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10.06.2025
Südböhmisches Kapellen-Flair
Wohnhaus von Jan Žaloudek Architekt
Wenn Architekten für sich bauen, fallen die Lösungen oft ungewöhnlich aus. Mit dem House Oskar im kleinen südböhmischen Dorf Kamenná Lhota schuf der Inhaber des Büros Jan Žaloudek Architekt (Prag) für sich und seine Frau ein Ferien- und Wochenendhaus, bei dem er sich vom sakralen Raum einer Dorfkapelle inspirieren ließ. Benannt haben die beiden das Projekt nach dem böhmischen Komponisten Oskar Nedbal, der zu Lebzeiten den benachbarten, barocken Landsitz bewohnte.
Das Haus befindet sich im ehemaligen Garten des Landsitzes, der mit Überresten einer barocken Scheune, jahrhundertealten Bäumen und einer steinernen Einfassungsmauer heute unter Denkmalschutz steht. Kein schlechtes Grundstück, zumal es auf rund 8.500 Quadratmetern Fläche viel privaten Freiraum bietet. Die Form der Konstruktion aus Ziegelmauerwerk und Stahlbeton orientiere sich an schlichten Bauernhäusern mit Giebeldach.
Doch Fassade und Innenraum sind deutlich von sakralen Motiven geprägt. So erhielt das Wohnhaus im Norden eine über zwei Geschosse reichende Rundbogennische, während es im Süden ein Rundfenster im Giebel gibt. Von außen ist es allerdings nicht zu erkennen, da die Bauherr*innen ihm mit kleinem Abstand ein perforiertes Mauerwerk vorsetzten. Bei Tag filtert es das einfallende Licht, nachts lässt es die Fassade leuchten. Gleiches gilt für die Paneele aus weiß gekalkter Tanne und Fichte, die die Glasschiebetüren im Erdgeschoss mit einem ähnlichen Lochmuster verschleiern.
Im Hauptraum, dem Wohn- und Essbereich, erzeugt das Licht- und Schattenspiel eine kontemplative Atmosphäre, verstärkt durch eine doppelte Raumhöhe und eine gewölbeartige Decke. Die Küchenzeile sitzt ebenfalls in einer Rundbogennische und ist mitsamt einer Arbeitsinsel aus indischem Shivakashi-Granit als Anspielung auf einen Kirchenaltar gedacht. Die übrigen Oberflächen im Haus bleiben hell, die Ecken sind meist abgerundet und das Mobiliar wurde eigens entworfen. Das Obergeschoss ist als separate Wohnung mit Schlafzimmer, Bad und Atelier konzipiert.
Auf 170 Quadratmeter Bruttogrundfläche präsentiert das Paar – Bauherrin Jolanta Trojak ist Kunsthistorikerin – zudem eine vielfältige Kunstsammlung. Das Haus soll künftig nicht nur dem Eigenbedarf dienen, sondern auch für Vermietungen, Pop-up-Events, Workshops und als Künstler*innenresidenzen dienen. Die Baukosten lagen bei 750.000 Euro. (sbm)
Fotos: BoysPlayNice
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