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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Volker_Giencke_baut_Konzerthalle_in_Lettland_193124.html

17.04.2008

Der große Bernstein

Volker Giencke baut Konzerthalle in Lettland


Unterschiedlicher können architektonische Konzepte kaum sein: Angesichts des minimalistischen Umbaus vom Palais Thinnfeld in Graz durch ifau und Jesko Fezer (siehe BauNetz-Meldung vom 25. Januar 2008) äußerte der studierte Architekt und Philosoph Volker Giencke Unverständnis: „Wo ist die Architektur?“ Nun zeigt er, was er unter eben jener versteht und unterzeichnete einen Generalplanervertrag für die Ausführung seiner Konzerthalle „Giant Amber“ in Liepaja. Die Stadt im Südwesten Lettlands war 50 Jahre lang vor allem russischer Militärhafen – jetzt arbeitet die Stadt an einer Öffnung dieser ehemaligen Sperrzone.

Teil dieser Revitalisierung ist der Bau einer Konzerthalle, eben des „großen Bernsteins“. Der möchte aber, laut Giencke, mehr sein als nur Gebäude. In das Konzerthaus integriert sind ein Geschäfts- und ein Bürohaus sowie ein sechs Meter über dem Straßenniveau liegender öffentlicher Platz. „Das langgestreckte, in der Draufsicht geknickte Geschäfts- und Bürohaus hält und ergänzt den ungleich schrägen, gläsernen und 35 Meter hohen Konus der Konzerthalle. Der Platz, der beide Gebäude verbindet, ist wichtigster Eingangsbereich in das Foyer des Konzertsaals. Ein Ausstellungs- und Performance-Bereich auf Straßenniveau (Civita Nova) soll der kommunale Treffpunkt für die Bevölkerung von Liepaja sein.“

Volker Giencke erläutert uns seinen Entwurf am besten selbst: „Das architektonische Programm zeigt als Fassade einen überhängenden und schräg abgeschnittenen Konus, bernsteinfarben und transparent. Die Erschließung des Gebäudes führt auf unterschiedlichen Niveaus von außen nach innen und wieder nach außen. Die räumliche Organisation folgt diesem Schema. In Schleifen angeordnet und über Rampen und Treppen dreidimensional verbunden, endet sie nie. Man durchquert Räume, deren Decken zu schweben scheinen oder die bis zum Glasdach des ‚Giant Amber‘ reichen, die links oder rechts angeordnet sind und deren Umrisse nur selten kartesischen Gesetzen folgen. Entlang der Hafenstraße führt eine langgezogene und geknickte Rampe angelehnt an das Büro- und Geschäftshaus zum sechs Meter über dem Straßenraum gelegenen Platz. Der Eingang in die Konzerthalle ist ein Fassadenelement, das aus der Glasebene vorspringt und zur Seite fährt.

Der Raum, den man betritt, ist ein physikalisch geschlossener, von vertikalen Löchern perforierter Raum, der teilweise bis zum Dach reicht. An seiner äußeren Schale ‚kleben‘ als Infrastruktur Treppen und Podeste, Lifte, Schächte und Konstruktionsteile. Der Konzertsaal ist mit allen Nebenräumen und Geschossflächen in diesen Raum hineingebaut. Man blickt in und durch das Innere der Architektur, die als Komposition aus Beton, Stahl und Glas das Röntgenbild einer Funktion ist. Die vertikalen Löcher (‚voids‘) erlauben den Durchblick nach oben und durch das Projekt. Sie verbinden die ‚Civita Nova‘, die Stadtebene, mit den ‚Giant Amber‘-Geschossen, führen zur räumlichen Unbestimmtheit und zur Verschleifung der Räume. Die Treppen hängen als offene Skulpturen im Raum. Sie verbinden das Oben mit dem Unten und ermöglichen den Blick aus unterschiedlichen Niveaus nach innen und durch die Fassade nach außen. ‚Giant Amber‘ ist eine Konzerthalle, ein Ort der Versammlung, ein kommerzielles und administratives Zentrum – und manchmal ein Aussichtsturm, windgeschützt und wasserdicht."


Bis Ende 2010 soll der Bernstein fertig sein.


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