Das in Grieskirchen im oberösterreichischen Hausruckviertel ansässige Büro Wolf Architektur hat schon so manches alte Gehöft in der ländlichen Region veredelt und dabei neuen Wohnraum für private Bauherr*innen geschaffen. Beispielsweise durch die Transformation einer Scheune auf einem Vierseithof oder durch Neubau auf vorhandenen Fundamentresten. Nun konnten die Architekt*innen mit dem Haus beim Gehöft in einem Ortsteil von Michaelnbach ein weiteres derartiges Projekt fertigstellen.
Der inmitten der Landschaft liegende Hof besteht aus mehreren Bauten, die einst für die Produktion von Tabak genutzt worden waren. Zu Beginn der 1970er Jahre wurde das in der Mitte des Ensembles gelegene Wohnhaus durch einen Neubau ersetzt. Dieser wiederum bildete den Ausgangspunkt für das Umbauprojekt, bei dem der Erhalt vorhandener Substanz im Mittelpunkt stand. Auf einer bebauten Fläche von 125 Quadratmetern gibt es nun 260 Quadratmeter Nutzfläche, verteilt auf zwei Geschosse. Perspektivisch soll auch das benachbarte, stark verfallene Gebäude mit L-förmigen Grundriss als Nebengebäude adaptiert werden.
Das alte Wohnhaus mit Satteldach sei dank der tragenden Außenwände und der Mittelwand gut zu entkernen gewesen und mit nur wenigen Eingriffen umgebaut worden, so das Büro. Es wurde mit Holzwolle neu und diffusionsoffen gedämmt und mit einer hinterlüfteten, sägerauhen Lärchenholzschalung verkleidet. Dadurch fügt sich der Bau nun auch optisch wesentlich besser als zuvor in das Erscheinungsbild des Gehöftes ein. Schiebeläden vor den Fenstern fungieren als Sonnen- und Wetterschutz. Darüber hinaus wurden bestehende Anbauteile entfernt und zwei neue Holzstrukturen ergänzt, um geschützte Außenbereiche zu schaffen. An der Nordostseite entstand ein überdachter Eingang, vor dem nach Südwesten orientierten Wohnraum eine Terrasse mit Veranda. Beide Konstruktionen ruhen auf Sockeln aus Ortbeton.
Im bestehenden Untergeschoss, das als Technik,- Lager- und Werkbereich dient, wurden lediglich die Geschossdecke und die Außenkellerwände bauphysikalisch ertüchtigt. Das einen Meter über Bodenniveau liegende Erdgeschoss erhielt einen neuen, überdachten Zugang mit Außentreppe. Über einen Vorraum mit Treppe zum ersten Obergeschoss gelangt man in den offenen, die gesamte Hälfte des Erdgeschosses einnehmenden Wohn-Essbereich. Er ist durch eine frei stehende Garderobe mit rückseitiger Küchenzeile von der Eingangssituation abgetrennt. Im hinteren Teil gliedert ein brünierter Stahlofen den Raum.
In der anderen Hälfte des Erdgeschosses wurde eine kleine Einliegerwohneinheit integriert – „für die temporären Aufenthalte der älteren Generation“, schreiben die Architekt*innen dazu. Das unter dem mit Tanne verkleideten Dachstuhl liegende Obergeschoss nimmt Schlaf-, Arbeits- und Gästezimmer sowie ein Bad auf. Ein Lehmputz gibt den Wänden aus Bestandsziegel eine natürliche Optik. Die Bodenflächen bestehen aus Beton, der gefärbt, flügelgeglättet und gewachst wurde. Die alten Terrazzo-Stufen an der Innentreppe konnten als Reminiszenz an die Entstehungszeit des Hauses bewahrt werden. (da)
Fotos: Noah Santer