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06.10.2023

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Große Geste auf kleinem Raum

Wohnungsumbau in Köln von Demo Working Group


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Die 2019 in Köln gegründete Demo Working Group beschäftigt sich in ihren Architekturprojekten häufig mit den Potentialen von Bestandsbauten. Wie sie im Interview für unsere Baunetzwoche#589 „Shortlist 2022“ erklärten, sind sie interessiert an „optimistischen Bildern für die Zukunft, die die aktuellen Gegebenheiten radikal akzeptieren und darauf aufbauend etwas Neues erzählen.“ Auch ihr aktueller Wohnungsumbau zeigt, wie adaptierbar 82 Quadratmeter eines Geschosswohnungsbaus aus der Nachkriegszeit sein können.

Anfang der 1970er entstand die imposante Wohnanlage In der Kreuzau im rechtsrheinischen Köln-Poll. Für den Umbau einer der Wohnungen im dritten Obergeschoss des Ensembles wurde Demo Working Group von einer Familie mit zwei kleinen Kindern beauftragt. Kern der entwerferischen Überlegungen war die Auseinandersetzung mit der überschaubaren Wohnfläche für eine vierköpfige Familie: „Unser Ziel ist es, die Wohnung mit den heutigen räumlichen Vorstellungen in Einklang zu bringen. Dies führte unweigerlich zu Fragen nach Lebensstandard, Angemessenheit und Anpassungsfähigkeit bestehender Strukturen in Transformationsszenarien,“ heißt es von Seiten des Büros, das dieser Frage mit einer gehörigen Portion Offenheit begegnete.

Die Zimmeranzahl des Bestandsgrundrisses wurde durch den Abbruch aller nicht tragenden Wände radikal reduziert. Die Wohnungstür führt nun direkt in den Wohn- und Essbereich, der gut die Hälfte des Grundrisses einnimmt. An den rau belassenen Abbruchkanten einer tragenden Betonwand vorbei, geht es zu den drei Schlafzimmern und dem Bad. Im hinteren Teil der Wohnung arbeitete Demo Working Group mit einem Schiebewandsystem aus Aluminiumprofilen, das aus dem Maschinenbau stammt und von den Planer*innen für ihre Belange adaptiert wurde.

Neben der räumlichen Neukonfiguration sind es besondere Details, die den Charme des Umbaus ausmachen und die Wohnung zeitgemäß in Szene setzen. So zeigt sich der Installationskern des einstigen Gästebads nun als mit Metallgitter verkleidete, skulpturale „Stütze“ im Zentrum des Wohnbereich. Hier liegt auch die einzige Heizung des Wohnbereichs, da alle alten Heizkörper entfernt wurden.

Der zur Küchenzeile gehörende Installationsschacht verschwindet hinter Spiegelflächen, in denen sich die neu verlegten, glänzenden Marmorfliesen reflektieren. Schließlich werden mit Hilfe eines filigranen Lichtsystems die sorgfältig konzipierten Umbauten atmosphärisch beleuchtet. Da die Bauherrschaft vieles im Selbstbau erledigte, beliefen sich die Baukosten laut Architekt*innen auf nur rund 100.000 Euro, inklusive der Erneuerung aller Fenster. (sla)

Fotos: Jan Voigt


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Kommentare

11

Frauke | 09.10.2023 14:09 Uhr

Sehr schön gelöst

Vor allem der raue Wanddurchbruch in Kombination mit den übrigen sorgfältig ausgewählten Materialitäten gefällt mir sehr gut.

@6 American Psycho Wohnung ist immer noch eine bis heute unerreichte Ikone des Set Design und ich würde sofort dort einziehen.

So sind die Geschmäcker wohl unterschiedlich.

