Wie läuft es denn so im Arbeitsalltag? Das fragen die Länderkammern unter Federführung der Bundesarchitektenkammer (BAK) alle zwei Jahre ihre Mitglieder. Kürzlich wurden die Ergebnisse der berufspolitischen Befragung 2025 veröffentlicht.
Laut BAK-Präsidentin Andrea Gebhard ist diese Erhebung ein wichtiger Kompass für die Arbeit der Kammern. Auf dieser Basis könne man „gezielt auf politische Entscheidungen einwirken und die Anliegen der planenden Berufe fundiert vertreten“. So erweist sich die Umfrage auch als Abbild gegenwärtiger gesellschaftlicher wie fachspezifischer Debatten – vom Trend zur Teilzeit über Bürokratie bis hin zu Künstlicher Intelligenz.
Gründungsbereitschaft und Ausbildung
Die Lust auf Selbstständigkeit nimmt laut dieser Umfrage ab. 41 Prozent der angestellten Architekt*innen schließen eine Bürogründung gänzlich aus – 2015 waren es 38 Prozent. Als Gründe nennen die Kammermitglieder vor allem finanzielle Unsicherheit, Sorge um die Work-Life-Balance oder bürokratische Hürden. Möglicherweise könnte man auch einen Zusammenhang mit Defiziten in der Ausbildung sehen. Zumindest fühlen sich befragte Juniorarchitekt*innen in den Bereichen Recht, Bauleitung und wirtschaftliche Planung schlecht vorbereitet. Indessen bewerten sie die Vermittlung gestalterischer und technischer Inhalte als solide.
Bauantragswesen
Tatsächlich gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Architekt*innen und Bauämtern laut Umfrage problematisch. 60 Prozent der Bauanträge seien fehlerhaft, geben Beschäftigte aus der Verwaltung an. Sowohl bauordnungsrechtliche (vor allem Brandschutz) als auch planungsrechtliche und formale Anforderungen stellen Probleme dar. Die Lösungsansätze gehen dabei auseinander: Während etwa die antragstellenden Architekt*innen einfachere und überregional einheitliche Vorgaben oder Bauvorbesprechungen fordern, wünschen sich die Bauverwaltungen mitunter mehr Sorgfalt und eine bessere rechtliche Ausbildung.
Interessant ist hier auch die Frage nach den Auswirkungen der Genehmigungsfiktion, die in einigen Bundesländern bereits eingeführt wurde und die nun auch wichtiger Bestandteil des beschlossenen Bau-Turbos ist. 64 Prozent der Verwaltungsbeschäftigten sagen, der Genehmigungsprozess habe sich gar nicht verändert. Angegeben wurde allerdings auch, dass Fristverlängerungen (beispielsweise für nachzureichende Unterlagen) nicht mehr gewährt werden. Ebenso sei die inhaltliche Ausweitung von Anhörungsverfahren (um etwa Umwelt- oder Denkmalschutzbehörden zu integrieren) teils nicht mehr möglich. Beides sagen jeweils 18 Prozent.
DIN-Normen und KI
Die vielbesprochenen DIN-Normen betrachten die Kammermitglieder ambivalent. Einer großen Mehrheit geben sie zwar Planungssicherheit. Gleichzeitig beklagen viele auch Einbußen in der gestalterischen Freiheit und sehen darin aufgrund der Menge eine Mitursache für steigende Baukosten. Den Gebäudetyp-e betrachten 44 Prozent als richtigen Weg, für 31 Prozent ist er hingegen definitiv keine Lösung.
Den größten Umfrage-Teil widmeten die Kammern der Künstlichen Intelligenz. Auch wenn man in der medialen Öffentlichkeit kaum um das Thema herum kommt, setzen Architekt*innen KI-Tools noch zurückhaltend ein. Lediglich 29 Prozent nutzen sie im Büroalltag. Dazu zählen vor allem größere Büros mit mehr als 25 Mitarbeitenden. Insbesondere in der kreativen Arbeit spielt KI bislang eine untergeordnete Rolle. Vorrangig wird sie für Texte, rechtliche Fragen oder Nutzung von Normen angewendet. Das größte Potenzial sehen die Befragten in der Effizienzsteigerung. Dass durch KI auch die eigene Tätigkeit automatisiert, respektive ersetzt wird, fürchten gut 20 Prozent.
Teilzeittätigkeit
Teilzeittätigkeit bleibt ein Thema, an dem sich Geschlechterunterschiede festmachen. 43 Prozent der Frauen arbeiten in Teilzeit, wobei sie vor allem Kinderbetreuung und Pflege als Gründe angeben. Männer hingegen, die zu 12 Prozent in Teilzeit arbeiten, nehmen häufiger zusätzliche berufliche Tätigkeiten auf oder Teilrente in Anspruch.
Von gut 96.000 eingeladenen Mitgliedern aus allen Länderkammern nahmen rund 15.600 an der Befragung im Mai und Juni 2025 teil. Damit ist die Beteiligung von 18 Prozent für das Berichtsjahr 2023 auf rund 16 Prozent gesunken. (mh)
Zum Thema:
Weitere Ergebnisse der berufspolitischen Befragung gibt es auf der Website der BAK.
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auch ein | 10.11.2025 15:55 Uhrarchitekt
das wort "gründungsbereitschaft" ist lustig....
früher waren das die "küchentischarchitekten", die abends noch nen wettbewerb "geschrubbt" (war die floskel) haben und dann bei erfolg die küche zum arbeitsplatz gemacht haben.
heute zahlt man ja schon fürs rendern eines perspektivchens für den dreizimmer-kindergartens europaweit ausgeschrieben soviel wie für eine küche.
aber heute sind ja alle "Gründer", das war früher jeder der sich.selbständig gemacht hat, mit einer ausbildung. und nicht "ich würde gerne gründen, hmmm ich überleg mal mit was"...allerdings: das hat den trend zum co-working angezettelt....kann man gut schauen was die anderen so "gründen"