hatte den kantigen Backsteinbau 1959 selbst entworfen. Es beinhaltet vier kleinere und eine größere Wohnung. Über die Jahre wurden hier auch eine Arztpraxis und Redaktionsräume eingerichtet. Im Erdgeschoss wohnt eine inzwischen fünfköpfige Familie, deren Kinder langsam aus den Kinderschuhen herauswachsen. Dementsprechend musste das Haus erweitert werden, zunächst einmal um ein Zimmer, das in den Garten gebaut wurde.

Peter Grundmann erklärt, dass sich sein Entwurf vor allem an drei Fragen orientierte: Wie ein Haus für ein 12-jähriges Mädchen aussehen könnte, welches Material den roten Ziegelstein ergänzen könnte, ohne diesen direkt fortzuschreiben, sowie wie man mit einem Low-Budget-Projekt eine architektonische Position in einer der teuersten Wohnlagen Berlins formulieren kann. Der Anbau schreibt also zunächst die Straßenfassade des bestehenden Gebäudes fort und öffnet sich mit einer rahmenlosen Verglasung von 3,8 auf 2,4 Meter zum Hof. Zwischen Alt- und Anbau schiebt Grundmann eine breite Fuge aus sandgestrahltem Glas. Eine bestehende Ziegelmauer wurde in die Fassade des Anbaus integriert, darüber wurde ein Fensterband gesetzt.

Die Außenfassade ist ansonsten mit dem erwähnten, unbehandelten Messingblech verkleidet, das normalerweise für die Halbleiterindustrie hergestellt wird. Grundmann: „Mit der Suche nach dem größten Gegensatz sollte Harmonie erreicht werden: Der schwere, rote, stumpfe Ziegelstein kommt übergangslos mit dem leichten, golden schimmernden Messingblech in Berührung. Das Blech legt sich stumpf auf den Ziegelstein. Das Handwerk des Fugenbildes in der Ziegelfassade findet seine Entsprechung auf der Messingfassade durch ein dichtes Muster aus großköpfigen Messingschrauben.“

Die Messingfassade umfasst auch gleich noch das Geländer der Dachterrasse, die oben auf dem Anbau eingerichtet wurde. Zusätzliche Struktur gibt ihr der große, beinahe skulpturale Wasserspeier, der sich aus dem Blech heraus formt. „Das golden schimmernde Haus, mit dem Wasserspeier, dem aus der Südfassade tretenden Kubus und dem davor liegende Vorhang ist der spielerische Ausdruck eines Refugiums für ein junges Mädchen. Und schließlich karikiert der ‚goldene‘ Anbau mit einem Augenzwinkern die Wohnlage, die als die teuerste Berlins gilt.“


Zum Thema:

Peter Grundmann in unserer BAUNETZWOCHE#161: „Die glücklichen Architekten Mecklenburg-Vorpommerns“


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