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08.09.2014

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Angebissene Ecke

Mediathek in Nordfrankreich


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Die 90.000-Einwohner-Stadt Tourcoing in der französischen Region Nord-Pas-de-Calais ist Partnerstadt von Bottrop. Hier wie dort gibt es große Probleme durch den Niedergang der Industrie; in Tourcoing liegt die Arbeitslosenquote bei über 20 Prozent. Da ist es von besonderer Zeichenhaftigkeit, wenn das Gelände eines ehemaligen Industriebetriebs, der Spinnerei Tiberghien, zu einem Kulturstandort umgewandelt wird. Mit der Mediathek Andrée Chedid im Stadtviertel Belencontre geschieht das auf besonders sinnfällige Art: Das ehemalige Pförtnerhaus der Spinnerei wurde in das Projekt einbezogen; die Neubauten der Mediathek schließen sich in heutiger Formensprache an den Altbau an.

Die in Tourcoing ansässigen Architekten D’Houndt+Bajart sparen nicht mit poetischen Metaphern zu ihrem Projekt: Es handele sich um „eine mineralische Skulptur in Bewegung“; sie wollen „die Vergangenheit benutzen, um besser in die Zukunft zu kommen“, oder: „Die industriellen Wurzeln umarmen die zeitgenössische Welt.“ Auf Französisch klingt das noch bedeutungsvoller.

Das Projekt besteht aus zwei Teilen: dem Pförtnerhaus mit der einstigen Fabrikmauer und der Erweiterung. Um einen großzügigen Eingangsbereich zu erhalten, wurde die südliche Ecke des Altbaus im Erdgeschoss aufgeschnitten, so dass der Eindruck einer angebissenen Ecke entsteht, aus welcher der Neubau herauszuwachsen scheint. Im Erdgeschoss des Backsteinbaus befindet sich der Empfang, während im Obergeschoss interne dienende Funktionen der Mediathek untergebracht sind.

Der Erweiterungsbau nun lehnt sich nach Westen an die alte Mauer an und besteht aus drei Flügeln in Holzbauweise, deren Dachlandschaft sich wellenförmig auf und ab bewegt, um die verschiedenen Bereiche im Herzen der Mediathek mit Tageslicht von oben zu versorgen. Die Fassaden nach Osten und Westen, für deren Gestaltung das französische Büro VS-A zuständig war, ahmen eine Zellstruktur nach, deren Öffnungen Ausblicke erlauben, während sie Einblicke von außen erschweren. Nach Norden und Süden sind die Fassaden geschlossen. Dach und Fassade wurden dreidimensional digital entworfen und ausgeführt.

Die Möbel im Inneren wurden auf Maß angefertigt, um den Räumen Identifikationselemente mitzugeben. Die Farbgebung passt sich dem Alter der verschiedenen Zielgruppen an.

Die Mediathek ist ein bescheidenes und sympathisches Symbol des Strukturwandels von einer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft mit den Mitteln der zeitgenössischen Architektur. Chapeau! (-tze)


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Kommentare

3

Michael | 09.09.2014 20:29 Uhr

Verknüpfung

Ein schönes Gebäude, das verschiedene Zeiten und Benützung zusammenbringt.
Das Altbau hebt mit das Ausbau ab, und drinnen scheint alles sehr hell.
Ich mag auch, wie es aus der Umgebung kommt.
Angenehm und schön.

2

Andrea Palladio | 09.09.2014 13:41 Uhr

Barbarei … 

Einfach ein barbarischer Umgang mit dem Bestand. Formalismus in Reinkultur ohne jeglichen Sinn. Die Ränge nimmt man dann gern zu Hilfe, um das seltsame Anziehen des Gebäudekörpers zu rechtfertigen. Und was passiert unter dem Volumen? Eine seltsame grüne Restfläche, die nun wirklich gar keinen Sinn hat.

1

Franz | 08.09.2014 15:55 Uhr

Für die Hexagon-Liebhaber

…bestimmt ein Traum.

Meiner Meinung nach hätte man aber auch ohne sechseckige Sitzkissen eine ausreichend starke Identität erreichen können.

 
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