- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
24.01.2005
Universaltalent
Gottfried Böhm zum 85. Geburtstag
Der Kölner Architekt Gottfried Böhm hat am 23. Januar 2005 seinen 85. Geburtstag gefeiert. Der Jubilar gilt als einer der bedeutendsten rheinischen Architekten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Das Universaltalent Böhm, der auch als bildender Künstler hervorgetreten ist, ist der Sohn des bekannten Kirchenbau-Architekten Dominikus Böhm, der in der zwanziger und dreißiger Jahren durch expressionistisch-moderne Kirchen an Rhein und Ruhr bekannt geworden ist.
Sohn Gottfried, der Architektur und Bildhauerei in München studiert hatte, trat schnell in die Fußstapfen des Vaters und wurde neben Rudolf Schwarz zu dem wohl wichtigsten katholischen Kirchenbauarchitekten der Nachkriegszeit.
Besonders in den sechziger Jahren, die als Höhepunkt seines gestalterischen Schaffens gelten dürfen, gelangen ihm unter Ausnutzung der Möglichkeiten des Baustoffs (Sicht-)Beton höchst eigenwillige Raumschöpfungen an der Grenze zwischen Brutalismus und Expressionismus. Die Wallfahrtskirche in Velbert-Neviges (1963-68) stellt mit ihren unregelmäßigen Zeltdach und ihrer dramatischen Lichtführung im Inneren eine Revolution des Kirchenbaus von internationaler Bedeutung dar.
Auch seine Profanbauten aus dieser Zeit wie das Rathaus Bensberg (1963-69) sind mit ähnlichen Mitteln gestaltet und zeichnen sich häufig durch den Dialog mit historischer Bausubstanz aus - so auch beim städtebaulich umstrittenen Diözesanmuseum in Paderborn.
Im Spätwerk überraschte Böhm durch die Hinwendung zur Postmoderne und die Verwendung von Betonfertigteilen (Verwaltung der Züblin AG in Stuttgart, 1982-84). Beim Neubau des Mitteltraktes des Saarbrückener Schlosses (1989) sah man den Architekten persönlich auf dem Gerüst bei der Herstellung des Deckengemäldes.
Zuletzt trat Böhm mit dem Neubau der Ulmer Zentralbibliothek (BauNetz-Meldung vom 3. Februar 2004) und dem Richtfest für das Potsdamer Hans-Otto-Theater (BauNetz-Meldung vom 10. September 2004 in Erscheinung. Bei dem Potsdamer Projekt ist eine erneute Hinwendung des Architekten zu expressiven Gebäude- und vor allem Dachformen zu beobachten.
Gottfried Böhm, der lange Zeit an der TH Aachen gelehrt hatte, ist der bisher einzige deutsche Pritzker-Preisträger (1986). Er führt heute sein Büro zusammen mit seinen Söhnen Peter, Paul und Stephan - so wie auch er 1947 in das Büro seines Vaters Dominikus eingetreten war. Eine Ausstellung über die drei Generationen Böhm wurde daher auch „Väter und Söhne“ betitelt.
Benedikt Hotze
Kommentare:
Meldung kommentieren






