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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Moschee_im_Libanon_von_L.E.FT_als_politisches_Zeichen_4943787.html

09.01.2017

Filigran und richtungsweisend

Moschee im Libanon von L.E.FT als politisches Zeichen


Als „inspirierendes Symbol für die Einheit im Glauben“, bezeichnete Le Corbusier die Ausrichtung islamischer Gotteshäuser Richtung Mekka. Diese Ausrichtung war grundlegendes Thema bei der Umwidmung eines nur 100 Quadratmeter umfassenden Gewölbebaus im libanesischen Moukhtara zur Amir Shakib Arslan Moschee. Die Architekten von L.E.FT (New York/Beirut) überbauten die gewichtigen Steine mit einer filigranen Lamellen-Konstruktion, die den Blick in eine bestimmt Richtung lenkt.
 
Aus manchem Blickwinkel erscheint die geschwungene weiße Form körperlich, während sie sich beim Blick Richtung Mekka auflöst. Mit ihrer zunächst simpel erscheinenden Intervention wollen die Architekten ein politisches Zeichen „für die Moderne“ und „gegen den Fundamentalismus“ setzen. Begonnen mit der Pflanzung eines Feigenbaumes gegenüber eines bestehenden Olivenbaums nehmen sie verschiedene religiöse Symbole auf. Der Baum steht auf einem kleinen Vorplatz. Die Architekten erläutern hierzu: „Im Arabischen Frühling vermischten sich der religiöse Innen- und der öffentliche Außenraum, als sich der öffentliche Raum der Stadt und der öffentliche Raum der Moschee überschnitten.“

Die ornamentale Pixel-Typografie dient denn auch nicht nur der Aussteifung der Lamellenkonstruktion: Unter dem Wort „Allah“ am Minarett steht das Wort „Insan“ (Mensch) und markiert den Übergang zwischen Moschee und Vorplatz. Letzteres soll symbolisch an die humanistische Tradition des Islam erinnern, die der Theologe Mohammad Arkoun beschreibt. Arkoun sieht die Architektur als effizientes Mittel, um der „Gewalt, die in der Konfrontation von Religion, Staat und Gesellschaft entsteht, zu widerstehen“. Der Architekt könne entweder „die herrschende Ideologie stärken“ oder dieses „System aus Glauben und Werten durchbrechen“. Im Inneren gibt ein Oberlicht den Blick auf das Minarett frei. Hinten, wo der Koran gelesen wird, steht das Wort „Igra“ (Lesen) – es soll daran erinnern, den Koran kritisch zu lesen, anstatt die Worte „blind“ zu rezitieren.
 
Makram el Kadi und Ziad Jamaleddine haben in den Neunzigerjahren an der Amerikanischen Universität Beirut und später in den USA studiert, wo sie heute auch unterrichten. Vor der Gründung des eigenen Büros arbeiteten sie mit Architekten wie Steven Holl, Richard Meier und Peter Eisenman. Die Kleinstadt Moukhtara ist Geburtsort des libanesischen Politikers Waid Jumblatt von der Progressive Socialist Party, die die syrischen Rebellen unterstützt. (dd)

Fotos: Iwan Baan, Ieva Saudargaite


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