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22.05.2024

Gemeinschaftlich Wohnen im Alter

Witherford Watson Mann architects in London


Ein traditionelles „almshouse“, also im ursprünglichen Sinne ein Armenhaus für ältere Menschen, in ein adäquates Wohnkonzept für Senior*innen zu übersetzen – dieser Aufgabe stellten sich die Stirling-Preisgewinner von 2013 Witherford Watson Mann architects (London). Nachdem sie zuletzt etwa einen Komplex für Co-Working-Spaces im Norden der britischen Hauptstadt oder ein Collegegebäude für die Eliteuniversität in Cambridge entwarfen, galt es hier einer ganz anderen Zielgruppe zu begegnen. Die Bauherrin United St. Saviour’s Charity, eine Wohlfahrtsorganisation, hat damit bereits Erfahrung. Seit Jahrhunderten agiert sie im Londoner Stadtteil Southwark und betreibt dort weitere almshouses. Das Appleby Blue ist nun ihre dritte vergleichbare Einrichtung.

Das urbane Altersheim umfasst 57 betreute Wohneinheiten für Menschen ab 65 Jahren sowie Räume für gemeinschaftliche und öffentliche Begegnung. Das Appleby Blue sieht sich hier durchaus auch als Blaupause für künftigen sozialen Wohnungsbau. Denn das Gebäude ist so konzipiert, dass es sowohl den Bewohnenden als auch dem Quartier dient. Als Abfolge vom gänzlich öffentlichen Straßenraum bis hin zu zurückgezogenenen Pfaden und Plätzen im Inneren gestaltet, soll der Komplex das Gemeinschaftsgefühl fördern sowie der Einsamkeit entgegenwirken. Beim Konzept unterstützte der britische Schriftsteller und Sozialhistoriker Ken Worpole das Planungsteam.

Neben einem Büro für die Bewohnerbetreuung im Erdgeschoss findet sich dort auch eine Gemeinschaftsküche, in der generationsübergreifende Kochevents oder Ernährungskurse stattfinden. Darüber hinaus gibt es eine Bibliothek, einen Hobbyraum und einen Schulungsraum etwa für Häkel- oder Computerkurse. Ein zentraler Bestandteil ist der üppig bepflanzte Innenhof, der einer Waldlichtung gleichen sollte und mit Wasserkaskaden ausgestattet ist. Den Garten entwarfen die Landschaftsarchitekt*innen von Grant Associates (Bath). Daran schließt auch der verglaste Gartensaal an, der in Anblick und Akustik rein gar nichts vom regen Treiben im Herzen des Quartiers Bermondsey südlich der Themse erahnen lässt. Im zweiten Obergeschoss ergänzt ein Dachgarten mit Kräuter- und Obst-Hochbeeten die Idylle und das Akitivitätsangebot – selbst für mobilitätseingeschränkte Menschen.

Die Wohnungen sind um den Gartenhof angeordnet. Der nach Süden ausgerichtete Flügel reicht lediglich über zwei Geschosse, sodass Sonnenlicht den Innenhof erreicht. Mit Wohnungen von 55 bis 79 Quadratmetern Größe – davon elf rollstuhlgerecht, sowie zwei Atelierwohnungen für Forschungsassistent*innen – umfasst der Komplex insgesamt 5.800 Quadratmeter Fläche.

Stahlbetonfertigteile, massives Eichenholz und der allgegenwärtige Backstein bestimmen das Bild, das sich bewusst an die viktorianischen Reihenhäuser und Sozialwohnungen der Nachkriegszeit anlehnen will. Ein leichter Knick zum Straßenraum hin, zweigeschossige Erker, ein rückspringendes Attikageschoss sowie die unterschiedlichen Höhen sorgen für Abwechslung. Zuvor stand auf dem Grundstück ein Pflegeheim, das seinem Zweck nicht mehr gerecht wurde. Die Baukosten werden mit umgerechnet rund 29 Millionen Euro angegeben. (sab)

Fotos: Philip Vile, Philipp Ebeling


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