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04.08.2025

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Innerer Kontext im Bayerischen Wald

Wohnhaus von Büro Mühlbauer


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Eine monolithische Betonhülle, wie man sie eher im warmen Mexiko vermuten würde und eine Sequenz aus Räumen und japanischen Ziergärten formen das House with two courtyards. Tatsächlich steht das Wohnhaus für einen privaten Bauherrn in Bad Kötzting im Bayerischen Wald, nahe der Grenze zu Tschechien. Es verfolgt mit seinem introvertierten Konzept die Idee eines Ortes, der unabhängig vom Kontext funktionieren soll.

Wieso fast immer erst der Wohnraum betreten werden müsse, bevor man in den Garten gelangt, fragten sich die Architekten von Büro Mühlbauer aus Ingolstadt bei der Planung des Projekts. Neben rein funktionalen Überlegungen merkt man dem klar gegliederten Baukörper eine poetische Haltung an: Außen als hermetischer Sichtbetonquader konzipiert, offenbart sich im Inneren eine geruhsame Raumfolge, die mit dem Abstreifen der Schuhe im südwestlichen Vestibül beginnt. 

Der eigentliche Wohnraum liegt zwischen den beiden namensgebenden Innenhöfen und öffnet sich dorthin jeweils mit Vollverglasung. Er fasst Wohnküche, Bäder und zwei Schlafzimmer, die von den Architekten als flexible Schalträume gedacht sind. Der entscheidende Unterschied zum westlichen Eingangsbereich liegt in der zwischengedämmten Hülle, die sich nicht sofort zu erkennen gibt.

Gut 100 Quadratmeter Wohnfläche zählen beide Gebäudeteile. Die Baukosten werden mit rund 270.000 Euro angegeben. Das Haus wurde als veredelter Rohbau mit nur nötigstem Mobiliar aus Lärchenholz übergeben. Im Kaminzimmer findet ein altes Garagentor neuen Nutzen und bietet den einzigen Blick in die Außenwelt.

Die Architekten suchten Inspiration in vielen Motiven – in strukturhaften Bauten von Mies van der Rohe und Peter Märkli bis hin zu den Gärten von Gilles Clément. Maurus Schifferli aus Bern verantwortete die Landschaftsplanung für das Projekt. Mit den abgeschlossenen Gärten möchte er daran erinnern, dass menschliche Gestaltung stets nur ein kleiner Eingriff in eine übergeordnete Ordnung bleibt, auf die sie keinen Einfluss hat. (tg)

Fotos: Mikael Olsson


Zum Thema:

Schon das Erstlingswerk des Büros, der Umbau eines Stadtbauernhauses, das Thürwachterhaus , lebt unter anderem von einem geschützten Hof und roher Sichtbeton-Atmosphäre.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

31

krysmopompas | 15.08.2025 19:19 Uhr

#27 "an die Stammtischfraktion"

woher die Gewißheit, die Debatte wäre am Stammtisch geführt?
Wurde dies Haus nicht am Stammtisch entworfen?

30

Bernhard | 14.08.2025 19:09 Uhr

Menschenfreund?

Zitat: warum . . . . .
. . . . . sollte man nicht darauf verzichten dürfen,
sich in einem 'bayerwald' wohngebiet, täglich die unaussprechlichen häßlichen gewöhnlichkeiten der umgebung anzusehen.

Ja, wenn das sooo ist, dann ist der Bauherr ja noch ein Menschenfreund und tut sich und seiner Nachbarschaft etwas Gutes, wenn er sich einbetoniert. Interessanter Ansatz!

Ich dachte immer, wir bauen FÜR und nicht GEGEN Menschen, für ein Miteinander, sparsam im Verbrauch von Flächen, Ressourcen und Energie, mit Verantwortung für eine Gemeinschaft.

Im Grunde ist der Entwurf nichts anderes, wie eine kleinkarierte Protzvilla mit meterhohem Zaun drumherum für jemanden, der sich aber genau dies nicht leisten kann und genau diese Haltung hat. Dann entsteht diese Schmalspurversion.

Wieviele Nachbarn werden Sie mit diesem Haus überzeugen, daß es besser geht als diese unaussprechlichen häßlichen gewöhnlichkeiten? Richtig, Keinen! Im Gegenteil, es wird jeder bestärkt sein, alles richtig gemacht zu haben. In diesem Fall sogar zu Recht.

29

dethomas | 13.08.2025 17:40 Uhr

warum . . . . .

. . . . . sollte man nicht darauf verzichten dürfen,
sich in einem 'bayerwald' wohngebiet, täglich die unaussprechlichen häßlichen gewöhnlichkeiten der umgebung anzusehen.
schöner sind dann unter umständen doch 'zen-gärten' und sichtbeton.
(ich kenne den ort, das gebiet)
wenn man pseudo-natur sehen will, geht man dort einfach in den wald.