10

Peter Dünsch | 09.10.2023 13:54 Uhr

WOW

Geile Küchenfronten

9

Christian Richter | 09.10.2023 12:14 Uhr

Wandel

Es ist nie einfach, Umbauten privater Räume zu betrachten, ohne den Abgleich mit den eigenen Bedürfnissen und ästhetischen Vorlieben zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Von vielen wird sicher die Atmosphäre der Räume als zu kühl empfunden, aber das darf man getrost dem Geschmack der Bewohner überlassen.
Interessant ist es dennoch, denn wie schon ie Kommentatoren bemerkten, geht die "Entrümpelung" des Grundrisses mit einer funktionalen Neubewertung einher: Gäste-WC, Garderobe, Abstellraum gibt es nicht mehr, dieser Verlust an Praktikabilität wird zugunsten der Klarheit der Räume in Kauf genommen. Ob der konsequente Einsatz mobiler Wände tatsächlich genutzt wird, bleibt offen, zumindest liegt im einheitlichen Wandsystem auch ein gestalterischer Mehrwert.
Es ist eine Wohnung geworden, in der nicht jeder Wohnen möchte, und die den Bewohnern mehr abverlangt (Ordnung!), aber vielleicht auch mehr zurückgibt. Man würde sich wünschen, mehr Menschen hätten den Mut, ihre eigenen Wohnverhältnisse so umfassend und persönlich zu gestalten.
Dass das ganze in einem Hochhauskomplex in Köln-Poll in Sicht- und Hörweite der Autobahn liegt, und eben kein Penthouse in der City ist, macht die Sache nur noch spannender.

8

arcseyler | 08.10.2023 08:46 Uhr

.......

Das schönste ist das Schweben über dem einheitlichen Spiegelbelag und somit in Raummitte.

7

ein | 07.10.2023 20:28 Uhr

-realitycheck-

Wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich bei dem Grundriss um den "Typus" einer Wohnung für eine 4 köpfige Familie, jedoch bei dieser Wohnung, um die einer der DesignerSingle Architekten selbst... ; ) Narrative Story in der Architektur sehr wörtlich umgesetzt?

6

Poser oder | 07.10.2023 18:34 Uhr

American Psycho?

Das kann man sich echt nicht mehr schön reden.

5

@4. | 07.10.2023 12:21 Uhr

ludwig

alles gut und schön.
aber der schlachthausfliesenbelag dahinter.....
und der lmvr bodenbelag.
boy oh boy

4

Barista | 06.10.2023 20:21 Uhr

@ 2

Eine Faema Velox Wandmaschine natürlich!

3

Mainzer | 06.10.2023 17:04 Uhr

Fingerspitzengefühl

... Gratulation! So sollte es mit dem Umbau der deutschen Nachkriegsmoderne einfach weitergehen ...!

2

*auch ein .. | 06.10.2023 16:24 Uhr

Was ist denn ..

.. das Teil rechts neben dem Kühlschrank (Bild 11)?

Ansonsten sehr gelungen, auch wenn es mich tatsächlich gewundert hätte, hätte man - wie in dem Text von Baunetz erwähnt - alle bis auf einen Heizkörper im Wohnraum entfernt.
10oK-EUR für einen 82qm Wohnungsumbau muss man sich allerdings auch leisten können. Es gab Zeiten da hat man für 1200EUR/qm noch vier Wände mit Dach bekommen.

1

Theorie | 06.10.2023 16:03 Uhr

und Praxis

Beim Betrachten der Bilder denkt man hier wohnt ein kinderloses Ehepaar oder ein Single in minimalistischem Design. Ideen Gestaltung alles Top. Die Kinderzimmer dienen in Realität als Gästezimmer und Arbeitszimmer, ...

... laut Beschreibung ist es für eine 4-köfpige Familie geplant. Das verwundert, weil bei 4 Personen in einem Haushalt ist auch Stauraum gefragt. Wo sammeln sich die Jacken und Schuhe ohne Garderobe, .... ? Sorry, I know, wie kann ich nur derart banale Fragen stellen.

Der Vergleich der Grundrisse zeigt, dass die Offenheit zulasten von Stauraum erreicht wurde. Schön wäre zu sehen wie die Wohnung genutzt wird und ein Kommentar der Familie zum Umbau wäre auch schön.

 
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