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30.06.2025
Polemiker mit Stift
Zum Tod von Léon Krier
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claus | 01.07.2025 22:15 Uhrmehr als McDonalds
Ich persönlich glaube, dass ich Poundbury und analog dazu auch Seaside bei einem Besuch ebenfalls ziemlich schrecklich finden würde, eben desshalb steht es auf meiner Besuchsliste. Manchmal muss man sich gruseln :)
Ich denke die Existenz (und Beliebtheit) dieser Experimente ist vor allem ein Symptom des Versagens des "modernen" Städtebaus. Themen wie Platz, Fassade, Gasse, Schichtung und die richtige Platzierung der wichtigen Häuser in einer Straßenstruktur finden an vielen der Lehrstühle für Städtebau kaum noch Raum. Sicher haben sich die Anforderungen an Städte seit dem 19. Jhd. weiterentwickelt, aber die oben genannten Punkte spielen oft leider keine Rolle mehr - mit fatalen Ergebnissen. All die Europaviertel, die in den letzten 20 Jahren so in Deutschland gebaut wurden, haben mit Europa (und der vielfältigen europäischen Idee von Stadt) ungefähr so viel zu tun wie McDonalds...
Ich fände es nicht so schlecht, wenn wir als Architekt:innen den 6B mal wieder einstecken und unsere Abscheu dem mittelmäßigem Kleinbürger gegenüber etwas zurückfahren würden. Dann schaffen wir vielleicht auch wieder echte Räume für alle.
Ich hab ja auch viele Probleme mit der ins Historismus kippenden Formalpolemik der Krierbrüder, aber als etwas nervende Stadtraumverteidiger werden sie uns wirklich fehlen.
Hoffentlich wachsen da wieder ein paar mit Substanz nach.
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Frauke | 01.07.2025 13:51 UhrPoundbury
Poundbury- die absolute Mittelmäßigkeit kleinbürgerlicher Vorstellungswelt als Ideal- eine gebaute Dystopie.
Immer unter der Annahme, dass mit allen denen es nicht gefällt etwas nicht stimmen kann....und dem Hinweis, dass alles andere unmenschlich ist.
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DWS, Stuttgart | 30.06.2025 21:22 UhrPostmoderne Träume
Man erinnere sich an den klassizistisch rückwärtsgewandten Traum von "Atlantis", einem so bezeichneten "Zukunftsprojekt" des Stuttgarter Galeristen H.-J. Müller für Teneriffa von 1984. Der luxemburgische Theoretiker der Postmoderne zeichnete es 1985 unter Zuhilfenahme zahlreicher Tempelgiebel und Säulen und stellte es mit Bazon Brock im damaligen Hospitalhof in Stuttgart vor. 1991 veröffentlichte Müller seine Utopie in dem Buch "ATLANTIS - MARIPOSA, Geschenk 2000". Im Gegensatz zum damaligen Kulturpessimismus fand Frei Otto 1989 zum gleichen (allerdings viel kleineren) Projekt (jetzt "Mariposa", spanisch = Schmetterling) keine historistische Lösung, sondern nachhaltige Konstruktionen der kreativen Leichtbauweise. Es wurde 1990 in Santa Cruz auf Teneriffa vorgestellt.
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Pekingmensch | 30.06.2025 19:23 UhrBuilding Places People Love
Ein ganz grosser Städtebauer und Polemiker ist von uns gegangen. Seine berühmten polemischen Skizzenreihen zu modernistischem und traditionellem Städtebau haben mich als Student damals inspiriert, die gängige Orthodoxie in Frage zu stellen. Seaside und Poundbury gelten heute - sehr zu Recht - als Meilensteine einer Rückkehr zu menschlichem Maßstab und fussgängerfreundlicher Planung. Leider hat Kriers Werk und der "New Urbanism" in Deutschland nie so recht den Makel des vermeintlichen "Disneylands" abwerfen können. Wer Gelegenheit hat, Poundbury oder Seaside zu besuchen, sollte das unbedingt tun. Allen anderen seien die Bücher und Schriften von Krier und seinen Mitstreitern ans Herz gelegt.
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Léon Krier (1946–2025) in Poundbury, 2016. Foto: Wikimedia / Rggv / CC BY-SA 4.0

Rathaus in Windsor (Florida) von 1990–99. Foto: Wikimedia / Ipps506 / CC BY-SA 3.0

Krier House in Seaside (Florida) von 1985–87. Foto: Wikimedia / Dr. Laurie & Joseph Braga / CC BY-SA 4.0

Skulptur „Der Flösser“ in Pforzheim von Rob und Léon Krier, 1988–90. Foto: Wikimedia / Martin Hahn / CC0 1.0
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krysmopompas | 04.07.2025 08:06 UhrPoundbury ...
... ist doch auch nur ein Beispiel zur Unwirtlichkeit von Städten, die sich dem Paradigma der Autogerechtigkeit unterordnen.
Kriers sich mit sekundären Strukturmerkmalen begnügendes Werk ist genauso wenig Antwort auf städtebauliche Fragen, wie Wurzelholzeinlagen an Armaturenbretter motorisierten Individualverkehrs Antworten auf verkehrspolitische Fragen sind.