Dass sich technische Infrastrukturbauten nicht mehr verstecken müssen, lässt sich inzwischen vielerorts beobachten. Funktion und anspruchsvolle Architektur sind längst keine Gegensätze mehr. In Varberg an der schwedischen Westküste entstand nun ein Bau, der das Konzept „Wasserturm“ buchstäblich in die Horizontale kippt.
Våga heißt das Projekt, entworfen von White Arkitekter (Göteborg). Der Name bedeutet im Schwedischen „Welle“ und „Wagnis“, was beides gut passt. Denn während klassische Wassertürme als zylindrische Solitäre in der Landschaft stehen, zieht sich Våga flach und lang über einen Hügel am Stadtrand. 187 Meter misst die Anlage in der Länge, bei gerade einmal neun Metern Breite. Sichtbar ist sie nicht nur von der nahegelegenen Europastraße, sondern auch eindeutig in ihrer architektonischen Haltung: Der Bau will auffallen. Und das gelingt.
Entstanden ist der Entwurf im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs, den die Stadt Varberg und der kommunale Wasserversorger Vivab 2018 ausgelobt hatten. Anlass war der Bevölkerungszuwachs der Stadt: rund 30 Prozent in den vergangenen 25 Jahren. Das neue Reservoir ersetzt einen veralteten Turm und kann mit 10.000 Kubikmetern Fassungsvermögen etwa fünfmal so viel Wasser speichern wie sein Vorgänger.
Die Konstruktion ruht auf neun massiven Pfeilern, wobei der mittlere deutlich voluminöser ist und ein Treppenhaus samt Aufzug beherbergt. Die Reservoirs darüber sind beidseitig von je acht identischen Betonmodulen umhüllt – konkav geformt, rhythmisch gesetzt, abstrakt an eine Wellenbewegung erinnernd. Die Gestaltung ist eindeutig skulptural, bleibt aber funktional lesbar.
Der Hügel, auf dem der Bau liegt, ist öffentlich zugänglich und fungiert als Aussichtspunkt und Naherholungsort. Statt abgeschirmter Technik zeigt sich Infrastruktur hier als Teil des öffentlichen Raums. Planunterlagen des Projektes wurden uns aus Sicherheitsgründen nicht zur Verfügung gestellt. (gk)
Fotos: Anna Kristinsdóttir, Joacim Winqvis
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Kein Architekt | 18.06.2025 16:00 UhrSchön...
...ist das nicht. Ich finde diesen Bau traurig und deprimierend.