28

StefKlass | 11.08.2025 11:19 Uhr

ok aber

es wurden die Löcher für die Haubitzen vergessen.

27

Bernhard | 08.08.2025 09:12 Uhr

an die Stammtischfraktion

Ist es nicht etwas sehr überheblich, sobald eine Kritik, die durchaus sachlich vorgetragen wird, nicht genehm empfunden wird, der Diskussion ein Stammtischnevieau zu unterstellen? Wenn man sich mit so einem Entwurf wie hier so weit aus dem Fenster lehnt, muss man auch den Gegenwind ertragen können.

26

peter II | 06.08.2025 17:25 Uhr

@23; @baunetzredation

stimmt.

und danke, liebes baunetz, dass es diesen stammtisch hier noch immer gibt, moderiert, nicht in echtzeit, dafür in ascii (oder so ähnlich).

25

DocF | 06.08.2025 16:19 Uhr

Brutalismus schnörkellos pur

Westwall 2.0 = Eastwall

24

1000worte | 06.08.2025 10:22 Uhr

ist die Garage fiktiv

als Wochenendehaus oder Ferienhaus kann ich mir gut vorstellen, aber für dauerhaft würde ich depressiv sein. poetischer Raum ist tatsachlich die Garage, von dort fährt man nirgendwo hin ;)

23

Und | 06.08.2025 00:21 Uhr

das

Einzige, was hier klar wird: das Baunetz ist der deutsche Architektenstammtisch.

Hast Du wirklich gesehen? Sichtbeton? Wie schrecklich! Wie kann man denn so was machen!

22

AEI | 05.08.2025 21:47 Uhr

@19

Der Schornstein auf dem Gründach.

21

RooBa | 05.08.2025 20:21 Uhr

Oh Himmel!

Das ist wirklich eine herausragende Arbeit.

20

krysmopompas | 05.08.2025 20:02 Uhr

@ BCH

Geht es hier wirklich um eine Vorwegnahme, oder doch eher um ein sich häuslich Einrichten in gegenwärtiger Dystopie? Sicherlich, die nostalgische zur Schau Stellung verschwendeter grauer Energie im Sinne eines form- follows-availability ist doch in der konsequent selbstverleugnenden Abkehr von unwirtlichen Einfamilienhausäckern eher eine hypersensible Bestandsaufnahme.
Oder als ob in der katholischen Provinz bewußt der Versuch unternommen worden wäre, sich vom niederländisch-protestantischen Schaufenster-Wohnen zu distanzieren und so eine eigene Welt zu behaupten? In ihrer Konsequenz an Hofhäuser in einer Kasbah erinnernd, aber eben leider ohne Hof als Entfaltungsort der eigenen Bubble, sondern ein eher kontemplativer Betrachtung vorbehaltenes Gärtlein Eden.
und der Dialog zur Gesellschaft ist erstarrt im straßenseitigen Relief, das in seiner Geschwätzigkeit leider zur hohlen Phrase verkommt. Eine Grafitti-Wand zur allgemeinen Benutzung wäre da vorausschauender gewesen.
Nicht für prognostizierte Endzeiten wurde hier gebaut, sondern für selbstgenügsam passives Verharren im Gegenwärtigen.

19

auch ein | 05.08.2025 17:04 Uhr

architekt

wenn man sich mal hin-googelt sieht man das es völlig irreführend fotografiert ist...
es steht mitten im dorf an der strasse, der bayrische "wald" ist weit weg und in der gegend ist ne mauer um die freiplätze sicher gut gegen lästige nachbarn.
da verstehe ich die selbstisolation dann besser....was auch immer man in dem weiler will wenn das grundstück nicht von oma vererbt wurde.

und die wände gehören AUF JEDEN FALL innen weiss angemalt ;-)

und: WAS IST DENN DAS AUF BILD 13

18

Mies | 05.08.2025 16:46 Uhr

Schöner Bunker

Die Bewohner haben sich gut auf die Zukunft vorbereitet!

17

Simon | 05.08.2025 12:11 Uhr

----------------------

Das einzige wohnliche an diesem Trutzbau ist das Wort "Wohnküche" Und die ist nicht einmal eine.

Sehr depressiv dieser Bau.

16

arch | 05.08.2025 11:55 Uhr

ziemlich möchtegern irgendwie,

vom bauherren und vom architekten gleichermaßen. als wolle man durch die reproduktion einer art von architektur ein bild von sich selbst zeichnen. klar, das ist es immer auf eine art aber hier so mit der faust aufs auge, dass man irgendwie komisch berührt ist davon...

15

peter II | 05.08.2025 11:34 Uhr

melancholisch

teilweise schon sehr ästhetisch (bis auf das licht, wie bereits richtig erwähnt), aber leider vor allem auch traurig. soziale apokalypse. da baut sich jemand einen bunker, weil er seine nachbarn offenbar nicht sehen möchte und/oder von ihnen nicht gesehen werden will.

