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03.11.2025
Zwei plus eins
Hochhaustransformation in Brüssel von 51N4E, Jaspers-Eyers und l’AUC
Der erste Abschnitt des World Trade Center-Komplexes im Norden Brüssels wurde 1976 fertiggestellt. Schon während des Baus waren die Türme und die damit einhergehende städtebauliche Transformation sehr umstritten. Heute prägen viele Großbauten solcher Art die belgische Hauptstadt. Die Büros 51N4E (Brüssel), Jaspers-Eyers Architects (Brüssel) und l’AUC (Paris) zeigen nun anhand jenes einstigen World Trade Centers auf exemplarische Weise, wie sich solche Strukturen weiterdenken lassen. Teil des Vorhabens war auch eine eineinhalbjährige Zwischennutzungsphase des in der Nähe des Bahnhofs Brüssel-Nord befindlichen Objekts.
Hinsichtlich seines konzeptionellen Ansatzes ist das Projekt simpel. Die zwei ursprünglichen Bürotürme des Büros Groupe Structures werden durch einen Zwischentrakt verbunden, der mit doppelten Geschosshöhen den Bestand komplementiert. Die beiden unteren Geschosse sind außerdem als multifunktionaler Sockel ausgebildet. Zusätzlich zur Hauptnutzung durch eine flämische Behörde ließ sich denn auch ein breites Spektrum an öffentlichen Angeboten in den Komplex integrieren. Zu diesen gehören Gastronomie, Auditorien und Versammlungsräume sowie ein Hotel. Auch rund 100 Wohnungen und eine große Dachterrasse gibt es.
Die Architekt*innen setzten auf ein hohes Maß an funktionaler Durchmischung, um rund um die Uhr für eine gewisse Lebendigkeit zu sorgen. Beispielsweise folgen auf Büroetagen Wohnungen und umgekehrt. Realisiert wurde eine Bruttogrundfläche von 117.000 Quadratmetern, von denen sich 68.000 im Untergrund befinden. Der Komplex wurde Anfang Oktober als World’s Best Tall Building ausgezeichnet.
Die diagrammatische Konzeption des Projekts mit drei Teilen täuscht allerdings. Was nach einer Erweiterung aussieht, war schlussendlich zu großen Teilen ein Neubau – inklusive der beiden vermeintlich originalen Volumen. Diese etwas widersprüchliche Lösung folgte aus einer umfassenden Analyse der vorgefundenen Struktur nach dem Wettbewerbsgewinn der beiden Büros 51N4E und l’AUC, die in der Folge mit den direkt beauftragten Jaspers-Eyers Architects zusammenarbeiteten. Es zeigte sich, dass das Tragwerk die neuen Lasten nicht würde tragen können. Nur das Fundament, die Untergeschosse und die beiden Erschließungskerne aus Beton blieben schließlich erhalten. Zusammen mit vielen Einzelelementen – beispielsweise die aufgeständerten Böden – ließ sich trotzdem eine direkte Wiederverwendungsquote von mehr als 50 Prozent erreichen.
Interessant ist, dass auch in formaler Hinsicht die ursprüngliche Idee erkennbar blieb. So erhielten die beiden „alten“ Türme eine Glasfassade, die an die ursprüngliche Gestaltung à la Internationaler Stil denken lässt. Der Verbindungsbau steht hierzu in deutlichem Kontrast, auch wenn er nicht wirklich zeitgenössisch ist. Sein außenliegender Sonnenschutz dürfte aber in jedem Fall der Energiebilanz zugutekommen.
Im Vergleich zum zwar heterogenen, aber etwas generischen Äußeren gefällt das Innere mit einer etwas roheren Ästhetik. In den öffentlichen Bereichen treffen Terrazzo-Fliesen und Sichtbeton auf viel Grün in Form großer Topfpflanzen. Und in den doppelten Büroetagen gefallen die Spritzputzdecken. Neben einer ausgeprägten räumlichen Porosität voller Öffnungen und Durchblicke überrascht das Projekt außerdem noch mit einem seitlich angedockten, gewächshausartigen Glasbau. Auf Erdgeschossniveau erweitert dieser den Straßenraum. (sb)
Fotos: Jean-Michel Byl, Maxime Delvaux, Philippe Van Gelooven, Luc Roymans
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