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07.05.2025
Duplex in Detroit
Wohnensemble von EC3
Jahrelang war die Berichterstattung über Detroit von Abwanderung, Verfall und der hohen Kriminalitätsrate bestimmt. Seit dem auf die Insolvenz 2013 folgenden Regierungswechsel beschwören die Medien jedoch eine Art Renaissance der als Wiege der US-amerikanischen Automobilindustrie bekannten Stadt herauf: Die Stadt ließ zahlreiche Gebäude restaurieren, Unternehmen kehren zurück, der Tourismus floriert. Ob jedoch die gesamte Bevölkerung von den Blüten des scheinbar überwundenen Strukturwandels profitiert, bleibt fraglich.
Zwei Meilen nordwestlich von Downtown Detroit, rings um die Kreuzung der beiden Magistralen Warren und Grand River Avenue, liegt die knapp 1.000 Hektar umfassende sogenannte Core City. Hier ist der Immobilienentwickler Prince Concepts aktiv. Dieser möchte die ehemals von Industrie geprägte, luftig bebaute Nachbarschaft laut eigener Aussage behutsam mit gezielten Investitionen reaktivieren. Auch das neueste Projekt, das nach Plänen von EC3 (Los Angeles) entstand, setzt auf die Kombination von Wohnraum und öffentlichem Grün. Mit dem Bau von fünf Duplexhäusern ist Phase Eins des Projekts namens The Canopy abgeschlossen, sieben weitere sollen auf dem Nachbargrundstück folgen.
Typologisch haben die locker auf der rund 1.580 Quadratmeter großen Parzelle verteilten Neubauten wenig mit dem Detroiter Wohn-Vernakulär zu tun. Aber schon der Nachbarbau The Caterpillar, den Prince Concepts mit dem lokalen Büro Undecorated realisierte, macht klar, dass der Entwickler das Gebiet als Inkubator einer aus Ruinen erwachsenden Zukunft begreift. Denn das Lofthaus ahmt eine Quonset-Baracke nach, die das US-amerikanische Militär während des Zweiten Weltkriegs hunderttausendfach herstellte.
Die weiß, türkis und rot verputzten Häuschen von EC3 sollen denn auch in eklektischer Weise architektonische Leuchtturmprojekte aus der Vergangenheit der Motor City zitieren: die unterschiedlich hoch aufragenden Türme des mittlerweile abgerissenen Continental Motors Werks von Albert Kahn oder die flachen Lafayette Park Townhouses von Mies van der Rohe. Als weitere Referenz werden die Ausstellungshallen Donald Judds im ehemaligen texanischen Militärstützpunkt Marfa genannt.
Ganz so minimalistisch geht es bei The Canopy nicht zu. Die Häuser prägen offene Grundrisse, bodentiefe Fenster und französische Balkone, aber auch diverse maßgefertigte Einbauten. Dabei scheinen die zehn Mieteinheiten mit insgesamt 670 Quadratmetern Bruttogrundfläche – fünf Studios, eine Zweizimmer- und vier Einzimmerwohnungen – eher dem Wohnanspruch junger, zugezogener Entrepreneur*innen zu entsprechen. Die monatlichen Mietpreise zwischen knapp 1.000 und 1.800 Euro sollen auch den Garten gegenfinanzieren, für dessen Gestaltung Prince Concepts persönlich verantwortlich zeichnet. Zwischen den 121 frisch gepflanzten Bäumen ergibt sich je nach Perspektive auch ein Blick auf die vom Himmel inspirierten Malereien des ortsansässigen Künstlers Victor Reyes, der damit die nicht nutzbaren Dachflächen zieret. (kms)
Fotos: Chris Miele, John D’Angelo
Zum Thema:
Schon für sein erstes Neubauprojekt in Core City, der ebenfalls aus Quonset-Hütten bestehenden Mini-Siedlung True North, arbeitete Prince Concepts-Gründer Philip Kafka mit dem Büro EC3 von Edwin Chan zusammen.
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