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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohngebaeude_in_Zuerich_von_Loeliger_Strub_10009941.html

18.08.2025

Schichtungen am Stadtrand

Wohngebäude in Zürich von Loeliger Strub


Stadtnah und doch fast schon im Grünen: Am östlichen Rand von Zürich, wo die Stadt in Felder und Wald ausfranst, haben Loeliger Strub Architektur (Zürich) ein Mehrfamilienhaus mit 14 Mietwohnungen realisiert. Der Bau steht an einer Landstraße, die ins nächste Dorf führt. In diesem Zwischenraum platziert, verkörpert auch das Haus ein Dazwischen: Rückzug und Öffnung, Privatheit und Gemeinschaft. 

Das dreieckige Grundstück hat Geschichte. Vorher stand hier ein Restaurant aus den 1920er Jahren, bis sich Gastgeberin und spätere Bauherrin Irma Peter aus der Gastronomie zurückzog. Dann folgte der Neubau: Ein schmales, langgezogenes Volumen, dessen Pultdächer an beiden Stirnseiten spitz zulaufen. Die Silhouette erinnert an landwirtschaftliche Zweckbauten, nicht zufällig liegt direkt gegenüber eine Scheune.

Zur Nordseite, wo der Verkehr rauscht, schiebt sich eine Arkadenschicht vor die Fassade. Sie ist räumlicher Filter, Lärmpuffer und Gestaltungselement in einem. Haushohe, filigrane Betonstützen, im Raster gesetzt, verleihen dem Bau einen ruhigen Takt. Dahinter befinden sich Bandfenster und zwei Eingänge. Über diesen liegen erhöhte Plattformen, halb Treffpunkt, halb Aussichtsbalkon für alle. Der Sichtbeton zieht sich in Form vorfabrizierter Scheiben und Unterzüge als tragende Geste durch das gesamte Haus.

Innen erschließen zwei Treppenhäuser mit Aufzug jeweils zwei bis drei Wohnungen pro Geschoss. Die Flächen reichen von kompakten 42 bis großzügigen 124 Quadratmetern – ohne starre Raumaufteilung. Stattdessen verändern Schiebeelemente mit Holzrahmen und weißer Raufasertapete den Grundriss nach Bedarf in Längs- oder Querrichtung. Sie erinnern an japanische Shōji, sind jedoch blickdicht. Ein maßgefertigtes Möbelband an der Nordseite bündelt Küche, Stauraum und Bad, letzteres verschwindet bei Bedarf hinter verspiegelten Flügeltüren. Auf dem Boden: warmes Douglasienholz, das einen weichen Kontrapunkt zu den kühlen Sichtbetonflächen setzt.

Zur Südseite öffnet sich jede Wohnung mit einer Veranda – diesmal keine Filterschicht, sondern ein gemeinschaftlich nutzbarer Raum. Drei freistehende Treppen führen von dort in den Garten, den Landschaftsarchitekt Matthias Brück von Permatur (Zürich) gestaltete. Hier wächst Gemüse neben Beerensträuchern, Kräutern und Obstbäumen, zum Ernten und Austauschen gedacht. Im Erdgeschoss verbindet ein T-förmiger Gemeinschaftsraum mit Küche, Kamin und Waschsalon die beiden innenliegenden Treppenhäuser.

Der architektonische Spagat zwischen Stadt und Land gelingt mit einer Selbstverständlichkeit, die weder laut noch gefällig wirkt. Das Haus lebt von verschiedenen Schichtungen. Dass für eine aktuell freie 68-Quadratmeter-Wohnung rund 2.800 Franken im Monat aufgerufen werden, ordnet das Projekt klar im oberen Segment ein. (gk)

Bilder: Seraina Wirz


Zum Thema:

Das Projekt wurde auch im Buch Made of Solar besprochen. 


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