14

Bernhard | 05.08.2025 10:13 Uhr

Geschichte wiederholt sich

„Berlin“ und „… verträumte Oase … innerhalb vier Mauern…“ ist ein gelungener Kommentar. Da haben aber schon nicht wenige festgestellt, dass ein Blick über den Horizont der eigenen vier Wände zeigen kann, dass die Welt doch nicht so schlecht ist. Die Motivation, sich an diesem Ort einzumauern, kann man, muss man aber nicht verstehen

13

peter | 05.08.2025 09:41 Uhr

da hat man prächtige landschaften um sich herum,

und schottet sich dann komplett davon ab. baut dann aber einen garten, weil ohne grün es wohl irgendwie auch nicht geht.

das ist wirklich der absurdeste beitrag, den ich hier in den letzten monaten gesehen habe.

@2 von welcher küche schreiben sie? ich sehe da nur ein möbelstück mit einem wasserhahn.

12

Mr. Riös | 05.08.2025 08:29 Uhr

Alles sehr gut - bis aufs...

Licht?

Die paar Glühbirnen in den Fassungen machen doch kein gutes Licht?

Wenn man schon so minimalistisch plant, was den ein oder anderen zusätzlichen Gedanken erfordert, hätte man auch mal noch nen Tag in ne gescheite
Lichtplanung stecken können.

Es gibt da so einen Leuchtenhersteller aus dem Bregenzerwald, der hier ja quasi prädestiniert gewesen wäre.

Schade...

11

auch ein | 05.08.2025 08:13 Uhr

architekt

so, jetzt noch die wände weiss machen und dann in die ecke in einen gemütlichen plüschsessel setzen und in den "garten" schauen und sich überlegen warum man dem landschaftsarchitekten eigentlich beauftragt hat....

10

Klaus Trophobe | 04.08.2025 23:29 Uhr

Die einen sagen kontemplativ die anderen sagen Zelle

Grüße Klaus Trophobe

9

apo lypso | 04.08.2025 23:18 Uhr

wenn ich könnte

würde gerne genau so in diesen räumen leben.

8

Berlin Architecture | 04.08.2025 21:15 Uhr

Poesie

Der Blick durch das Garagentor (von Innen nach Außen) eröffnet einen poetischen Ausblick in die Vegetation der unwirtlichen Umgebung (Bild 8). Insgesamt ist der Entwurf sehr gelungen, es muss nur darauf geachtet werde, dass kein Nachbar eine Villa Savoie errichtet, die Einblicke in die verträumte Oase des Atriums des Paradieses zwischen vier Mauern ermöglicht.

7

fjh | 04.08.2025 19:41 Uhr

Betonhaus

@BCH dem ist nichts hinzuzufügen, treffend formuliert!

6

Schön | 04.08.2025 19:23 Uhr

Dass es ausser Holz

Auch noch solider und interessantere Baumaterialien gibt.Zugegebenermaßen haben Abdo und Corbu auf diesem Feld viel vorgearbeitet, aber weil's so schön ist darf auch heute noch das Rohe im Tektonischen aus der Trickkiste geholt werden.Ach ja, auch Atelier 5 haben mit Halen I-III Einiges in Sachen Beton erfolgreich erprobt.

5

... | 04.08.2025 18:13 Uhr

gibt es ein leben vor dem tod?

nicht schön, aber kriegstauglich.
somit wiederum ziemlich zeitgeistig...

4

E.N. | 04.08.2025 17:54 Uhr

Kontext

Es verfolgt mit seinem introvertierten Konzept die Idee eines Ortes, der unabhängig vom landschaftlichen Kontext funktionieren soll.

Ist das der neu Ansatz? Architekur ohne Kontext?
Verstehe ich nicht.

3

AEI | 04.08.2025 16:47 Uhr

schrecklich gerne...

...würde ich davon nochmal in 5 Jahren Fotos sehen, wenn sich die Bewohner etwas eingelebt haben. Bleibt es bei den rohen Böden und Decken? Wie richtet man diese Räume sinnvoll ein - vor allem die Küche? Der größere Innenhof wirkt allerdings wunderbar kontemplativ.

2

BCH | 04.08.2025 16:38 Uhr

Endzeit?

Manche Leute vertreten die Auffassung, dass die Kultur die Entwicklung des Weltganzen hellseherisch vorwegnehme. Hier sehen wir die Kulissen für die Apokalypse.

1

Roland D | 04.08.2025 15:57 Uhr

Poesie

Selten ein Projekt gesehen, wo der Text und die Bilder so gar nicht zusammen passen wollen.
Hat der Architekt den Bauherrn gezwungen oder umgekehrt?

 
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