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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wettbewerb_fuer_Synagoge_in_Hamburg_entschieden_10166589.html

08.12.2025

Kritische Rekonstruktion für Synagoge

Wettbewerb für Synagoge in Hamburg entschieden


Die Hamburger Synagoge am Bornplatz soll nach ihrer Zerstörung während der Novemberpogrome 1938 bald wiedererrichtet werden. Kürzlich wurden die Ergebnisse des Wettbewerbs veröffentlicht, den die Jüdische Gemeinde in Hamburg und die Stadt Hamburg zuvor ausgelobt hatten. Den ersten Preis erlangten Schulz und Schulz gemeinsam mit Haberland Architekten und POLA Landschaftsarchitekten. Neben ergänzenden Baukörpern sehen alle Beiträge getreu der Auslobung eine abstrahierende Rekonstruktion der neoromanischen Bornplatzsynagoge von 1906 vor.

Nachdem bereits seit Jahrzehnten öffentliche Debatten über die Rekonstruktion der Synagoge geführt wurden, brachte eine Haushaltsentscheidung des Bundestags 2020 die vagen Pläne ins Rollen: 65 Millionen Euro will allein der Bund für das Bauvorhaben zur Verfügung stellen. Anfang 2021 sprachen sich rund 100.000 Hamburger*innen in einer Unterschriftensammlung für den „Wiederaufbau einer repräsentativen Synagoge am ehemaligen Standort der Bornplatzsynagoge“ aus. Eine Machbarkeitsstudie von Wandel Lorch Götze Wach (Frankfurt am Main) bestätigte das Vorhaben 2022 schließlich.

Nach einem vorgeschalteten internationalen Bewerbungsverfahren lobte die Jüdische Gemeinde die Bauaufgabe 2024 als nicht offenen zweiphasigen Realisierungswettbewerb mit freiraumplanerischen Anteil aus. Schwerpunkt war der „Neubau einer orthodoxen Synagoge im Sinne einer kritischen Rekonstruktion bzw. Interpretation der historischen Anmutung.“ Dieser sollte mit einem Gebetsraum für 600 Personen vor allem rituellen Zwecken dienen. Daneben sah die Planung unter anderem einen liberalen Gebetsraum für 200 Personen, eine Bibliothek, Wohnungen und eine Kinderbetreuung vor – das gesamte Raumprogramm mit rund 6.000 Quadratmetern Nutzfläche durfte dabei auch auf ein ergänzendes Bauvolumen sowie bereits bestehende Gemeinderäume verteilt werden. Vier von 25 zugelassenen Projekten wurden ausgezeichnet. Im Überblick:


  • 1. Preis: Schulz und Schulz (Leipzig) mit Haberland Architekten und POLA Landschaftsarchitekten (beide Berlin)
  • 2. Preis: Barozzi Veiga (Barcelona) mit Kollektiv B (Leipzig) und Grieger Harzer Dvorak (Berlin)
  • 3. Preis: Atelier Kempe Thill (Rotterdam) mit Thörner Kaczmarek (Düsseldorf) und hochC Landschaftsarchitektur (Berlin)
  • 4. Preis: Architekturbüro Böhm (Köln) mit JSWD Architekten und RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekt:innen (beide Berlin)

Der Jury mit insgesamt 27 Mitgliedern gehörten unter anderem Vertreter*innen der Stiftung Bornplatzsynagoge wie die Vorsitzende Carola Veit an. Daneben waren Josef Schuster (Präsident Zentralrat der Juden), Franz-Josef Höing (Oberbaudirektor) und Philipp Stricharz (Vorsitz Jüdische Gemeinde Hamburg) stimmberechtigt. Den ersten Preis begründet die Jury wie folgt: „Durch das einheitliche Material, die stadträumliche Klarheit und die gleichzeitig unabhängigen architektonischen Aussagen zeichnet die Arbeit ein realistisches Bild der Stadtreparatur und der Verwirklichung des Wiederaufbaus der Bornplatzsynagoge.“

Letztlich visualisieren alle Beiträge hinsichtlich der Bornplatzsynagoge eine Rekonstruktion der originalen Kubatur. So bleiben Gliederung und Proportionen der Außenerscheinung stark am neoromanischen Bau orientiert. Eigene Charaktere erhalten die Bauten durch variierende Materialität und Ausgestaltung. Daneben fallen die Arbeiten im Hinblick auf ihre unterschiedlichen Freiraumkonzepte, die Übersetzung der orthodoxen Gebetsräume sowie die Gestaltung des ergänzenden Baukörpers auf.

Vor dem Baustart soll ein NS-Bunker weichen, der aktuell Teile des Grundstücks besetzt. Einen endgültigen Zeitplan hierfür gibt es noch nicht. Die Senatskanzlei Hamburg, die das Verfahren koordiniert, will den Abriss noch 2026 ermöglichen. (tg)


Zum Thema:

2022 entwarfen 140 Studierende verschiedener deutscher Universitäten gemeinsam mit ihren Lehrstühlen Beiträge zur Neugestaltung unter anderem der Synagoge am Bornplatz.


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Zu den Baunetz Architekt*innen:

Schulz und Schulz


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1. Preis: Schulz und Schulz (Leipzig) mit Haberland Architekten und POLA Landschaftsarchitekten (beide Berlin)

1. Preis: Schulz und Schulz (Leipzig) mit Haberland Architekten und POLA Landschaftsarchitekten (beide Berlin)

2. Preis: Barozzi Veiga (Barcelona) mit Kollektiv B (Leipzig) und Grieger Harzer Dvorak (Berlin)

2. Preis: Barozzi Veiga (Barcelona) mit Kollektiv B (Leipzig) und Grieger Harzer Dvorak (Berlin)

3. Preis: Atelier Kempe Thill (Rotterdam) mit Thörner Kaczmarek (Düsseldorf) und hochC Landschaftsarchitektur (Berlin)

3. Preis: Atelier Kempe Thill (Rotterdam) mit Thörner Kaczmarek (Düsseldorf) und hochC Landschaftsarchitektur (Berlin)

4. Preis: Architekturbüro Böhm (Köln) mit JSWD Architekten und RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekt:innen (beide Berlin)

4. Preis: Architekturbüro Böhm (Köln) mit JSWD Architekten und RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekt:innen (beide Berlin)

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