Im Norden Portugals liegt an den steilen Ufern des Flusses Douro eines der ältesten, als UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Weinanbaugebiete, das Alto Douro. Hier haben Menschen schon in der Bronzezeit Getränke aus Trauben hergestellt und noch heute prägen die Weinbauterrassen die Landschaften der geschwungenen Abhänge. Aus genau diesen Formen – Terrassen und Schwüngen – besteht auch die Architektur eines neuen Weinguts, das nach Entwürfen von Atelier Sérgio Rebelo (Porto) bei Tabuaço errichtet wurde, etwa 140 Kilometer östlich von Porto.
Rebelo wollte ein Gebäude entwickeln, dass sich in die geschützte Landschaft einfügt, sich auf die tradierte Architektur der regionalen Weinbauer bezieht, und das dennoch zeitgenössisch und eigenständig ist. Dafür stellte der Architekt ein Team aus Expert*innen zusammen, darunter eine Historikerin und einen Önologen sowie die Landschaftsarchitektin Sofia Pera.
Der aus mehreren geschwungenen Volumen bestehende Neubau sitzt über den Terrassen des Weinguts Quinta de Adorigo und erlaubt einen Panoramablick auf den Fluss. Die Abfolge der Räume nutzt das natürliche Gefälle für die Produktion des Weines – ganz so, wie es schon immer gemacht wurde. Ein großer Teil der Weinlager befindet sich unterirdisch, um die Temperaturschwankungen in der Region ohne großen Energieaufwand ausgleichen zu können. Nur die nach Norden ausgerichteten Fassaden sind zu sehen.
Die Baukörper haben nur wenige Fenster, Tageslicht gelangt vor allem über die Fenster in der Dachstruktur hinein. Da das Weingut keinen Anschluss ans Wassernetz hat, wird Regenwasser gesammelt. Der Energieaufwand soll nur ein Achtel eines vergleichbaren, herkömmlichen Weinguts betragen.
Holzrahmen und Brettsperrholz-Platten bilden die tragende Konstruktion. Die erdberührten Teile sind als Betonsockel ausgebildet, die sichtbaren Fassaden mit Fertigteilen aus Glasfaserbeton verkleidet. Die Terrassen ließen die Architekt*innen aus Naturstein mauern, wie es bei Weingütern der Region üblich ist.
Doch die Dachlandschaft aus den drei ineinander fließenden Satteldächern, die sich offen sichtbar über die hohen Innenräume legen, besteht aus Holz und gibt dem Bau eine warme Atmosphäre. Gegenüber einer Betonkonstruktion habe man etwa 40 Prozent CO2-Emissionen vermeiden können. Zu den 1.100 Quadratmetern überbauter Fläche, die nun für Produktion und Verkostung entstanden sind, wird sich bis Ende 2026 noch ein Hotel mit 25 Zimmern gesellen. Dieses wird ebenfalls von Atelier Sérgio Rebelo entworfen. (fh)
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Sieben | 29.11.2025 18:55 UhrBeton / Holz
Die Holzideologie nimmt skurrile Züge an: Der Betonsockel sieht jetzt schon wie Holz aus (Bild 1)