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11.07.2025

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Holzterrassen am Rotterdamer Hafen

Wohnungsbau von Mei Architects


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Irgendein Superlativ lässt sich noch immer finden. Folgenden haben die Projektentwickler für ein kürzlich in Rotterdam fertiggestelltes Holzhochhaus gefunden: Es sei das „erste großmaßstäbliche Wohngebäude in Europa, das fast vollständig aus Holz gebaut wurde“. Geplant haben es Mei architects and planners, deren Sitz sich gleich nebenan in einem gläsernen Riegel befindet, der ebenfalls von dem Büro stammt. Aus den schießschartenartigen Erkern, die an der Fassade hängen, konnten die Architekt*innen direkt auf die Baustelle ihres Holzneubaus blicken.

Insofern dürften sich Mei mit dem Ort bestens auskennen, zumal sie auch für ein großes Umbauprojekt am gegenüberliegenden Ufer des Nieuwe Maas verantwortlich waren. Ihr nun fertiggestelltes 50 Meter hohes Holzhochhaus im Stadtviertel Lloydkwartier entstand im Auftrag der Entwickler NICE Developers und ERA Contour. Die Verantwortlichen tauften das terrassierte Wohngebäude SAWA, in Anlehnung an die gleichnamigen Reisterrassen in Bali. Historisch durchaus passend, denn um 1900 setzten vom heutigen Lloyd-Pier Passagierschiffe der Reederei Rotterdamsche Lloyd in Richtung Asien ab. Ebenso gut hätte zur Figur des Baus also die Referenz eines Kreuzfahrtschiffes gepasst. Eine Art Vergnügungsdeck bietet der Bau nämlich auch. 

Dieses Deck, auf dem noch ein Gemüsegarten angelegt werden soll, liegt als angehobener Hof über der großen Parkgarage im Sockel. Neben den Stellplätzen, die teils für Auto- und Fahrrad-Sharing vorgesehen sind, befinden sich im Erdgeschoss noch eine Gastronomie und eine soziale Einrichtung. Über dem Sockel entwarfen Mei einen flacheren Riegel an der Ostflanke sowie den namensgebenden Terrassenbau auf der West- und Nordseite. So öffnet sich der Hof gen Süden beziehungsweise Fluss. Durch eine enorme torartige Öffnung bleibt dieser Blick aber zumindest auch einem kleinen Teil der Nachbarn aus dem nördlich angrenzenden Gewerbebau erhalten. 

Den Wohnungsmix verteilten die Architekt*innen entsprechend der Preisklasse. Die bis zu 165 Quadratmeter großen 39 Eigentumswohnungen bekamen die großzügigen Terrassen. Die 70 Mieteinheiten befinden sich darunter und im östlichen Riegel. Sie sollen bevorzugt an Menschen mit sozialen Berufen vergeben werden. Alle Wohnungen sind durchgesteckt und werden über Laubengänge erschlossen. Die natürliche Querlüftung wird mit temperatur- und CO2-gesteuerten Ventilen unterstützt. Die üppige Begrünung muss erst noch wachsen, um die Assoziation der Reisterrassen zu erfüllen. Im Entwurf von 2020 kann man das Versprechen schon sehen.

Der eingangs erwähnte Superlativ ist äußerst spezifisch. Dass laut Architekt*innen 90 Prozent der Struktur aus Brettschicht- und Brettsperrholz bestehen, ist allerdings beachtenswert. Sie entstand in Zusammenarbeit mit den Statiker*innen von Pieters Bouwtechniek und Aldus Bouwinnovatie (beide Amsterdam). Lediglich Gründung, Bodenplatte, die Decke der Parkgarage und Erschließungskern bestehen aus Beton. Interessant ist, dass die Decken der Obergeschosse nicht hybrid ausgeführt sind, sondern mit Trockenschotter beschwert wurden und so reversibel bleiben.

Für großmaßstäbliche Holzbauten gibt es bereits einige Beispiele. Wien (84 Meter Höhe) und Norwegen (85,4 Meter) überragen den Rotterdamer Bau deutlich. Und in Schweden kamen White Arkitekter sogar ohne Holz beim Fahrstuhlschacht aus. (mh)

Fotos: Ossip Architectuurfotografie


Zum Thema:

Wie Rotterdam seine Hafengebiete schon seit längerem umstrukturiert, hat die BauNetz WOCHE „Ökohafen Rotterdam“ von 2018 betrachtet.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

Robert Winkel | 11.07.2025 18:28 Uhr

Sawa

Gute Nachricht und gute Fragen, Sie können Auskünfte bekommen bei dem Website und dort die Adressen bekommen von die Sachverständiger: www.nicedevelopers.nl en www.mei-arch.eu

1

mma | 11.07.2025 17:47 Uhr

Brandschutz

Liebe Baunetz-Redaktion,

ein Hochhaus-Tragwerk ist mit den heutigen formstabilen Hölzern statisch nachweisbar, ok, ist soweit bekannt - aber könnt Ihr bei solchen Projekten bitte was dazu schreiben, wie man hier den Brandschutz bewältigt hat? Brennbare Fassadenverkleidung, sichtbare Stahlverbindungen und sichtbares Holztragwerk eines einzigen Fluchtwegs in GKL 5 Sonderbau (in hiesiger Nomenklatur) ... Ist die diesbezügliche Gesetzgebung in NL wirklich um diese Größenordnungen laxer? Habe ich etwas übersehen? Eine umfassende Hafenwasser-Vernebelungsanlage? Brennt es im Ausland anders? Oder geht das Haus samt Bewohnerschaft in einigen Jahren lichterloh in Flammen auf und wir sind hierzulande heilfroh über den deutschen Brandschutz? Keine Ahnung.

 
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