- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
23.07.2025
Wohnen mit Fenster zur Maas
WE architecten und Paul de Ruiter Architects in Rotterdam
Im Rotterdamer Lloydkwartier wollen viele Neubauten an die Vergangenheit des Areals mit seiner einst bedeutsamen Reederei erinnern. Wo im 19. Jahrhundert Schiffe nach Niederländisch-Indien gestartet sind, entsteht gerade ein Hotspot für nachhaltige Stadtentwicklung und stilvolles Wohnen. Im vergangenen Jahr eröffnete der Lloyd Yard von WE architecten und Paul de Ruiter Architects (beide Amsterdam) mit kleinteiligen Wohnzeilen, die sich einen industriell anmutenden Hof teilen.
Um 1970 wurde der Schiffsverkehr der Rotterdam Lloyd stark eingedampft und spätestens mit dem Ausbau des großen Hafenareals direkt an der Küste verlor der Pier der ehemaligen Reederei im Südwesten des Zentrums an Bedeutung. Seit den 2010er Jahren forciert die Stadt die Ertüchtigung zum Wohnquartier, indem sie einzelne Grundstücke im Bieterverfahren an Projektentwickler vergibt. Das Bauunternehmen VolkerWessels setzte sich in einem solchen Verfahren durch und erhielt schließlich den Zuschlag für die Bebauung eines rund 7.500 Quadratmeter großen Grundstück in Toplage.
Die Architekt*innen beider Büros waren von Anfang an Teil des Projekts. 2020 entstanden die ersten Pläne für den Lloyd Yard. 136 Wohneinheiten sind seitdem entstanden, davon knapp 60 Prozent als Eigentums- und der Rest als Mietwohnungen. In Summe wurden 18.000 Quadratmeter Wohnfläche realisiert, die sich auf verschiedene Wohntypen aufteilen. Viele davon richten sich als Maisonettes an Familien, vereinzelt finden sich aber auch kleinere Mietwohnungen, die laut Architekt*innen im „mittleren Preissegment“ liegen. Neben privaten Dachgärten mit Gewächshäusern wurde zudem ein Café im Erdgeschoss eröffnet.
Zur Uferkante zeigt sich das Ensemble mit drei heterogen gestalteten Bauvolumen, von denen das südöstliche mit elf Geschossen am höchsten ist. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit wird schnell klar, dass die rational gestalteten Fassaden zusammengehören – so akribisch wie hier alle Geschosskanten aufeinandertreffen. Im Gemeinschaftshof zeigt sich die Anlage dafür noch mal variabler. Weitere vier Baukörper mit alternierenden Geschosshöhen, Kubaturen und Materialitäten transportieren die Vielfalt der Wohntypen nach außen. Die Architekt*innen betonen dabei den „ungeschliffenen Charakter“ der Anlage.
Trotzdem bleibt auch hier eine gewisse Kohärenz erkennbar – Klinker, Aluminium und Cortenstahl finden sich nicht nur an Fassaden wieder, sondern fließen auch in die Außenraumgestaltung des Rotterdamer Landschaftsarchitekturbüros ZUS ein. Den dramaturgischen Höhepunkt bildet eine rostrote Freitreppe, über die das sogenannte Maasfenster betreten werden kann. Diese Terrasse bietet einen weiten Ausblick auf den breiten Fluss, was besser funktioniert, als beim benachbarten Holzhochhaus SAWA, das ein ähnliches bauliches Motiv zeigt. Dank verspiegelter Decken ist das Wasser sogar ohne Treppensteigen direkt vom Innenhof aus erkennbar. (tg)
Fotos: Aiste Rakauskaite
Zum Thema:
Der Lloyd Yard gilt als Musterbeispiel für autarkes und energetisch effizientes Bauen. Die BauNetzWOCHE „Ökohafen Rotterdam“ von 2018 steigt tiefer in die ambitionierten Vorhaben der Hafenstadt ein.
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
Kommentare:
Kommentare (4) lesen / Meldung kommentieren










